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Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Titel: Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther , Urs Muther
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stand schon wenig später auf dem Plateau. Im Dorf herrschte schon seit längerem Ruhe. Auch die Schafe und Ziegen hatten sich schlafen gelegt. Einige Feuer glimmten noch vor sich hin, und auf den Wachtürmen standen einzelne Wächter. Doch in ihrem dunklen eng anliegenden Anzug würde niemand sie entdecken. In gebückter Haltung schlich Mia zum Dorf herüber. Der Palisadenzaun ragte nur wenige Meter vor ihr auf. Der Wachposten auf dem nahegelegenen Turm schaute müde und gelangweilt in die Dunkelheit hinaus. ‚Wie einfach es doch wäre, das Dorf zu überfallen. Noch bevor sie es merken würden, wären sie schon alle tot.‘ Mias dunkle Seite hatte wieder einmal gesprochen. Sie kannte das schon: diese böse, fast schon dämonische Saat in ihr. Das Erbe ihres Großvaters. Inzwischen hatte sie diesen Teil ihrer Persönlichkeit meistens gut im Griff. Doch manchmal meldete er sich zu Wort. Und in ganz seltenen Fällen gewann er für einen Moment die Oberhand und ließ sie Dinge tun, die sie besser nicht tat. Das waren jene Momente, vor denen Mia sich fürchtete und in denen sie sich selbst hasste.
    Schnell schob sie den finsteren Gedanken beiseite. Nein, sie würde den Dorfbewohnern nichts tun. Und sie wünschte ihnen auch ganz bestimmt nichts Schlechtes. Warum auch? Sie hatte mit ihnen bisher nichts zu schaffen. Und daran sollte sich nach Möglichkeit auch nichts ändern. In einer fließenden Bewegung hob sie einen kleinen Stein vom Boden auf und schleuderte ihn auf die andere Seite des Wachturms, so dass er gegen die Palisade schlug. Ein leises ‚Plock‘ ertönte. Augenblicklich drehte sich der Wächter um und suchte im Dunkeln nach der Ursache für das Geräusch. Zeit genug für Mia um auf die Wand zuzulaufen und sie zu erklimmen. Einige Schritte lief sie dabei senkrecht die Wand nach oben. Dann folgte ein Sprung. Mit einer beachtlichen Leichtigkeit packte sie die obere Kante der Palisade und zog sich hoch. Nur, um auf der anderen Seite gleich wieder herunterzuspringen. Im  Handumdrehen befand sie sich im Dorf. Vielleicht zwanzig Häuser und Hütten standen hier auf engem Raum, kreisförmig um einen kleinen zentralen Platz herum angeordnet. Das Haus des Häuptlings stach sofort ins Auge. Es war größer als die anderen. Mehrere Speere mit Kampftrophäen steckten vor dem Eingang in der Erde. Zu Mias Erstaunen stand nicht einmal eine Wache vor der Tür. ‚Wie naiv sind die eigentlich ?‘, fragte sie sich.
    Auf der gegenüberliegenden Seite führte ein weiteres Tor zu dem Weg, der von dem Hochplateau herab führte. Genau da wollten sie hin, raus aus diesem Gebirge. Mia hatte hier genug gesehen. Und ihr Urteil fiel deutlich aus: Ohne Gewaltanwendung würden sie das Dorf nicht durchqueren können. Dafür fehlten den anderen die nötigen Fähigkeiten. Und einen Angriff hatten sie ja schon kategorisch ausgeschlossen.
    Kurz darauf hatte Mia das Dorf wieder verlassen. Langsam schlenderte sie am Rand des Plateaus entlang. Vielleicht gab es ja doch eine Stelle, die für einen Abstieg geeignet war. Aufmerksam betrachtete sie jede Einzelheit, jede Kleinigkeit. Und dann entdeckte sie tatsächlich eine geeignete Stelle. Das hieß, ganz ungefährlich würde es auch dort nicht werden – zumal der Abstieg in der Dunkelheit erfolgen musste. Und nicht jeder aus ihrer Gruppe gehörte zur Kategorie der Geschickten. Dennoch bestand eine reelle Chance. Fand zumindest Mia. Noch einmal prägte sie sich die Details genau ein. Dank ihres bildhaften Gedächtnisses stellte das keine große Herausforderung für sie da. Dann schlich sie wieder zurück zu ihren Gefährten, um ihnen Bericht zu erstatten.

Kapitel 19
     
    Die Burg von Jarl Gustav IV. stand auf einer kleinen Anhöhe. Die Mauern waren aus großen Steinquadern erbaut worden. Roh behauen. In die Ritzen und Fugen hatten die Maurer einen groben Mörtel geschmiert, der aus Sand, Wasser und gemahlenen Muscheln bestand. So roch es auch hier, viele Meilen vom Wasser entfernt, ganz leicht nach dem Meer. Zumindest bildete Einar sich das ein. Die Mauern ragten steil in die Höhe. Die Burg stellte ein Bollwerk dar. Kein Kunstwerk der Baukunst, so wie es die Schlösser anderer Völker zu sein pflegten. Nein, das brauchten die Nordmänner nicht. Ihre Bauwerke mussten praktisch sein. Und das hieß: Sie mussten dem Ansturm des Feindes standhalten. Und genau das tat diese Burg. Im Laufe der Jahrhunderte hatte sie so manchen Feind ferngehalten und dafür gesorgt, dass die Jarle ihre Macht nicht

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