Brennendes Schicksal (German Edition)
das so Sitte in Rom und Florenz.«
»Laura liebt Euch. Eine größere Gewissheit als diese kann ich Euch auch nicht geben.«
»Wenn ich nur deine Liebe habe, so habe ich alles, was ich brauche«, versprach Laura, als der Visconte ihr nach der nächsten Chorprobe Circes Vorschlag unterbreitete. Er hatte sich vor diesem Moment ein wenig gefürchtet, und auch jetzt schwang noch Unsicherheit in ihm.
»Und es stört dich nicht, dass du als meine Kurtisane gelten wirst?«
»Oh, nein. Wirklich nicht. Kurtisanen genießen in unserem Land einen sehr guten Ruf. Sie sind keine Prostituierten, noch nicht einmal Mätressen wie an den deutschen und englischen Höfen. Jeder behandelt sie voller Respekt. Sie genießen nicht weniger Achtung als jede andere ehrbare Frau.«
»So bist du also einverstanden, mit Circe da Volterra zusammen ein eigenes Haus zu bewohnen und von mir ausgehalten zu werden? Du bist auch einverstanden, sie als deine Erzieherin zu akzeptieren und dich ihren Anordnungen zu beugen?«
»Von Herzen gern«, bestätigte Laura mit einem glücklichen Lachen. »Du “weißt, ich bin geboren, um zu lieben. Aber mit der Liebe ist es wie mit jedem anderen Ding. Um eine Sache wirklich gut zu machen, braucht man ein Höchstmaß an Bildung. Ich möchte nicht, dass du nur meinen Körper liebst. Das wäre mir zu wenig. Körper, Geist und Seele sind eine Einheit, die man nicht trennen darf. Deshalb gebührt ihnen gleichermaßen Pflege.«
Sie küsste ihn zärtlich, nahm sein Gesicht in ihre Hände, und er las in ihren Augen, dass jedes ihrer Worte der vollen Wahrheit entsprach.
»Bald haben wir unser eigenes Zuhause«, fuhr sie, noch immer strahlend, fort. »Bald können wir so oft zusammen sein, wie wir wollen, und haben keinen Ärger mehr zu befürchten.«
Sie drängte ihren Körper an seinen, ihr Geruch stieg ihm betörend in die Nase, seine Männlichkeit richtete sich auf.
»Ja«, sagte er, ein Stöhnen nur mühsam unterdrückend. »Bald werden wir das Paradies auf Erden haben.«
Siebtes Kapitel
Die Einrichtung ihres Zuhauses nahm einige Zeit in Anspruch. Jeden Tag kam der Visconte in das dreigeschossige Haus, welches in der Nähe der Kathedrale und nur ein paar Gehminuten von der Piazza del Campo entfernt war, und begutachtete die Fortschritte, die Circe sowohl bei der Ausstattung der Räume als auch bei Lauras Erziehung erzielte.
Lauras und Angelos Glück war beinahe vollkommen – wenn da nicht Beatrice gewesen wäre.
»Stimmt es, dass du diesem Luder aus der Maremma ein Haus eingerichtet und eine Erzieherin zur Seite gestellt hast?«, fragte sie mit zusammengekniffenen Lippen und vor Wut schmalen Augen.
»Woher weißt du das?«, fragte er.
»Nun, die ganze Stadt spricht davon. Die Witwe Baldini, so hört man, fordert nun vom Bischof ebenfalls ein geräumiges Haus und die Anstellung einer Köchin.«
»Nun, meine Liebe, die Köchin der Baldini sollte nicht deine Sorge sein.«
Beatrice schlug mit der flachen Hand so heftig auf den Tisch, dass das Geschirr in die Höhe sprang. Eine ungesunde Röte breitete sich auf ihren Wangen aus. »Es ist mir gleichgültig, unter welchem Rock du die Nächte verbringst«, schrie sie. »Aber ich dulde nicht, dass mich die Frauen der anderen Ratsherren mit mitleidigem Ausdruck ansehen und die Männer hinter vorgehaltener Hand flüstern.«
»Seit wann scherst du dich um das, was die Leute sagen?«, erwiderte Angelo da Matranga ein wenig spöttisch. »Dein Lebenswandel ist nach wie vor ohne Fehl und Tadel, der Platz im Himmel dir sicher.«
Beatrices Stimme wurde leise: »Solange du dich mit anständigen Frauen eingelassen hast, mit Kurtisanen von Rang, war ich es zufrieden. Doch jetzt bist du schon so weit gesunken, dass du einer Gastwirtstochter ein Bürgerhaus kaufst. Du machst dich lächerlich, zum Gespött der ganzen Stadt. Und mich dazu!«
»Steht nicht in der Bibel, man soll mit den Armen teilen?«, fragte Angelo da Matranga spöttisch.
Beatrice antwortete nicht darauf. Sie erhob sich, atmete mehrmals heftig ein und aus, suchte krampfhaft nach Worten, doch ihr wollte nichts einfallen.
»Glaube nicht, dass ich dir das durchgehen lasse«, schnaubte sie mit vor Wut schriller Stimme. »Du wirst es noch bereuen, dich dieser Dirne an den Hals geworfen zu haben. Das verspreche ich dir.«
»Drohst du mir?«, fragte der Visconte, doch Beatrice antwortete wieder nicht. Sie warf ihm stattdessen einen Blick voller Abscheu und Bitternis zu, dann eilte sie mit wehendem Rock aus
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