Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless
dieser Beleidigung nicht erfasste und damit beschäftigt war, die letzten Stückchen Sahnebaiser vom Dinnerjackett ihres Mannes zu pflücken.
»Das ist nich’ fair«, sagte Lachlan, ohne seinen Standort zu verlassen. Da er sich nicht sicher war, wem seine Loyalität gelten sollte, hielt sich der Gamma sowohl von Conall als auch von Dubh fern.
»Ihr habt mich hintergangen!« Lord Maccon brüllte nicht, doch er sprach es laut aus, und obwohl er keine Wolfsgestalt annehmen konnte, schwang wölfische Wut darin mit.
»Und du zahlst es uns mit gleicher Münze heim, ja? Die Leere, die du hinterlassen hast, war das fair?«
»Da gibt es nichts Faires am Rudelprotokoll. Du und ich, wir beide wissen das. Es gibt einfach nur die Regeln des Protokolls. Und keine davon rechtfertigt, was ihr getan habt. So etwas war absolut noch nie da gewesen. Deshalb hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, selbst eine diesbezügliche Regel aufstellen zu müssen. Das Rudel zu verlassen schien mir die beste Lösung, da ich keine weitere Nacht in eurer Gegenwart verbringen wollte.«
Alexia sah zu Lachlan hinüber. Der Gamma hatte tatsächlich Tränen in den Augen.
»Außerdem«, Lord Maccons Stimme wurde weicher, »war Niall als Alpha ein sehr guter Ersatz. Er hat euch gut geführt, wie ich hörte. Er hat meine Nachfahrin geheiratet. Jahrzehntelang wart ihr unter seiner Herrschaft gut aufgehoben.«
Auf einmal ergriff auch Lady Kingair das Wort. Ihre Stimme war eigenartig sanft, als sie sagte: »Niall war mein Gefährte, und ich hab ihn geliebt. Er war ein brillanter Stratege und ein guter Soldat, aber er war kein wahrer Alpha.«
»Willst du damit sagen, dass er nich’ dominant genug war? Mir kam nicht zu Ohren, dass es unter ihm an Disziplin gemangelt hätte. Wann immer ich Castle Kingair von meinen Agenten habe überprüfen lasen, schient ihr alle völlig zufrieden.« Auch Conall sprach nun auffallend milde.
»Also hast du uns im Auge behalten, alter Wolf?« Lady Kingair wirkte darüber eher verletzt als erleichtert.
»Natürlich hab ich das. Schließlich wart ihr einmal mein Rudel.«
Der Beta sah von der Stelle, an der er immer noch am Boden kauerte, auf. »Du hast uns in einem geschwächten Zustand zurückgelassen, Conall, und das wusstest du. Niall war nich’ fähig, Anubis-Gestalt anzunehmen, und das Rudel konnte sich nich’ vermehren. Claviger haben uns deswegen verlassen, die örtlichen Einzelgänger rebellierten, und wir hatten keinen Alpha, der für die Integrität des Rudels hätte kämpfen können.«
Lady Maccon warf ihrem Mann einen Seitenblick zu. Seine Miene wirkte unnachgiebig, wie aus Stein gemeißelt. Oder zumindest wirkte das bisschen, das sie unter dem angeschwollenen Auge und der blutbefleckten Halsbinde davon sehen konnte, so.
»Ihr habt mich hintergangen«, wiederholte er, als wäre die Angelegenheit damit erledigt. Was sie in Conalls Welt vermutlich auch war. Es gab nur wenige Dinge, die er höher schätzte als Treue und Loyalität.
»Welchen Sinn machen diese gegenseitigen Anschuldigungen noch?«, mischte sich Alexia wieder ein. »Die Vergangenheit lässt sich nicht mehr ändern, und zurzeit kann sich keiner von euch verwandeln, ob nun in die Anubis-Gestalt oder sonst etwas. Es können keine neuen Wölfe geschaffen, kein neuer Alpha gefunden, keine Herausforderung ausgefochten werden. Wir sollten uns nicht über alte Zeiten zanken, sondern uns über das aktuelle Problem Gedanken machen!«
Lord Maccon sah auf sie hinab. »So spricht meine praktisch veranlagte Alexia. Versteht ihr jetzt, warum ich sie geheiratet hab?«
»Sie versucht nur verzweifelt, die Kontrolle zu behalten«, meinte Lady Kingair gehässig.
»Ooh, sie fährt ja Krallen aus! Bist du sicher, dass du sie nie gebissen und verwandelt hast, Conall? Sie hat das Naturell eines Werwolfs.« Alexia konnte ebenso gehässig sein wie jeder andere auch.
Der Gamma trat vor und sah Lady Maccon an. »Wir bitten aufrichtig um Entschuldigung, Mylady, zumal sie auch noch unser Gast sind, der uns gerade erst aufgesucht hat! Wir müssen Ihnen wirklich wie die Barbaren vorkommen, für die uns die Engländer halten. Es ist nur so, dass es uns nervös macht, so viele Monde lang schon keinen Alpha mehr zu haben.«
»Oh, und da dachte ich, Ihr Verhalten käme von dieser ganzen Nicht-fähig-die-Gestalt-zu-wechseln-Zwangslage«, gab sie scharf zurück.
Er grinste. »Nun ja, das auch.«
»Werwölfe ohne Rudelführer neigen dazu, sich in Schwierigkeiten zu bringen,
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