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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Ulsbaumlaub, eine Mischung, die ihren Vater zu Visionen gerührt hatte. Vahidin hielt sein Schwert in den Qualm, seine
    Lippen bewegten sich.
    Sainaa setzte sich ihm gegenüber und beobachtete ihn. Er sah aus wie ein Zwanzigjähriger, an seinem Leib gab es keinen einzigen Makel, die Züge wirkten edel und adlig. Die silbernen Haare waren kinnlang, einzelne Strähnen bildeten eine Art Schleier und machten sein Gesicht geheimnisvoller. Er musste unglaublich anmutige Eltern haben.
    Unvermittelt öffnete er die Augen und lächelte sie an. »Habe ich es richtig gemacht?«
    »Ich weiß, was du beabsichtigst«, erwiderte sie und freute sich. »Du möchtest dein Schwert den Geistern des Feuers weihen.«
    »Es wäre nur die erste von vielen weiteren Stufen.«
    Sainaa kroch über die Teppiche zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. »Bislang ist es niemandem gelungen, sämtliche notwendigen Rituale zu bestehen. Du wirst der Erste sein.«
    »Mit deiner Hilfe sicherlich, Sainaa.« Er legte das Schwert zur Seite und umarmte sie. »Haben sie wieder über mich geredet?«
    »Ja. Sie lassen mir einfach keine Ruhe.« Sie schmiegte sieh an ihn und fühlte sich unglaublich glücklich. »Sie reden schlecht über dich, weil sie dich nicht so kennen, wie ich es tue.«
    »Lass sie. Ich nehme es ihnen nicht übel. Ich bin mir gelegentlich selbst nicht geheuer.« Vahidin zeigte an sich herab. »Mein Körper hat eine Wandlung durchlaufen, die nicht normal sein kann. Doch ich freue mich darüber, denn ich kann dir mehr geben, als es vor einigen Monaten möglich gewesen wäre.«
    Sainaa berührte seinen flachen Bauch. »Wirst du weiter
    altern?«, erkundigte sie sich ängstlich. »Halte ich in einem
    Jahr einen Greis in meinen Armen?« Vahidin roch an ihrem Haar. Diese Frage hatte er sich selbst niemals gestellt. »Ich weiß es nicht«, gestand er überrascht. Es
    war nichts, mit dem er sich näher beschäftigen wollte.
    Andererseits musste er es. Eine Weisheit besagte: Das Licht, das doppelt so hell brannte, brannte nur halb so lange. Betrachtete er sich in diesem Fall als das Licht, brannte er zehnmal so hell wie alle anderen.
    Das beunruhigte ihn. Seine Mutter hatte ihn darauf nicht vorbereitet, als sie davon gesprochen hatte, dass er von einem Gott abstamme.
    Sainaa küsste ihn wieder. »Diese Krankheit«, begann sie vorsichtig und schaute in sein Gesicht, um eine Reaktion ablesen zu können, »woher kommt sie?«
    »Einer meiner Leute hatte das Fieber.« Er klang entschuldigend. »Meine Leibwächter liegen ebenfalls krank in ihren Betten und beten zu Ulldrael, dass er ihnen beisteht. Das ist der Grund, weswegen ich sie aus eurem Lager sandte. Sie sollen das Fieber nicht weiter verbreiten.« Er nahm ihr Gesicht in beide Hände. »Sorge dich nicht, geliebte Sainaa. Du wirst nicht krank, ich verspreche es dir. Und nun zeige mir mehr vom Glauben deines Volkes.«
    Sie lächelte, küsste seine Fingerspitzen und rückte etwas von ihm weg. So wurde aus der Geliebten die Lehrerin, die Tochter des Tsagaan, vertraut mit den Geistern des Lebenden und des Toten und den Wegen, sie zu rufen oder sie zu vertreiben.
    Es fiel Vahidin nicht leicht. Dies war eine ganz andere Sache
    als die Magie. Sicherlich gab es Berührungspunkte zwischen
    dem, was Sainaa ihn lehrte, und seinen Fertigkeiten, dennoch
    fußten sie auf anderen Fundamenten. Die Magie lenkte er mit seinem Willen, und sie gehorchte ihm. Um die Geister des Lebenden und des Toten anzusprechen und sie zu beherrschen, bedurfte es komplizierter Gesten, genauen Wort‐ und Tonfolgen, die ihm zunächst unmöglich erschienen. Als es dunkel wurde, unterbrach Sainaa die Lektion. »Es ist unglaublich, wie rasch du lernst.«
    »Mir kommt es zäh vor.« Vahidin nahm sich von dem Wasser, das in einem Krug vor ihm stand. Ihm war schwindlig, seine Sinne befanden sich noch halb in der anderen Welt, die er nicht einmal beschreiben konnte. Er warf sich einen Mantel über, langte nach seinem Schwert und erhob sich. »Ich brauche frische Luft.« Mit einem Zeichen hinderte er sie daran, ihn zu begleiten. »Nein, bleib und ruh dich aus.«
    Er trat in die Dämmerung und schaute sich um. Es wurde Zeit, das Erlernte einer ersten Prüfung zu unterziehen. Dabei konnte er Sainaa nicht an seiner Seite brauchen. Es würde das Liebesband, das er mit seinen Kräften gewoben hatte, auf eine harte Probe stellen.
    Gewöhnlich löste ein Tsagaan die Bindung zur Geisterwelt, wenn er sich umher bewegte, und beschränkte sich

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