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Brennaburg

Brennaburg

Titel: Brennaburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David
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rötlichem Schaum, unter den Knien spürte er Grund. Wie eine riesige ausgestreckte Hand schwebte die unterspülte Wurzel einer Fichte über ihm, er wollte sie packen, griff jedoch ins Leere.
    Schwankend stand er auf und kroch, die zerschundenen Finger in die Erde gekrallt, den glitschigen Abhang hoch. Als er oben war, versuchte er vergebens, sich über das, was er getan hatte, Rechenschaft abzulegen. Er empfand nichts, weder Reue noch Triumph, nicht einmal Verwunderung. Selbst die Schmerzen setzten erst ein, nachdem er sein Ziel erreicht hatte. Und es vergingen Wochen, bis er zu ahnen begann, daß er in den schlammigen Wassern dieses Baches nicht nur Blut, sondern auch die giftigen Ängste seiner mißhandelten Kindheit zurückgelassen hatte.
    Benommen lief er jetzt die Treppe hinab, öffnete die Tür und trat auf den Hof. Von der Scheune her ertönte das stetige Klopfen der Flegel. Gelber Staub quoll aus der Tenne, drinnen wurde geniest und geflucht. Vor dem Gesindehaus hatten sich einige Mägde niedergelassen, sie zerschnitten Pilze und fädelten die Scheiben auf Schnüre. Ein mit Kletten gespicktes Schwein scheuerte sich leise grunzend am Stamm der Linde.
    Die milde Herbstluft schlürfend, schritt Konrad zum Garten. Der Himmel war von zartestem Blau und die weißen Wölkchen auf ihm so fein wie Daunen. Im Geäst der Obstbäume leuchteten rotwangige Äpfel. Ein paar Gänse watschelten am Zaun entlang und zupften an den Brennesseln. Es waren bereits stattliche Tiere, die meisten würden den Martinstag nicht überleben.
    Hinter den Ställen stieß er auf einen Mann aus dem Gefolge, der sich gerade anschickte, eine Fuchsstute zu striegeln. Otfried war ungefähr doppelt so alt wie er, nicht groß, aber stämmig, und ungewöhnlich stark behaart: an den Händen bis zu den Nägeln, im Gesicht bis zu den Augen; sogar auf den Schultern wuchsen ihm dichte Büschel.
    »Hast du die anderen gesehen?« fragte ihn Konrad.
    »Nein«, entgegnete Otfried, ohne seine Beschäftigung zu unterbrechen.
    »Dann hilf mir, sie zu finden.«
    »Hab keine Sehnsucht nach ihnen.«
    »Das ist ein Befehl«, sagte Konrad schmunzelnd. »Gehorche gefälligst, sonst mache ich dir Beine.«
    Otfried setzte den Striegel ab, seine Miene hellte sich auf. »Du willst dich ein bißchen prügeln, wie?« erkundigte er sich hoffnungsvoll.
    Lachend schüttelte Konrad den Kopf. »Schluß jetzt, du borstiges Scheusal! Ich meine es ernst. Der Graf hat euch etwas mitzuteilen.«
    »Der Graf?« wiederholte Otfried enttäuscht blinzelnd. »Und worum handelt es sich?«
    »Hilf mir, dann erfährst du es als erster.«
    Otfried kratzte sich zwischen den Beinen. »Bin nicht neugierig drauf«, äußerte er. »Außerdem habe ich, wie du siehst, zu tun. Ich komme, sobald ich fertig bin. Brauchst dem verdammten Gerippe ja nicht zu verraten, daß du mich so schnell aufgestöbert hast.«
    Er fing wieder an, das Pferd mit dem Striegel zu bearbeiten. Konrad runzelte die Stirn. »Sprich nicht so vom Grafen«, bat er. »Das gehört sich nicht.«
    Otfried wandte sich um und schaute ihn ungläubig an. »Verflucht«, sagte er schleppend. »Was war das eben?«
    »Hast mich schon verstanden.«
    »Kein Wort, ich schwör's dir.«
    »Du sollst nicht auf diese Weise über den Grafen reden, besonders nicht in Gegenwart der Männer.«
    Otfried tippte sich an die Schläfe. »Bei dir stimmt's wohl hier oben nicht mehr, oder wie?«
    »Wozu regst du dich auf? Ich weiß, du bist ein Lästermaul, nicht einmal deine eigene Mutter würdest du schonen. Doch künftig wirst du dich zusammennehmen, es muß sein. Ich erkläre dir später, warum.«
    »Und wenn ich mich nicht zusammennehme?« fragte Otfried lauernd. »Was geschieht dann?«
    Konrad seufzte. »Begreif doch endlich, ich habe keine Lust, mit dir zu streiten. Laß uns gehen, unterwegs –«
    »Sag es, oder ich rühre mich nicht vom Fleck«, unterbrach ihn der andere. »Ich muß schließlich wissen, was mir blüht, denn bei meinem losen Mundwerk rutscht mir schnell mal was raus. Also, was ist?«
    Konrad zauderte. Tatsächlich, was würde er in einem solchen Fall tun? Das hatte er sich noch nicht überlegt. Wiederum gab es auf Otfrieds dreiste Frage nur eine einzige Antwort. Besser, er erhielt sie jetzt, da sie noch unter sich waren, als in Anwesenheit der Kameraden. »Das wird geschehen«, entgegnete er langsam, wobei er die rechte Faust vorstreckte. »Oder was glaubst du?« fügte er mit einem versöhnlichen Lächeln hinzu.
    »Aha«, bemerkte

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