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Brennaburg

Brennaburg

Titel: Brennaburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David
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nicht ankommen lassen. Äußere deshalb ohne Scheu alles, was dich in diesem Zusammenhang wichtig dünkt.«
    Der Bischof verlor die Fassung: zu ungewohnt war diese huldvolle Aufforderung für ihn. Und statt, wie er vorgehabt hatte, sich noch eine Weile zu zieren, sprudelte er heraus, was er sich auf der Reise zurechtgelegt hatte: »Ein gewaltsamer Eingriff in diese Beziehung könnte unerwünschte Folgen haben. Es bestünde dann die Gefahr, daß es Otto gegenüber unseren Gästen an Liebenswürdigkeit fehlen läßt, ja vielleicht sogar seiner Braut grollt. Ich muß dir nicht ausmalen, Herr König, welchen Eindruck dies bei den Begleitern der Prinzessinnen hervorrufen würde.«
    »Wahrhaftig nicht. Sage mir also, was deiner Ansicht nach zu tun ist.«
    »Die Slawin muß mit ihm brechen. Dann wird er sie hassen, zumindest aber zu vergessen trachten. Und wo könnte er dies besser als in den Armen seiner jungen Gemahlin?«
    »Bischof, Bischof, höre ich recht? Wo hast du denn diese Wissenschaft her?«
    Der König drohte scherzhaft mit dem Zeigefinger, wurde aber sogleich wieder ernst.
    »Und wie stelle ich es an, daß sie mit ihm bricht? Der verdammte Strolch scheint es ihr so gut zu besorgen, daß sie nicht einmal mehr an Flucht denkt.«
    »Sie muß einen Fluchtversuch unternehmen. Dann wird er glauben, sie habe ihn die ganze Zeit über hintergangen.«
    »Bist du taub?« schrie Heinrich. »Sie will nicht mehr fliehen! Sie will es nicht, hast du verstanden? Oder meinst du, ich sollte sie entführen lassen?«
    Er lachte schrill.
    »Und kaum ist sie weg, lege ich ihm die Neue ins Bett? Nein, nein, für so dumm solltest du meinen Sohn nicht halten.«
    Der Bischof leckte sich die Lippen. »Sie wird aus freien Stücken fliehen, gemeinsam mit ihrem Bruder. Man wird ihr Verschwinden entdecken und deinen Sohn unterrichten, worauf sich dieser gewiß an der Suche beteiligen wird. Er wird ihr in der Hütte der Heveller begegnen oder auf dem Weg dorthin und aus alldem wohl schließen müssen, daß sie ihn getäuscht hat.«
    »Kann sein. Und wann wird es über sie kommen, dieses Verlangen zu fliehen? Willst du mir das endlich verraten?«
    Bernhard blickte zu Boden. In seinen Ohren summte es. Er drehte sich zur Seite, bekreuzigte sich und wandte sich wieder um. »Sowie man sie davon in Kenntnis gesetzt hat, daß ihre Leute Otto töten werden, falls sie sich weiterhin weigert«, sagte er heiser.
    Der König versank in Nachdenken. Schließlich sagte er: »Und wenn sie nun die Heveller ans Messer liefert? Dann werden wir sie niemals wieder los.«
    »Das wird ihr Bruder verhindern, indem er sie erst in der Nacht vor dem vermeintlichen Anschlag vor die bewußte Entscheidung stellt. Da er ihr mißtraut, wird er sie von diesem Zeitpunkt an nicht mehr aus den Augen lassen. Um die Unseren zu warnen, müßte sie also wenigstens zum Schein auf das Ansinnen eingehen. Die Wachen werden sie beobachten und, sollte es ihr gelingen, ihm zu entwischen, sofort zur Stelle sein. Alles, was sie danach sagt, könnte man als Ausflüchte abtun. Überdies sprechen ja auch ihre Leute im Wald gegen sie.«
    Heinrich rieb sich die Finger seiner Linken. »Das sind erstaunliche Ratschläge, wenn man bedenkt, daß sie von einem Bischof stammen, wie?« sagte er mit einem ungewissen Lächeln. »Jedenfalls klingen sie brauchbar. Reite unverzüglich zurück und veranlasse, daß alles so geschieht, wie du es ersonnen hast … Was schaust du mich so an?« fügte er hinzu. »Diesen Dienst darfst du mir nicht abschlagen. Denn je weniger wir in unser kleines Geheimnis einweihen, desto geringer die Gefahr, daß es meinem Sohn jemals zu Ohren kommt. Und daran sollte dir ebenso wie mir gelegen sein.«
    Verärgert machte sich Bernhard auf den Weg. Es bedrückte ihn, daß er sich zum Lohn für seinen scharfsinnigen Plan nun auch noch bei dessen Verwirklichung beschmutzen sollte. Zudem war ihm nicht entgangen, daß ihn der König mit diesem Auftrag wieder einmal hatte demütigen wollen. Aber weshalb? Warum nur wollte es ihm nicht gelingen, die Gunst dieses Mannes zu erwerben – nicht einmal dann, wenn er ihm aus einer fast ausweglosen Lage half?
    Als er in Quedlinburg eintraf, fühlte er sich vor Enttäuschung richtig elend. Daher war es ihm ein Trost, daß ihm der Vogt, dessen Wunsch nun doch noch in Erfüllung ging, ungeheuchelte Dankbarkeit bezeigte.
    Gemüse, Kräuter, Beeren und Pilze füllten bereits die Speicher, da traf es auch die Tiere. Mancher Fisch, der vielleicht zu

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