Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
einem kleinen Kind.
Wenig später hatten sie den Ort erreicht, den Mia für den Abstieg ausgesucht hatte. Das sah in der Tat nicht ungefährlich aus. Wer hier abstürzte, fiel vermutlich in den Tod. Ohne groß zu fragen, schwang Mia sich als erste über den Rand und stieg zügig nach unten. Wie von selbst fanden ihre Hände und Füße die richtigen Stellen, um den nötigen Halt zu finden. Zehn Minuten später war sie unten angekommen. Nun folgen Snip und Nogg. Ihnen fiel es schon deutlich schwerer. Immer wieder hielten sie inne, um nach dem geeigneten Weg zu suchen. Der kräftige Ork stützte dabei den Goblin mehr als einmal, damit dieser nicht aus der Wand kippte. Schließlich hatten auch die beiden Grünhäute es geschafft. Blieben also noch Bardinius und der Nordmann. Auch sie kletterten im Duo hinab. Olof hatte ein wachsames Auge auf den Magier und versuchte ebenfalls hier und da, ihm eine stützenden Hand zu leihen. Allerdings wog der Magier einiges mehr als ein Goblin. Und so blieb es nicht ohne Risiko, eine helfende Hand zu reichen. Leicht konnte es passieren, dass beide gemeinsam abstürzten. Orbin flatterte derweil neben Bardinius und versuchte ihm auf dem Gedankenweg seine Sicht auf die Felswand zu vermitteln. Das half in der Tat ein wenig – wenn auch nicht so sehr wie eine eigene verbesserte Sicht. In Bardinius Kopf arbeitete es noch immer. Wo hatte er bloß den Fehler gemacht und den Zauber vergeigt?
Ob es an der Ablenkung durch diese Gedanken lag oder auch an den leichten Böen, die immer wieder an der Felswand entlangstrichen, konnte später keiner sagen. Doch der Magier geriet plötzlich ins Wanken. Sein rechter Fuß verlor den Halt. Und auch seine linke Hand drohte abzurutschen. Olof griff instinktiv nach Bardinius, konnte ihn aber auch nicht entscheidend packen. Hilfesuchend griff der Magier nach dem Arm des Nordmannes und brachte diesen selbst aus dem Gleichgewicht. Mit aller Kraft klammerte Olof sich mit der anderen Hand an den Felsen. Doch das Gewicht des Zauberers zerrte und riss an ihm. Lange würde er das nicht mehr halten können. Der Schmerz in seinem Arm wurde immer größer.
Bardinius rutschte indes immer tiefer. Stück für Stück glitt sein linker Fuß von dem winzigen Felsvorsprung, auf dem er stand. Seine Kraft wich zusehends. Er konnte einfach nicht mehr. Orbin flatterte aufgeregt um ihn herum. Aber was sollte so ein kleiner Drache schon tun? Die Lage schien aussichtslos. Nun merkte Bardinius, dass auch der Nordmann kurz vorm Absturz stand, weil er nach wie vor dessen Unterarm umklammert hielt. ‚Er soll nicht meinetwegen in den Tod stürzen.‘, sah er die Unsinnigkeit seines Handelns ein und ließ einfach den Arm los. Um seines letzten Halts beraubt rutschte er zunächst noch ein Stück weiter an der Wand entlang und ging dann direkt in den freien Fall über. Rasend schnell kam der harte felsige Boden auf ihn zu. Das würde – das konnte er nicht überleben. Resignierend schloss er die Augen und sah in Sekundenbruchteilen sein ganzes Leben an sich vorbeiziehen.
Da packte auf einmal etwas seinen Arm – mitten im Flug. Es riss an ihm. Ein heftiger Ruck ging mitten durch seinen ganzen Körper. Seine Schulter knackte laut. ‚Aua!‘ Doch sein Fall wurde abrupt gebremst. Mit ziemlicher Wucht schlug er gegen die Wand. Instinktiv griff er zu, suchte nach irgendeinem Halt. Und tatsächlich bekam er etwas zu fassen, hielt sich fest – rutschte wieder ab – bekam erneut etwas zu fassen. Sein Absturz ging weiter. Doch viel langsamer. Sekunden später landete er hart auf dem Boden. Für einen Moment hatte er das Gefühl, als presse es seine Beine bis in den Brustkorb hinein. Der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen. Die Luft blieb kurzzeitig weg. Doch dann ging es wieder. Überrascht und zugleich mächtig erleichtert atmete er tief ein und aus. Immer wieder. Orbin ließ sich auf seiner Schulter nieder und brachte seine Freude über die Rettung seines Freundes zum Ausdruck, indem er sich an seinem Hals rieb.
Mit einem dumpfen Geräusch landete jetzt Mia neben dem Magier auf dem Boden. „Das ist ja gerade noch mal gut gegangen“, grinste sie ihn an. Mit bleichem Gesicht, weit aufgerissenen Augen und offenem Mund starrte der Magier sie an. Dann fiel er ihr um den Hals und brach in Tränen aus.
Kapitel 21
„Die Fährte ist noch frisch.“, verkündete Olof. Gemächlich erhob sich Nordmann und blickte suchend in die Weite hinaus. „Was meinst du, wie weit sie wohl
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