Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
sind?“, fragte Nogg, und sein Magen grummelte dabei bedenklich. Aber nicht nur er, sondern die ganze Gruppe hatte mächtigen Hunger. Die paar Vorräte, die sie in ihren Rucksäcken mitgenommen hatten, waren längst aufgebraucht. Alles andere hatten sie bei den Pferden zurückgelassen – wenn die nach der ganzen Zeit überhaupt noch lebten. Wer hätte schon gedacht, dass sie so lange unterwegs sein würden. Auf jeden Fall standen sie jetzt ohne Nahrung da und mussten sich dringend etwas suchen. Das karge Land gab da nicht viel her. Die wenigen dürren Büsche, die hier und da aus der Erde wuchsen, trugen keine Früchte – und wenn, dann nicht zu dieser Jahreszeit. Ähnlich sah es mit den Bäumen aus. Zwar erstreckten sich mitunter an den Hängen der Berge Nadelwälder, die sich kilometerweit hinzogen, aber Obstbäume suchte man hier vergebens. Auch Wurzeln oder andere pflanzliche Nahrung existierte kaum. Das meiste hatten schon irgendwelche Tiere weggefressen.
Es blieb ihnen also nur die Jagd. Zum Glück besaß Olof die Gabe, Fährten lesen und deuten zu können. Und diese hier stammten eindeutig von einer kleinen Yak-Herde. Fünfzehn, vielleicht zwanzig Tiere. Vor mehreren Stunden waren die Schattensammler bereits darauf gestoßen und hatten sogleich die Verfolgung aufgenommen. Allein der Gedanke an gebratenes Fleisch ließ ihnen allen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ach hätten sie doch bloß Reittiere! Dann könnten sie die Yaks viel schneller erreichen – und hätten auch bessere Chancen bei der Jagd selbst; denn Yaks waren nicht ohne. Sie konnten schnell laufen und mit ihren ausladenden Hörnern durchaus reellen Schaden anrichten. Olof standen da einige Bilder von misslungenen Jagdversuchen vor Augen. Kein schöner Anblick.
„Ein bis zwei Stunden.“, antwortete der Nordmann auf Noggs Frage, „Wenn wir uns ranhalten können wir sie noch vor Einbruch der Nacht erreichen. Dann gibt es endlich wieder eine ordentliche Mahlzeit.“ Das ließ Nogg sich nicht zweimal sagen. Ohne auf die anderen zu warten, stapfte er los. „Worauf wartet ihr noch? Kommt schon!“, rief er ihnen dabei ungeduldig zu. Dann rafften auch die anderen Schattensammler zügig ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Weg – immer ihrem vermeintlichen Abendessen nach.
Kapitel 22
Es war ein richtig schmutziger Kampf. Im wahrsten Sinne des Wortes. Sie standen bis zu den Knöcheln im aufgeweichten Boden. Der Schlamm spritzte bei jedem Ausfallschritt in alle Richtungen weg. Blut und Innereien mischten sich mit dem Matsch und gaben ihm eine rötlich-braune Färbung. Kein Wunder, dass sich auch die Kämpfer über und über mit blutigem Schlamm bedeckt sahen. Ob es sich dabei um das eigene Blut, das der Kameraden oder das der Feinde handelte, ließ sich in diesem wogenden Hin und Her beim besten Willen nicht mehr ausmachen. Und es war auch nicht wirklich von Bedeutung. Beide Seiten hatten inzwischen schwere Verluste erlitten. Etliche der Nordmänner und auch der Dämonen lagen röchelnd oder leblos am Boden.
Einar und seine verbliebenen Krieger bildeten einen dichten Kreis inmitten der heranstürmenden Dämonenbrut. Sie zählten vielleicht noch fünfundzwanzig Mann. Keine große Streitmacht angesichts der erdrückenden Übermacht ihrer Feinde. Doch es gab für sie keinen Grund zur Resignation. In der vergangenen Stunde, die ihr Gefecht nun schon andauerte, hatten sie knapp zweihundert Dämonen erlegt. Allen voran natürlich Einar selbst. Seine Axt schnitt regelrechte Schneisen in die feindlichen Reihen. Einen Dämon nach dem anderen metzelte er nieder. Dieser Anblick stellte eine ungeheure Inspiration für seine Leute dar. Jubelnd drangen sie auf die höllischen Kreaturen ein, ließen sie ihre Schwerter und Äxte spüren, auch wenn diese sich bei weitem nicht als so wirkungsvoll erwiesen, wie die wundersame Axt ihres Anführers. ‚Dämonentod‘ hatten sie die Waffe getauft. Und das beschrieb ziemlich gut, wozu sie im Stande war und worin ihre Bestimmung lag.
Mittlerweile machten die meisten Dämonen schon einen großen Bogen um Einar und versuchten sich an die anderen Krieger zu halten. Vielleicht gelang es ja auch einem von ihnen, in den Rücken des Menschen-Anführers zu gelangen, um ihn so hinterrücks auszuschalten und den Widerstand der Menschen zu brechen. Eine andere Chance gab es für die Dämonen nicht. Ihre Übermacht schrumpfte zusehends zusammen. Und Verstärkung schien derzeit nicht in Sicht.
Wieder sauste Einars
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