Brenda Joyce
»Du glaubst, es sei Liebe!«
»Wie kannst du es wagen, darüber zu urteilen, was ich empfinde?«
»Fran! Ich stehe auf deiner Seite, vergiss das nicht. Und selbst
wenn du dich tatsächlich in Rick Bragg verliebt hast – denk daran, er ist
verheiratet.«
Wie hätte sie das jemals vergessen können? Francesca fiel das
Atmen schwer. »Con, glaub mir, ich bin mir dessen nur allzu bewusst, dass er
verheiratet ist. Aber er lebt von seiner Frau getrennt – das weißt du doch so
gut wie ich.«
»Es spielt keine Rolle, ob die beiden getrennt leben. Er ist nun
einmal nicht ledig und wird niemals als Ehemann für dich infrage kommen.
Folglich hat deine Liebe zu ihm keine Zukunft. Außerdem – offen gesagt ist Hart
doch weitaus interessanter, findest du nicht auch?«
Francesca gab nicht nach. »Was würdest du sagen, wenn ich dir
erzählte, dass Bragg beschlossen hat, sich von seiner Frau scheiden zu
lassen?«
»Ich würde sagen, du träumst«, entgegnete Connie. »Eine Scheidung
würde ihn ruinieren, seine Karriere ... und dich ebenfalls, weil du für immer
die zweite Frau wärst.«
Connie hatte Recht. Francesca setzte sich wieder. Bragg hatte ihr
mitgeteilt, er werde sich scheiden lassen, doch als er das sagte, war er
extrem aufgewühlt gewesen, da sie, Francesca, eben erst dem Anschlag des
Kreuzmörders entronnen war. Dennoch war Francesca selbst in diesem Moment
sofort klar gewesen, dass an Scheidung nicht zu denken war. Seine politische Zukunft
war wichtiger als ihrer beider private Zukunft.
»Hat er dir tatsächlich gesagt,
dass er die Scheidung will, Fran?«, vergewisserte sich Connie leise und mit
ernster Stimme. Francesca nickte, dann blickte sie auf. Ihre Augen wurden
feucht. »Ich könnte niemals zulassen, dass er das tut. Er ist zu Großem
bestimmt, Con.«
»Guter
Gott, er liebt dich tatsächlich.«
Francesca nickte erneut, unfähig zu sprechen.
Es war einfach unglaublich, welches gewaltige Opfer Bragg zu erbringen bereit
war. Connie setzte sich wieder und ergriff Francescas gesunde Hand. »Fran? Aus
deiner Liebe zu Bragg kann niemals etwas Gutes entstehen, ebenso wie niemals
etwas Gutes daraus entstehen kann, wenn sich ein Mann scheiden lässt. Ich habe
Angst um dich, Fran. Ich fürchte so sehr, dass diese Angelegenheit dir das Herz
brechen wird.«
Francesca schloss ihre Schwester fest in die Arme. »Trotz allem,
was du selbst gerade durchmachst, sorgst du dich immer noch um mich und meine
törichten Träumereien«, flüsterte sie.
»Aber natürlich sorge ich mich um dich.« Connie löste sich aus der
Umarmung. »Du bist meine eigensinnige kleine Schwester, die ständig droht unter
die Räder zu kommen.«
Francesca lächelte und wischte sich eine Träne ab. »Du redest, als
hätte ich mich vor eine Straßenbahn geworfen.«
»Das nicht, aber vor einen Kreuzmörder«, versetzte Connie. »Fran,
Mama ist eine kluge Frau. Vielleicht wäre die Partie, die sie für dich im Sinn
hat, gar nicht so schlecht.«
Francesca schauderte. »Calder hat selbst zu mir gesagt, dass er
niemals heiraten will.«
Connie zog die Augenbrauen hoch. »Berühmte letzte Worte«, murmelte
sie.
»Ich liebe Bragg wirklich.«
Ihre Schwester tätschelte ihr die Hand. »Das weiß ich ja. Und es
macht mir Angst.«
Francesca erkannte, dass dies die beste Gelegenheit war, sich zu
offenbaren. Sie blickte Connie unverwandt an.
»Was hast
du? Ist dir nicht gut?«
Jetzt oder nie. »Ich stecke ein wenig in Schwierigkeiten«, begann
Francesca zögernd.
Connie zog eine grimmige Miene. »Du steckst andauernd in
Schwierigkeiten, Fran.«
»Nicht in
solchen«, hauchte Francesca.
Conny erschrak. »Du bist doch
nicht etwa ... schwanger?«
»Nein!«, wehrte Francesca
entgeistert ab. »Nein, Con, wir haben nichts Unrechtes getan, Bragg und ich,
auch wenn er von seiner Frau getrennt lebt, auch wenn er sie verabscheut, auch
wenn sie ihn verlassen hat und er sie seit vier
Jahren nicht gesehen hat.«
»Gott sei
Dank«, stieß Connie inbrünstig hervor.
Francesca holte tief Luft. »Du hast Recht, mir ist nicht gut. Ich
fühle mich ganz krank vor Angst.« Sie öffnete ihre Handtasche, zog einen
säuberlich gefalteten Zettel heraus und reichte ihn Connie. »Dies hier habe ich vor wenigen Tagen erhalten. Lies«,
forderte sie ihre Schwester auf.
Connie entfaltete den Zettel und las stumm, was darauf stand:
Liebe Miss Cahill,
ich werde in Kürze in New York eintreffen
und würde mich gern einmal mit Ihnen treffen – wann immer Sie die Zeit
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