Brenda Joyce
diesem Gedanken krampfte sich sein Herz schmerzlich zusammen.
»Wie ich hörte, genießt du einen ausgezeichneten Ruf«, sagte Leigh
Anne leise, wobei sie ihn eindringlich anstarrte. Mit einem kleinen Lächeln
fuhr sie fort: »Ich habe mir sagen lassen, du bist hoch angesehen und giltst in
gewissen Kreisen als zukünftiger Kandidat für einen Senatorenposten.«
Er wusste genau, worauf sie hinauswollte, und verkrampfte sich,
wenn möglich, noch mehr.
»Ich kann
dir helfen, Rick«, fuhr sie fort.
Er starrte sie an. Welches Spiel spielte sie da? »Ich will keine
Hilfe von dir.«
»Nein? Ich kann dir helfen, die Wahl zu gewinnen und Senator zu
werden. Eine Scheidung hingegen wäre das Ende deiner Karriere, und zwar ein
für alle Mal. Niemand in diesem Land würde so etwas jemals vergessen – du
wärest politisch ein Aussätziger. Um für den Senat zu kandidieren, brauchst du
eine elegante, gewinnende Frau an deiner Seite. Eine, die den Geldgebern die
Hand schüttelt, die deine Kandidatur finanzieren; eine, die bei den
Dinnerpartys, auf denen du um Spenden wirbst, die Gastgeberin spielt und dich
bei politischen Anlässen begleitet. Du brauchst eine Frau, die den Gentlemen,
die dich unterstützen, zulächelt und an deiner Seite um Wählerstimmen wirbt. Du
brauchst mich, Rick.«
»Vielleicht werde ich überhaupt niemals für den Senat kandidieren«,
entgegnete er.
Sie zuckte die Schultern. »Jedenfalls
willige ich nicht in die Scheidung ein. Jetzt nicht und niemals. Es tut mir
Leid, dass du dich in eine andere verliebt hast, aber jetzt tue ich, was ich tun
muss«, erklärte sie. »Schließlich wäre es auch mein Ruin – oder warst du
kaltherzig genug zu vergessen, dass eine geschiedene Frau gesellschaftlich eine
Geächtete ist?«
Sein Herz schlug heftig. Im Geiste sah er
Francesca ganz deutlich vor sich – klug, schön, unsäglich entschlossen, ja,
geradezu starrsinnig. Seit ihrer ersten Begegnung – die ganze Zeit über, als
die Liebe zwischen ihnen aufkeimte, während sie selbst noch in seliger
Unkenntnis darüber schwebten – hatte der Gedanke an sie ihn zum Lächeln gebracht,
er hätte lachen und jubeln mögen. Nun dachte er an sie, und ihm war nach Weinen
zumute.
Er konnte nicht zulassen, dass Leigh Anne
ihnen im Weg stand – doch hatte er nicht insgeheim immer gewusst, dass seine
Frau ihn niemals in Frieden würde gehen lassen? Und war ihm nicht ebenso klar
gewesen, dass die Aussicht auf eine Politikerkarriere ihn unwiderstehlich
anzog und er seine Ambitionen nicht einfach über Bord werfen konnte?
Schließlich gab es so viel zu erreichen, so vieles blieb noch zu tun! Den Sumpf
der Korruption in der New Yorker Polizeibehörde trockenzulegen war erst der
Anfang.
Er umklammerte eine Sessellehne. »Du wirst niemals in einem
Wahlkampf an meiner Seite stehen. Wir sind getrennt, und daran wird sich auch
nichts ändern.«
Sie lächelte sanft, mit unterschwelliger Sinnlichkeit, und erwiderte
nichts.
Seine Knöchel wurden weiß. »Hier geht es nicht um meine Zukunft,
nicht wahr? Dies ist deine Art, mich zu strafen. Warum? Vier Jahre sind
vergangen. Jeder von uns hat sein Leben weitergeführt. Warum stellst du dich
mir jetzt in den Weg? Warum bist du wirklich zurückgekommen?«
Ihre herrlichen grünen Augen wurden feucht. »Ist das nicht offensichtlich?«,
fragte sie.
»An dir
ist nichts offensichtlich«, versetzte er schroff.
»Ich liebe dich noch immer, Rick«, sagte sie. »Und ich werde nicht
zulassen, dass eine andere Frau dich bekommt.«
Francesca vermochte sich nicht zu konzentrieren.
Ihre Droschke hatte in der Auffahrt zu Calder Harts riesiger Villa gehalten,
doch sie rührte sich nicht von der Stelle. Sie war wie erstarrt. Leigh Anne
Braggs bezauberndes Gesicht hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt, ebenso
wie Braggs wutverzerrtes.
Der Kummer lastete schwer auf ihr. Sie empfand einen entsetzlichen
Verlust, doch noch größer war ihre Angst – es war buchstäblich Panik. Nichts
würde jemals wieder so sein wie zuvor, dachte sie voller Grauen. Leigh Anne war
zurückgekehrt, und Francescas Instinkte verrieten ihr mit aller Deutlichkeit,
dass die Frau zu bleiben gedachte.
Du kannst ihn noch immer dazu bringen, sich
von ihr scheiden zu lassen, sagte
eine leise Stimme in ihrem Kopf. Diese Möglichkeit bleibt bestehen. Francesca
schlug beide Hände vor das Gesicht. Ihre Finger zitterten, und sie kämpfte
gegen den Drang zu weinen. Eine Scheidung kam nicht infrage, denn sie würde
ihn nicht seiner
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