Brenda Joyce
einer zurückhaltenden Eleganz. Beide
Frauen nahmen nebeneinander in Sesseln Platz.
Daisy trug ein himmelblaues Kleid, das heller war als ihre Augen.
Sie hielt Francescas Hand in einer herzlichen Geste. »Arbeiten Sie wieder an
einem Fall?«, fragte sie eifrig. »Ich habe vor zwei Wochen alles über die
Kreuzmorde gelesen. Du meine Güte, Francesca! Sie sind ja unentbehrlich für
Rick Bragg geworden«, sagte sie bewundernd.
»Ja, wir arbeiten in der Tat wieder an einem neuen Fall, der recht
kompliziert ist.« Aber Francesca war nicht hergekommen, um die Ermittlungen zu
diskutieren. Es ging ihr um viel persönlichere Dinge. »Wie geht es Rose?«
Daisy zuckte zusammen. Rose war ihre beste Freundin und zudem ihre
Geliebte. Als Francesca das begriffen hatte, war sie zunächst schockiert
gewesen. Aber mit der Zeit hatte sie die Tatsache akzeptiert, dass die beiden
Frauen einander liebten. Francesca konnte auch Rose gut leiden, die von
leidenschaftlichem Temperament und dunkler, rassiger Erscheinung war. »Ich
habe sie seit einer Woche nicht mehr gesehen. Sie wissen ja, wie schwierig Hart
sein kann, wenn es um Rose geht.«
Die Bemerkung kam Francesca sehr gelegen,
denn Hart war das Thema, über das sie zu reden wünschte. »Er weiß, welche
Gefühle Sie für Rose hegen. Ich vermute, dass er eifersüchtig ist.«
»Eifersüchtig? Hart?« Daisy war
zunächst überrascht, lächelte dann amüsiert. »Francesca, Hart weiß überhaupt
nicht, was Eifersucht ist. Er ist schrecklich besitzergreifend, aber nicht
eifersüchtig.«
Francesca nickte grimmig. Diese Neuigkeit überraschte sie nicht.
Er war nicht eifersüchtig, da er es sich nicht zugestand, zu lieben, aber er
war besitzergreifend, was viel schlimmer war. Ganz offensichtlich betrachtete
er Daisy als ein weiteres Objekt seiner umfangreichen Sammlung, als seinen
persönlichen Besitz.
»Missverstehen Sie mich bitte nicht«, setzte Daisy rasch hinzu.
»Ich bete Calder an. Mir ist noch niemals ein so aufmerksamer und großzügiger
Mann begegnet, wie er es ist. Ich bin glücklich mit diesem Arrangement. Aber er
und Rose können einander nun einmal überhaupt nicht leiden, und ich stehe
zwischen ihnen. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.«
Francesca erinnerte sich unwillkürlich an die Zeit, als sie an dem
Randall-Mord gearbeitet hatte und Hart einer der Verdächtigen gewesen war. Sein
Alibi hatte darin bestanden, dass er zur fraglichen Zeit mit Rose und Daisy im
Bett gewesen war. Francesca wusste, dass er die Gunst beider Frauen mehr als
einmal genossen hatte, bevor er Daisy zu seiner Mätresse machte. »Er hat Rose
einmal gemocht«, gab sie zu bedenken.
»Damals kannte er keine von uns wirklich. Da
ging es nur um Leidenschaft, Francesca«, sagte Daisy mit sanfter Stimme.
Francesca errötete. Wer wäre dumm genug,
einen Mann zu heiraten, der mit zwei Frauen zur selben Zeit geschlafen' hatte?
»Geht es Ihnen gut?« Daisys Frage riss sie aus ihren Gedanken.
Sie betrachtete Francesca forschend. »Sie kommen mir so ... geistesabwesend
vor. Nein, mehr noch – beunruhigt.«
»Es ist augenblicklich alles ein bisschen
viel«, sagte Francesca und zögerte einen Moment, ehe sie weitersprach. »Braggs
Frau ist in der Stadt und sie haben sich wieder versöhnt. Außerdem wurde mein
Bruder in einer Bar ganz fürchterlich zusammengeschlagen.«
Daisy schnappte unwillkürlich nach Luft. »Das mit Ihrem Bruder tut
mir leid! Und was den Commissioner angeht, so hatte ich keine Ahnung, dass er
verheiratet ist! Ich weiß doch, was Sie für ihn empfinden!«
Francesca brachte ein Lächeln zustande. »Wir werden Freunde
bleiben«, sagte sie mit fester Stimme. Nach all der Ermittlungsarbeit, die sie
an diesem Tag zusammen geleistet hatten, schien es ihr tatsächlich möglich zu
sein, dass aus ihrer Beziehung eine echte Freundschaft wurde.
»Er hätte es Ihnen sagen müssen«, wandte
Daisy hitzig ein. »Und das ist genau der Grund, warum ich Rose liebe und die
meisten Männer nicht leiden kann.« Mit ruhigerer Stimme setzte sie hinzu:
»Calder ist da eine große Ausnahme.«
Francesca empfand das Bedürfnis, Bragg zu verteidigen. »Seine Frau
hat ihn vor vier Jahren verlassen, Daisy. Sie ist nach Europa verschwunden, wo
sie sich eine Reihe von Liebhabern genommen hat. Die beiden haben sich vier
Jahre lang nicht gesehen, nicht einmal ein einziges Wort miteinander gewechselt.
Ihre Rückkehr kam für uns alle völlig überraschend.«
»Sie
lieben ihn immer noch«, stellte Daisy
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