Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
Chance, wenigstens eines der Tiere zu erlegen. Ein simpler, aber effektiver Plan.
Doch wie so oft, kam es dann doch ganz anders. Der Kreis um die Herde hatte sich gerade mal zur Hälfte geschlossen, als plötzlich Bewegung in die Herde kam. Was sie aufgeschreckt hatte, konnte auch im Nachhinein keiner sagen. Hatte der Wind möglicherweise ihren Geruch herübergeweht? Hatte einer von ihnen ein leises Geräusch verursacht? Oder gab es einen anderen Störfaktor? Keiner wusste es. Aber wie dem auch sei, die Tiere hörten sofort auf zu grasen und schauten sich ängstlich in alle Richtungen um. Sekunden später rannte der erste Yak los – genau dorthin, wo sich noch keiner der Schattensammler befand. Mist! Die anderen folgten ihm unmittelbar. Instinktiv und vom Hunger getrieben, stürmten nun auch die fünf Gefährten los. Mia schleuderte einen Wurfstern hinter einem der Rinder her und erwischte es auch an der hinteren rechten Flanke. Zischend fuhr die scharfe Waffe durch das Fell tief ins Fleisch. Doch das Tier zeigte sich wenig beeindruckt, ignorierte den Schmerz einfach und rannte stumpf weiter.
Nogg, der auf der anderen Seite des Halbkreises stand, begann wild zu schreien und mit seinen Armen zu fuchteln. Ein zugegebenermaßen furchteinflößender Anblick. Und tatsächlich: Ein Jungtier machte erschrocken einen weiten Satz, um weiter in die Mitte der Herde zu gelangen, wo es sich vermeintlich sicherer fühlte. Dabei prallte das Tier unglücklich gegen die Flanke einer Yak-Kuh und stürzte zu Boden. Der Rest der Herde setzte seine wilde Flucht unterdessen fort. Schnell vergrößerten sie den Abstand zu ihren Jägern. Und da diese auch nicht mit Bögen und Speeren ausgestattet waren, brauchten sie nun nichts mehr befürchten. Nur das gestürzte Jungtier war noch da und versuchte verzweifelt wieder aufzustehen. Aber es gelang ihm nicht. Anscheinend hatte es sich das Bein bei seinem Sturz verletzt und kam nun nicht mehr hoch. Mit schnellen Schritten erreichten Olof und Nogg ihre Beute und erlösten sie mit gezielten Schnitten von jeglichem Leiden. Das Schicksal meinte es letztlich doch noch gut mit ihnen.
Und nun konnten sie ihr Mahl genießen, sich die Bäuche endlich wieder ordentlich vollschlagen. Nicht auszudenken, wenn sie eine weitere hungrige Nacht hätten überstehen müssen! Aber so tankten sie neue Kraft für das, was ihnen noch bevorstehen mochte – auch wenn momentan keiner wusste, was das sein mochte. Nachdem auch Nogg schließlich satt geworden war, lösten sie das verbliebene Fleisch von den Knochen und verpackten es sorgfältig. Auf diese Weise hatten sie für einige Tage ausreichend zu Essen und brauchten sich nicht gleich wieder um neue Jagdbeute zu kümmern.
Müde und zufrieden legten sie sich zur Ruhe. Zum ersten Mal seit Tagen. Mia übernahm freiwillig die erste Wache. Eine eher langweilige Aufgabe in dieser Einöde. Doch vermutlich hätte sie anders darüber gedacht, wenn sie die neugierigen Augenpaare wahrgenommen hätte, die da aus der Dunkelheit heraus auf sie und ihre Gefährten gerichtet waren.
Kapitel 24
Geduld gehörte noch nie zu seinen besonderen Stärken. Zrr’Gan’Drhu schritt unruhig durch die große Halle seines Palastes. Das Geräusch der schweren Schritte hallte vom Gewölbe zurück und sorgte für ein dumpfes Grollen. Seine Arme hatte der mächtige Dämonenfürst hinter seinem Rücken verschränkt. Neben ihm her lief ein großer, schlanker Dämon mit zwei Köpfen. Dennoch wirkte er mit seinen fast zwei Metern Länge wie ein Zwerg im Schatten seines Herrn, der gut das Doppelte in der Höhe maß – ganz zu schweigen von der Breite. Die Haut des zweiköpfigen Dämons schimmerte in diversen Lila- und Rosatönen. Schuppen und vereinzelte Federbüschel bedeckten den dürren Leib. Dazu hatte er sich eine schlichte weiße Robe übergeworfen, die ein klein wenig zu lang war. Zumindest schleifte ihr Saum ständig über den steinernen Fußboden und präsentierte sich an einigen Stellen schon mächtig abgescheuert und ausgefranst. Die Köpfe saßen auf langen dünnen Hälsen und wirkten vogelartig mit großen breiten Schnäbeln und Federbüscheln zu beiden Seiten. In der linken Hand trug das Wesen ein kleines Buch, in der rechten eine Schreibfeder, mit der es sich von Zeit zu Zeit Notizen machte. Trotz der langen Beine, die stark an die eines Storchs erinnerten, fiel es ihm schwer, Schritt mit seinem Herrn zu halten, ohne dabei rennen zu müssen.
„Warum kann ich keine Verbindung
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