Brenda Joyce
Zorns. Francesca schauderte – nie zuvor hatte sie jemanden
gesehen, der derart hart und gefährlich wirkte. Ihr kam der Gedanke, dass
dieser Mann sicher fähig wäre, einen anderen Mann zu hängen und langsam zu
Tode zu foltern, wenn dieser ihm einen Grund dazu gäbe.
Bragg kam dazu. »Shoz, wir
müssen miteinander sprechen. Jetzt gleich – ein inoffizielles Gespräch, ehe die
Polizei eintrifft.«
Shoz verzog den Mund. »Ich
wünschte, du hättest die Polizei nicht gerufen, Rick.«
Bragg blickte ihm fest in die Augen. »Hast du vor, ihn zu hängen
und dann aufzuschlitzen?«
Shoz stutzte. Gleich darauf versetzte er mit einem Grinsen, das
jedem Betrachter kalte Schauder über den Rücken jagen musste: »Vielleicht.«
»Shoz!«, schrie Lucy auf.
»Nein!«
Er wandte sich ihr zu. »Du solltest lieber gehen. Grace, bring sie
nach oben. Geh zu den Kindern und bleib dort, bis ich dich rufe.«
Francesca zog eine Augenbraue hoch. Er benahm sich reichlich
gebieterisch.
Lucy protestierte mit blitzenden Augen: »Ich gehe nicht zu den
Kindern. Ich will mich auch nützlich machen.«
»Nein«, entgegnete er schroff. Dann wurde sein Ausdruck weicher,
und er zog sie an sich. »Ich werde Chrissy wieder nach Hause bringen. Lebend.
Vertrau mir«, sagte er.
In Lucys Augen schimmerten Tränen. Sie nickte und flüsterte: »Es
tut mir so Leid.«
Plötzlich fasste ihr Mann sie am Kinn und küsste sie fest. »Ich
werde mich um alles kümmern«, versprach er, als seien sie beide die einzigen
Menschen im Raum.
Lucy nickte. »Das weiß ich.«
Grace war ebenfalls aufgestanden und blickte sie abwartend an.
»Komm mit, lass uns hinaufgehen, während die Männer über das weitere Vorgehen
beraten. Ich denke, es wird Roberto gut tun, wenn du jetzt bei ihm bist. Er ist
sehr tapfer und versucht, seine Gefühle zu verbergen, aber ich sehe ihm an,
dass er sich entsetzlich sorgt.«
Lucy nickte, doch bevor sie ging, ergriff sie die Hand ihres Mannes
und drückte sie. »Ich liebe dich.«
Er lächelte nur schweigend. Seine silbergrauen Augen ruhten
unablässig auf ihr, bis sie und Grace den Raum verlassen hatten. Dann wandte
sich Shoz um und starrte Francesca durchdringend an.
»Dies ist Francesca Cahill«, stellte Bragg sie vor, der den Blick
als Frage deutete. »Sie ist Detektivin und hat mir bereits in drei wichtigen Fällen
geholfen, Verbrechen aufzuklären. Sie bleibt bei uns.«
Unter
anderen Umständen hätte diese sachlich vorgebrachte Beschreibung ihrer Person
Francesca in Hochstimmung versetzt, doch nun lächelte sie Shoz nur
zurückhaltend an.
Er nickte
knapp. »Wer hat Chrissy entführt? Wann fing die Erpressung an?«
Hart ging an Francesca vorbei, um die Tür zur Bibliothek zu
schließen. Dabei würdigte er sie keines Blickes.
»Joseph Craddock.«
»Joe
Craddock?«, vergewisserte sich Shoz entgeistert.
»Du
erinnerst dich also an ihn?«
Shoz' Nasenflügel bebten. »Teufel, ja. Ein Hurensohn, von den
Zehenspitzen bis zum Scheitel. Ich werde ihn umbringen.«
Bragg packte seinen Schwager am Arm. »Craddock erpresst Lucy. Er
hat bereits vor etwa einem Monat in Paradise begonnen, ihr nachzustellen. Am
Sonntag hat er ihr dann eine Nachricht übergeben, in der er drohte, den
Kindern etwas anzutun, wenn sie ihm nicht heute Mittag fünftausend Dollar
zahlte. Und nun hat er Chrissy in seine Gewalt gebracht.«
Shoz bebte. »Ich hätte diesen Hurensohn schon vor langer Zeit
umbringen sollen.«
Francesca zuckte zusammen – offenbar war es ihm völlig ernst
damit.
»Was hat Craddock gegen dich, Shoz?«, fragte Bragg und blickte
ihn fest an.
Shoz grinste. Sein Ausdruck war
gnadenlos. »Er hasst mich abgrundtief. Hier geht es nicht um Geld – es geht um
Rache.«
Francesca schauderte. »Warum?«
Sein eiskalter Blick verriet ihr, dass ihm die Frage nicht gefiel.
Francesca zwang sich zu einem Lächeln. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht – das
spielt möglicherweise eine wichtige Rolle.« Sie hatte sofort das Gefühl, dass
es ein entsetzlicher Fehler gewesen war, sich in das Gespräch einzumischen.
Dies war ein Mann, dem man besser nicht in die Quere kam.
Jemand trat an ihre Seite. Es war eine beschützende Geste, doch
Francesca zuckte instinktiv zusammen. Als es ihr gelang, den Blick von Shoz
loszureißen, stellte sie fest, dass Hart neben ihr stand, wenn auch ohne sie
anzusehen.
Ihr Herz setzte einen Schlag aus.
»Sagen wir einfach, ich habe ihm die Frau weggenommen«,
sagte Shoz gedehnt. Dann fügte er hinzu: »Wir haben
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