Brennendes Schicksal (German Edition)
aber, dass ich keine Lust habe, mit dir zu arbeiten, wenn auf der Hand liegt, dass es letztendlich für die Katz ist.«
Laura wurde rot, sah verlegen und trotzig zugleich auf den Boden, wie ein kleines Mädchen, das von seiner Mutter ausgescholten worden war.
Dann hob sie den Kopf, straffte die Schultern, reckte trotzig das Kinn und presste die Hände so, wie sie es von Circe da Volterra gesehen hatte, auf ihre Brust. Sie schloss die Augen, atmete ganz tief ein, öffnete den Mund und begann zu singen, noch ehe Angelo da Matranga das Spinett zum Klingen gebracht hatte.
Und diesmal schaffte sie es! Ihr Lied erklomm ohne Mühe die höchsten Höhen und schwebte rein und klar wie ein Glockenton durch den Saal.
Dann war es zu Ende, Laura stand atemlos da, ihr Gesicht strahlte. Sie sah Circe an, und auch diese nickte zufrieden.
»Das war besser, aber gut war es noch nicht.«
Angelo da Matranga aber spendete erneut Beifall.
Circe da Volterra nahm ihren Umhang, schlüpfte hinein und verkündete: »Für heute soll es genug sein. Bis zur nächsten Probe aber, die übermorgen Abend hier stattfinden wird, trage ich dir auf, diesen Ton so lange zu üben, bis du ihn im Schlaf beherrschst.«
Sie ging zum Spinett, nahm ein Notenblatt aus dem Ständer und reichte es Laura. »Du siehst die Zeichen hier, nicht wahr? Jedes Zeichen steht für einen Ton. Note nennt man es. Sing dein Lied und betrachte dabei die Noten. Finde heraus, was die fünf Linien bedeuten.«
Dann wandte sie sich an den Visconte: »Ihr habt doch nichts dagegen, dass ich mich verabschiede? Ich vermute, Ihr werdet Laura nach Hause begleiten. Morgen aber ersuche ich um ein Gespräch mit Euch.«
Auch diese Sätze brachte sie im Ton eines Befehlshabers vor.
Angelo da Matranga nickte. »Ich erwarte Euch nach dem Frühstück«, sagte er und gebot den Abendgruß.
Kaum war Circe da Volterra aus dem Saal, da flog Laura schon in seine Arme.
»Ach, wie sehr ich dich vermisst habe«, flüsterte sie und schmiegte sich eng an ihn. »Jede Stunde, jede Minute habe ich mich nach dir gesehnt.«
»Auch ich hatte große Sehnsucht nach dir. Ich hungere nach deiner Haut, durste nach deinen Küssen.«
Schon hob sie ihm ihre Lippen entgegen, schon vergaß der Visconte Zeit und Raum, versank im süßen Atem der Liebe wie in einem See.
Lange konnten sie sich nicht voneinander lösen, doch schließlich sagte der Visconte: »Ich begleite dich nach Hause, Laura. Und wer weiß ...«, er lachte, »...vielleicht bringe ich dich sogar ins Bett.«
Laura schüttelte den Kopf. Sie wirkte plötzlich traurig.
»Was ist, meine Liebste?«
»Ich hatte Ärger mit Gianna und Mimmo. Sie heißen es nicht gut, wenn du mich in ihrem Haus besuchst. ›Wir haben nicht viel, nur unseren guten Ruf. Den aber wollen wir behalten‹, sagen sie.«
Der Visconte nickte. »Ich verstehe deine Verwandten. Sie haben Recht.«
Er ließ Laura los, wandte ihr den Rücken zu und ging zum Fenster. »Vielleicht ist es sogar besser, wenn wir uns nicht mehr sehen. Ich kann dir keine Zukunft als ehrbare Gattin und Mutter meiner Kinder anbieten. Ich bin schon verheiratet, das weißt du. Und ich habe nicht das Recht, dich den Männern vorzuenthalten, die in ehrlicher Absicht zu dir kommen.«
Er war am Fenster angelangt, öffnete es, um sein heißes Blut an der Nachtluft zu kühlen. Tief atmete er den Geruch der Stadt ein, die heute ein wenig nach dem verbrannten Fett der Fackeln roch, nach Schnee und Pinien und im Gegensatz zur duftgeschwängerten Luft des Saales geradezu rein war.
Er fingerte an seinem Kragen herum, als wäre ihm heiß, doch in Wirklichkeit floss das Blut kalt durch seine Adern und brachte ihn zum Frösteln. Was tat er hier? Was tat er diesem Mädchen an? Ja, er liebte Laura. Aber hatte er das Recht auf ihre Liebe, wenn damit keine gemeinsame Zukunft verbunden war? Er musste sie freigeben. Sie hatte nicht verdient, auf ewig das Leben einer heimlichen Geliebten zu fristen. Zudem war sie jung, war rund zwanzig Jahre jünger als er. Nein, er musste Laura freigeben. Sie hatte ein besseres Leben verdient, als er ihr bieten konnte.
Er seufzte und musste gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfen. Er liebte sie so sehr. Wie sollte er nur einen einzigen Tag ohne sie aushalten?
Er drehte sich um. Laura war auf einen Stuhl gesunken und hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen. Ihre Schultern zuckten, ihr ganzer Körper bebte. Sie weinte.
»Laura! Liebste!«
Mit wenigen Schritten war der Visconte bei
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