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Brennende Fesseln

Brennende Fesseln

Titel: Brennende Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Reese
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etwas falsch gemacht zu haben, aber dann lächelte er und legte seine Zeitschrift weg. Erleichtert erwiderte Franny sein Lächeln.
    »Geh durchs Zimmer«, sagte er. »Ich möchte dich sehen.«
    Mit einem schüchternen Lächeln durchquerte sie das Zimmer. Sie gab sich große Mühe, nicht zu stolpern. Am Fenster blieb sie stehen und spähte durch die Vorhänge hinaus. Ein Blitz zuckte zickzackförmig über den Himmel, und dann hörte sie das laute Krachen des Donners. Sie drehte sich um und ging zu Michael zurück. Vor der Couch blieb sie stehen.
    »Noch mal«, sagte er. »Aber langsamer.«
    Franny tat, was er verlangte. Allmählich gewöhnte sie sich an die hohen Schuhe. Sie waren nach wie vor eng und unbequem, aber sie hatte nicht mehr das Gefühl, jeden Augenblick das Gleichgewicht zu verlieren. Sie versuchte, anmutig zu gehen, stellte sich vor, ein Model auf einem Laufsteg zu sein. Sie dachte sich das ganze Fett weg und sah eine junge, schöne Frau vor sich. Mit etwas mehr Selbstvertrauen umkreiste sie ein weiteres Mal den Raum. Sie versuchte, mehr Schwung in
ihren Gang zu legen und sich ein bißchen sexy zu bewegen. Mit schwingenden Hüften setzte sie ihre Runde durch den Raum fort. Michael machte es schließlich nichts aus, daß sie Übergewicht hatte. Er wollte, daß sie Reizwäsche trug. Er mochte ihr Aussehen. In ihrer Phantasie sah sie sich als Erdgöttin: rund und fleischig, ein üppiges Symbol von Fruchtbarkeit und Gesundheit.
    »Das reicht«, sagte er plötzlich. Seine Stimme riß Franny aus ihrem Traum. »Komm her.«
    Sie ging zur Couch hinüber und wollte sich hinsetzen.
    »Nein«, sagte er. »Stell dich vor mich hin, damit ich dich sehen kann.«
    Sie versuchte, ihre Genitalien zu bedecken, indem sie die Hände wie zufällig vor ihre rasierte Scham hielt. Während sie so vor ihm stand, überlegte sie, was wohl als nächstes kommen würde. Aus dem Arbeitszimmer klang leise Musik herüber. Vorher war sie zu nervös gewesen, um das überhaupt zu bemerken. Der Ton war sehr leise eingestellt. Irgendwas von Brahms, dachte sie, war sich aber nicht sicher.
    »Deine Hände versperren mir die Sicht«, sagte Michael. »Nimm sie zur Seite.«
    Sie zog ihre Hände weg und senkte den Kopf, bemüht, sich in der sliplosen Korsage locker zu geben, als trüge sie immer Reizwäsche. Die Musik verstummte, und im Raum wurde es still. Zu still. Sie hörte sich atmen.
    »Du siehst aus wie eine Schlampe«, hörte sie ihn sagen. Seine harten Worte durchschnitten die Stille.
    Franny zog eine Grimasse. Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe herum. Sie haßte es, wenn er sie so nannte, hütete sich aber, ihm zu widersprechen.
    Er stand auf und trat hinter sie. Sanft schob er ihr Haar zur Seite, beugte sich hinunter und küßte sie zärtlich auf den Hals. Franny wollte sich umdrehen, um seinen Kuß zu erwidern, aber er hielt sie fest.

    »Beweg dich nicht«, sagte er und küßte sie noch einmal. Langsam glitt seine Zunge über ihren Nacken. Sie lehnte sich an ihn, spürte seinen Körper an ihrem. Dann sah sie, wie er in seine Hosentasche griff. Er zog einen schwarzen Schal heraus, ließ ihn an ihrem Arm nach oben gleiten, strich damit über ihren Hals und ihr Gesicht. Der Stoff fühlte sich weich und seidig an. Dann nahm er mit der linken Hand das andere Ende des Schals, zog ihn straff und legte ihn über ihre Augen. Er band die Enden hinter ihrem Kopf zusammen.
    »Michael«, begann sie.
    Aber er legte einen Finger auf ihre Lippen. »Psst!«
    Hinter dem Schal war es dunkel. Und beängstigend. Er nahm ihren Arm und zog sie langsam mit sich. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Linkisch stolperte sie dahin. Während sie durchs Haus gingen, klammerte sie sich fest an ihn. Die Schwärze nahm ihr jede Orientierung. Sie glaubte, sie wären in der Diele, aber dann sagte ihr das Klicken ihrer hohen Absätze, daß sie über einen Fliesenboden gingen. Ihr wurde allmählich schwindelig, und sie hatte den dringenden Wunsch, sich den Schal vom Gesicht zu reißen. Sie holte tief Luft, um sich zu entspannen. Plötzlich drückte Michael sie nach unten. Sie wehrte sich reflexartig, aber er zwang sie weiter nach unten, und mit einem unschönen Plumps landete sie auf einem Stuhl. Als ihr klar wurde, daß es nur ein Stuhl war, stieß Franny ein kurzes, verlegenes Lachen aus. Sie hatte geglaubt, daß er sie zum Stolpern bringen wollte; jetzt kam sie sich vor wie eine Närrin. Sie strich mit den Fingern über den Rand des Stuhls. Glattes,

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