Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Titel: Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther , Urs Muther
Vom Netzwerk:
verloren.
    Einar hatte lange überlegt, ob er wirklich hierher kommen sollte. Doch er sah keine andere Möglichkeit. Auf Dauer konnte und wollte er nicht in seiner Höhle bleiben. Leben wie ein Einsiedler – das war nicht nur äußerst langweilig, sondern auch hoch gefährlich. Bären und Wölfe stellten hier noch die kleinere Gefahr dar. Also hatte er sich auf den Weg gemacht, in der stillen Hoffnung, dass sonst niemand aus seinem Dorf überlebt hatte und schon vor ihm hierher gekommen war. Er wusste, dass das ein schlechter, ein frevelhafter Gedanke war. Und er schämte sich auch dafür. Dennoch gab es für ihn nur eine Chance, wenn sie ihn nicht gleich als Mörder gefangen setzen und anklagen würden.
    Langsam schritt er auf die Wachen vor dem Tor zu. Die Arme hielt er bewusst ein wenig vom Körper ab, um zu signalisieren, dass er keine feindlichen Absichten hegte. „Halt!“, rief ihn da einer der Wächter an, „Was ist dein Begehr?“ Der Schmied verneigte sich leicht. „Ich möchte gerne mit unserem Herrn Jarl Gustav IV. sprechen. Es ist wichtig. Sehr wichtig. Schlimmes ist geschehen.“ Die Wächter tauschten einen kurzen Blick aus. „Nicht schon wieder!“, brummelte einer von ihnen vor sich hin. Dann ergriff der Sprecher von vorhin das Wort – offensichtlich der Hauptmann der Wache. „Ich will sehen, was ich für dich tun kann. Folge mir! Ich bringe dich in die Burg.“ Auf ein kräftiges Kommando hin öffnete sich das schwere Tor und gab den Blick auf den Burghof frei. Einar staunte nicht schlecht, als er entdeckte, dass hier zahlreiche Krieger ihre Lager aufgeschlagen hatten. ‚Schlafen die sonst nicht in Kasernen?‘, fragte er sich. Doch zum Nachdenken blieb jetzt wenig Zeit. Der Hauptmann legte ein ordentliches Tempo an den Tag, so dass Einar sich bemühen musste, mit ihm Schritt zu halten.
    Durch ein breites Portal hindurch folgte er dem Soldaten in die Eingangshalle des Palastes. Die Halle maß vielleicht zehn mal zehn Meter. Massive Säulen stützen die gewölbte Decke. An den sonst schmucklosen Wänden hing ein Sammelsurium von Waffen, Schilden und Rüstungen. Offenbar besaß der Jarl kein großes Interesse an Kunst oder gar an Prunk. Schlicht und funktional auf eine martialische Weise, so wirkte der Raum auf Einar. Typisch eben für sein Volk. Mehrere Wächter standen in strammer Haltung an verschiedenen Türen, die aus der Halle herausführten. „Warte hier!“, sagte der Hauptmann zum Schmied und marschierte auf eine der Türen zu. Die Wache hob die rechte Faust zum Gruß. Einar lehnte sich an eine der Säulen und harrte der Dinge, die da kommen mochten.
    Lange brauchte er nicht zu warten. Schon nach fünf Minuten kehrte der Hauptmann zurück. „Komm mit!“, rief er dem Schmied zu. Das ließ Einar sich nicht zweimal sagen. Flinken Schrittes folgte er dem Soldaten durch die Tür. Ein langer breiter Gang brachte sie direkt in den Thronsaal von Jarl Gustav IV. Der Jarl saß auf seinem Thron, einem steinernen Sitz, der mit einigen Reliefs verziert war. Was sie zeigten, konnte Einar nicht erkennen. Auf jeden Fall wirkte der Thron nicht gerade bequem. Links und rechts von ihm standen Soldaten, aber auch andere Männer herum. Vermutlich Berater. Frauen suchte man in diesem Raum vergeblich.
    Einar blieb in gebührendem Abstand zum Thron stehen. Wie es sich gehörte, verneigte er sich tief. „Seid gegrüßt, mächtiger Jarl, großer Krieger und Anführer, Beschützer deines Volkes!“, sagte er die übliche Formel auf. Gustav nickte ihm leicht zu. Dann winkte er ihn näher zu sich heran. „Du hast etwas zu berichten.“, stellte er trocken fest. „Ja, mein Herr.“; gab der Schmied zurück. Dann erzählte er ihm von seinem verwüsteten Heimatdorf und der Begegnung mit seinem Freund Leif, der vor seinen Augen zum Dämonen geworden war. Über die Axt und den Tod seines Häuptlings und des Mystikers verlor er kein Wort. Stattdessen erzählte er, er wäre unterwegs gewesen, um bestellte Ware abzuliefern. Und bei seiner Rückkehr hätte er das Dorf so vorgefunden. Der Jarl nahm ihm die Geschichte anscheinend ohne Weiteres ab. Ja, Einar konnte sogar ein wenig Sorge und Erschrecken in seinem Gesicht und in den Gesichtern der umherstehenden Männer lesen. Mit ernstem Blick schaute der Fürst ihn an. „Das ist eine furchtbare Geschichte. Du hast sicher viele Freunde bei diesem Überfall verloren.“ Einar nickte. Schmerzlich wurde ihm bewusst, wie groß sein Verlust doch eigentlich war. Dann fuhr

Weitere Kostenlose Bücher