Brenda Joyce
eingejagt.«
Selbstverständlich hatte sie
Francesca einen Schrecken eingejagt.
»Selbstverständlich nicht.« Sie
lächelte noch strahlender. »Ich habe mich sehr darauf gefreut, Ihre
Bekanntschaft zu machen.«
Leigh Anne strahlte sie
ebenfalls an. »Ganz meinerseits.« Das wurde ja immer besser. Francescas
Missstimmung wuchs. »Bragg spricht so lobend von Ihnen – und so häufig.«
Leigh Anne
lächelte noch immer. »Lieben Sie ihn sehr?«
Francesca
erstarrte, als habe jemand auf sie geschossen. »Wie bitte?«
»Sollen wir wirklich weiter unsere Spielchen spielen?« Mit einem
Seitenblick auf Francesca schlenderte Leigh Anne zu einer Vitrine hinüber, als
wolle sie die Sammlung blauweißen Porzellans darin bewundern.
»Spielchen?«, wiederholte Francesca wie ein Dummerchen, das das
Wort nicht verstand.
Leigh Anne wandte sich mit unverminderter Freundlichkeit zu ihr
um. »Er liebt Sie. Er hat es mir selbst gesagt – und ich lese es in seinen
Augen, wenn er von Ihnen spricht. Ich glaube, ich verstehe. Sie beide haben
vieles gemeinsam. Wie ich hörte, sind Sie eine politisch ungewöhnlich aktive
Frau. Außerdem wurde mir berichtet, Sie seien eine begnadete Detektivin. Ich
kann mir denken, warum Rick Sie bewundert«, erklärte sie mit ernster Miene.
Wie konnte diese Frau so viel über sie wissen? Von wem hatte sie
diese Informationen? »Bragg und ich haben gemeinsam mehrere grausige
Verbrechen aufgeklärt«, entgegnete sie steif. »Wir sind befreundet.«
Leigh Annes Lächeln wurde steif. »Nun,
offenbar betrachtet er Sie aber nicht als bloße Freundin, Miss Cahill. In
gewisser Weise ist das wohl alles meine Schuld, weil ich nicht bei ihm war, an
seiner Seite, wie es einer Ehefrau geziemt. Es tut mir sehr Leid, dass es so
gekommen ist, Miss Cahill. Wirklich«, schloss sie leise.
Francesca verschränkte die Arme vor der
Brust. Ob Leigh Anne ihre – zweifellos gelungene – Ansprache vorher geprobt
hatte? Ganz gewiss meinte sie kein Wort von dem, was sie gesagt hatte! »Lassen
wir die Spiele«, sagte sie abrupt und beobachtete erfreut, wie ihr Gegenüber
zusammenzuckte. »Sie und Bragg leben seit vier Jahren getrennt. Warum sind Sie
so plötzlich zurückgekehrt?«
»Cecelia Thornton«, erwiderte Leigh Anne knapp. Ihr Blick war
unbehaglich direkt.
»Cecelia Thornton?« Francesca versuchte angestrengt, sich eine
verschüttete Erinnerung ins Gedächtnis zurückzurufen.
»Sie hat Sie und meinen Mann im Theater getroffen und aus dem, was
sie sah, gefolgert, dass Sie eine intime Beziehung pflegen. Cecilia lebt in
Boston und kam umgehend zu mir, um mich zu warnen, dass sich da etwas anbahnt.«
Francescas Unbehagen wuchs. Oh, jetzt erinnerte sie sich in der
Tat an die fragliche Begegnung. Sie und Bragg hatten vor der Vorstellung
gemeinsam etwas getrunken. Als sie sich umwandten, hatten sie bemerkt, dass
Mrs Thornton von den Bostoner Thornton – eine Freundin von Francescas Mutter –
sie aufmerksam beobachtete.
»Sind Sie seine Mätresse?«, fragte Leigh
Anne.
Francesca
unterdrückte mühsam den Reflex, nach Luft zu schnappen. Sie zögerte, nunmehr
steif wie eine Eichenbohle. Sollte sie lügen? Wenn sie ja sagte, wäre das
irgendwie zu ihrem Vorteil beziehungsweise zum Nachteil dieser Frau? Sollte sie
ehrlich sein? Würde sie mit Aufrichtigkeit erreichen können, dass Leigh Anne
aus ihrem und Braggs Leben verschwand?
Francesca
glaubte nicht, dass irgendetwas, das sie sagen oder tun könnte, diese Frau veranlassen
würde zu verschwinden.
»Ich
verstehe«, sagte Leigh Anne kühl. »O ja, ich verstehe.« Francesca begriff, dass
ihr Schweigen als Eingeständnis aufgefasst worden war, doch sie berichtigte
diese Annahme nicht. Das konnte sie noch jederzeit später tun. »Warum sind Sie
zurückgekehrt, Leigh Anne?« Sie brachte es nicht über sich, Mrs Bragg zu
sagen, auch wenn die vertrautere Anrede in dieser Situation unangebracht war.
Ihr Gegenüber blickte sie aus schmalen Augen an. »Er ist mein
Mann. Mein Ehemann hat sich in eine andere Frau verliebt. Sie hatten doch
gewiss nicht erwartet, dass ich ruhig zusehe, wie Sie beide hier vor aller
Augen Ihre Affäre fortsetzen?«
»Sie haben nichts zu gewinnen, wenn Sie in New York bleiben«, verkündete
Francesca mit fester Stimme. »Bragg liebt Sie nicht, und eine Ehescheidung
würde ihm politisch schaden.«
Für einen Moment schwieg Leigh Anne, dann bemerkte sie, nun wieder
lächelnd: »Bragg behauptet, Sie zu lieben. Und ich glaube sogar, dass es
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