Brenda Joyce
keine Besucher«, stieß er hervor. »Nicht
hier. Nicht heute.«
»Warum nicht?«, keuchte Francesca auf. »Was
hast du ihr angetan?«
»Was ich ihr angetan habe?«, brüllte er. »Du warst es doch! Du und deine
verfluchte Einmischerei! Du bist schuld!«
»Wo ist
Lady Montrose?«, unterbrach ihn Bragg.
Montrose
starrte ihn wütend an. »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Wie bitte?«, flüsterte
Francesca mit wachsendem Entsetzen. »Was hast du gesagt?«
»Ich weiß es nicht!«, brüllte er. »Connie ist verschwunden, und
sie hat die Mädchen mitgenommen!«
Kapitel 12
Francesca spürte, wie der Boden unter ihren Füßen
zu schwanken begann. Bragg ergriff ihren Arm, aber sie hatte nur Augen für
Montrose. »Nein! Connie kann nicht verschwunden sein. Das ist unmöglich.«
»Und du bist daran schuld«, quetschte
Neil zwischen zusammenpressten Zähnen hervor und wies mit dem Finger auf sie.
Dann wandte er sich abrupt um und ging in die Eingangshalle davon, ohne sich
die Mühe zu machen, die Haustür zu schließen.
Francesca war tief bestürzt. »Bestimmt unternimmt sie gerade einen
Ausflug mit den Mädchen«, sagte sie zu Bragg.
Braggs Blick war voller Mitgefühl. »Francesca -«, setzte er mit
sanfter Stimme an.
Montrose, der ihre Worte ebenfalls gehört hatte, blieb auf dem
Absatz stehen und wirbelte herum. »Einen Ausflug? Sie hat mich verlassen,
Francesca! Sie hat die Mädchen mitgenommen und mich verlassen!«
Francesca wagte es nicht, sich ihm zu nähern. Er schien wie von
Sinnen in seiner Wut. »Ich kenne meine Schwester, Neil«, sagte sie mit betont
ruhiger Stimme. »So etwas würde sie nie tun. Connie weiß, was sich gehört.«
»Sie hat einen Koffer für sich und für jedes der Mädchen gepackt!
Sie hat mich verlassen, Francesca, und ich habe keine Ahnung, wohin sie
gegangen ist.« Erneut wandte er sich abrupt um. Seine Schultern zuckten.
Francesca wäre am liebsten sofort zu ihm geeilt, um ihn zu
trösten, doch Bragg hielt sie zurück.
»Sie kommt wieder, Neil«, sagte
sie. »Ganz bestimmt.«
Er stieß einen scharfen,
verächtlichen Laut aus.
Francesca schüttelte Braggs Hand ab und ging
langsam auf ihren Schwager zu. »Neil? Warum ziehst du dich nicht in deine
Räumlichkeiten zurück? Ich werde einen Dienstboten mit einem Imbiss und einem
Glas Cognac hinaufschicken.« Sie wusste, dass er Cognac am liebsten trank.
Er drehte sich zu ihr um und schaute sie an. »Ich habe keinen
Hunger. Und ich habe die Dienstboten für heute nach Hause geschickt.«
Francesca hatte die Angst und die Verzweiflung in seinem Blick
erkannt. »Ich werde Connie finden, Neil. Sie wird zurückkommen.«
Als sie dies sagte, erlosch der letzte Rest
von Wut in Neils Augen, und ihr Ausdruck wurde weicher. Er schüttelte den Kopf.
»Ich habe dich auf die schlimmste Art und Weise behandelt, und du bist so
freundlich zu mir. Du versuchst mir Hoffnung zu machen.«
»Ja, das
tue ich«, sagte sie.
»Ich wünschte, du hättest dich nicht in mein Leben eingemischt,
Francesca.«
»Und ich wünschte, du hättest keine Affäre mit einer anderen Frau
begonnen.«
»Du hast ja keine Ahnung, was ich tief in meinem Herzen empfinde –
was ich für deine Schwester empfinde.«
»Wie kompliziert kann das schon sein?«, fragte sie, ohne einen
Hauch von Sarkasmus in der Stimme.
Ȇberaus
kompliziert«, antwortete er ausdruckslos.
Sie
blickte ihn forschend an. Offensichtlich hatte Neil ihre Schwester
sehr gern, liebte sie vielleicht sogar. Und offensichtlich stimmte etwas in
ihrer Ehe ganz und gar nicht.
Francesca berührte ihn sanft am Arm. »Du darfst nicht gleich das
Schlimmste annehmen.«
»Ich kann einfach nicht anders.« Er blickte ihr direkt in die
Augen. »Ich fürchte, dass meine Ehe für immer zerstört ist«, sagte er.
Braggs Daimler
stand mit laufendem Motor auf der großzügigen, kreisförmigen Auffahrt vor der
Villa der Cahills. Francesca saß auf dem Beifahrersitz, die Hände in ihrem
Fuchshaarmuff verborgen, der zum Besatz ihres hellbraunen Mantels passte. In
ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Neil musste sich einfach irren;
Connie hatte ihn bestimmt nicht verlassen, und falls doch, dann höchstens für
kurze Zeit. Die Connie, die Francesca kannte, würde so etwas niemals tun.
Bragg zog ihre Hand aus dem Muff und ergriff sie. »Früher oder
später wird sie schon wieder auftauchen«, sagte er und blickte Francesca an.
»Bitte verschonen Sie mich mit Plattitüden.
Sagen Sie mir lieber, was Sie wirklich
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