Brenda Joyce
möchte.«
Andrew betrachtete sie forschend. »Und wie
kommt es, dass du so viel über Calder Hart weißt – den du doch erst am Freitag
kennen gelernt hast?«, fragte er.
Sie zögerte. Dann sagte sie schließlich ausweichend: »Bragg zählt
zu meinen Freunden, und Hart ist sein Bruder. Muss ich dem noch etwas
hinzufügen?«
»Zweifelsohne könntest du das«, entgegnete Andrew ruhig.
»Francesca, bitte misch dich nicht in Braggs Leben ein!«
Sie legte die Zeitung weg. »Aber warum denn
nicht?«
»Es tut mir Leid, aber das kann ich dir nicht
sagen.«
Francesca starrte ihren Vater an und versuchte, in seinen Augen
zu lesen. Bewahrte Andrew womöglich ein Geheimnis für sich, das Bragg betraf,
so, wie sie es bei Connie tat? Fast wollte es ihr so scheinen. »Und wenn ich
mich zu sehr in Harts Leben 'einmischen' sollte?«
»Dann würde mir das ebenso wenig gefallen.« Andrew warf seine
Serviette auf den Tisch. »Deine Mutter findet, er wäre ein passender Ehemann
für dich. Da bin ich anderer Ansicht. Er ist
als Schürzenjäger bekannt, aber viel schlimmer ist, dass er jeglichen Respekt
vermissen lässt. Es fällt mir schwer, einen Menschen zu mögen, der den Eindruck
erweckt, die Welt mit jeder seiner Äußerungen und Taten schockieren zu wollen.
Ich traue diesem Mann nicht, und es würde mir nicht gefallen, wenn du versuchen
würdest, ihn dir zu angeln – wie es deine Mutter vorzuhaben scheint, die ihn
als deinen zukünftigen Ehemann in Betracht zieht.«
»Ich versuche mir überhaupt keinen Mann zu angeln«, entgegnete
Francesca, der bei den Worten ihres Vaters der Mut gesunken war. Offenbar hatte
ihre Mutter eine Entscheidung getroffen, und leider bekam sie meistens ihren
Willen, wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte. »Ich habe es
Mama schon gestern Abend zu erklären versucht. Gott sei Dank bist du nicht auf
ihrer Seite.«
»Zumindest nicht in dieser Angelegenheit. Und
das habe ich ihr auch unmissverständlich klar gemacht.« Er zögerte einen Moment
lang. »Das mit Bragg ist wirklich eine Schande«, sagte er dann.
Sie erstarrte. »Wieso?«
»Weil er ein so rechtschaffener Mann ist, und wenn die Dinge
anders stünden, würdet ihr wohl gut zueinander passen.« Er stand auf. »Aber die
Dinge sind nun einmal, wie sie sind.« Er blickte sie durchdringend an. »Und sie
werden sich niemals ändern, Francesca.«
Sie hatte das Gefühl, als würde er ihr damit den Todesstoß versetzen.
»Ich wünschte, ich wüsste, warum«, sagte sie in der Hoffnung, ihm doch noch
eine Erklärung zu entlocken. Aber sie hoffte vergeblich.
Er beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr einen Kuss auf die
Stirn. »Ich bin mir sicher, dass er es dir selbst sagen wird, falls sich einmal
die Notwendigkeit ergeben sollte – was hoffentlich niemals der Fall ist.«
Francesca blickte ihrem Vater nach, als er das Frühstückszimmer
verließ, und als er fort war, verbarg sie für einen Moment verzweifelt den Kopf
in den Händen. Bragg hatte offenbar ein Geheimnis, und sie fürchtete sich
davor, es eines Tages zu entdecken.
Bevor sie sich auf den Weg machte, um Mrs Randall einen Besuch
abzustatten, versuchte Francesca noch einmal, Connie telefonisch zu erreichen.
Doch es nahm niemand ab, was Francesca zutiefst beunruhigte. Warum war nicht
wenigstens einer der Dienstboten an den Apparat gegangen?
Gewiss, in dem Haus ihrer Schwester gab es nur
ein Telefon, und das stand wie bei den Cahills im Arbeitszimmer. Vielleicht
hatte niemand im Haus das Läuten gehört. Das war möglich, aber sehr
unwahrscheinlich, denn im Haus der Montroses ging es normalerweise sehr
geschäftig zu, und sie hatten mindestens ein halbes Dutzend Dienstboten.
Francesca schrieb Connie eine Nachricht,
steckte sie in einen Umschlag, den sie versiegelte und einem Stalljungen mit
der genauen Anweisung übergab, ihn nur Lady Montrose auszuhändigen, nicht aber
ihrem Ehemann. Sollte Lady Montrose nicht erreichbar sein, so sollte der Junge
den Umschlag Mrs Partridge überbringen, dem Kindermädchen der beiden Kleinen,
die ihn Lady Montrose dann persönlich überreichen sollte.
Francesca rief sich in Erinnerung, dass sie ihre Schwester noch am
Tag zuvor, am späten Nachmittag, gesehen hatte, obgleich es ihr so vorkam, als
sei in der Zwischenzeit eine halbe Ewigkeit verstrichen. Wahrscheinlich war
bei Connie alles in Ordnung, und die schrecklichen Szenarien spielten sich nur
in ihrer Fantasie ab.
Was konnte auch schon geschehen sein? Connie hatte sich
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