Brennendes Schicksal (German Edition)
ihr, nahm ihr die Hände vom Gesicht, küsste ihr die Tränen von den Wangen, zog sie an sich, streichelte sie, wiegte sie hin und her wie ein Kind.
»Du darfst mich nicht verstoßen«, schluchzte sie. »Ich weiß, dass du verheiratet bist. Aber das ist mir egal. Ich liebe dich, Angelo. Was soll ich ohne dich tun?«
Der Visconte nahm sie wieder fest in die Arme, versteckte sein Gesicht in ihrem Haar, damit sie die Tränen, die er nun nicht länger zurückhalten konnte, nicht bemerkte.
»Wir werden eine Lösung finden, meine Liebste. Das verspreche ich dir.«
Circe da Volterra war pünktlich. Angelo da Matranga wischte sich gerade mit einer Serviette die letzten Krümel vom Mund, da betrat die neue Angestellte das kleine Frühstückszimmer.
»Kommt herein, setzt Euch zu mir.«
Angelo bot ihr einen Platz an, reichte ihr den Krug mit der Mandelmilch und deutete mit der Hand auf das Silbertablett, auf dem kleine Kuchen standen.
»Vielen Dank, ich habe schon gegessen. Ich bin gekommen, um mit Euch zu reden, denn ich glaube, Ihr habt ein Problem.«
Der Visconte hob die Augenbrauen und ließ die Serviette sinken. »So? Was meint Ihr?«,
Circe da Volterra verzog den Mund zu einem Lächeln, doch ihre Augen blieben seltsam leer. »Laura«, sagte sie.
Als der Visconte sie noch immer fragend ansah, fügte sie hinzu: »Nun, ich denke, dass Laura in jeder Hinsicht eine sehr viel versprechende junge Frau ist. Alles, was ihr fehlt, ist eine gute Erziehung. Im Augenblick könnt Ihr Euch nirgends mit ihr zeigen. Doch schon bald kann aus dem rohen Diamanten ein geschliffener, funkelnder Juwel werden.«
»Interessant«, erwiderte Angelo da Matranga und schickte die Magd, die auf einem Schemel neben der Tür auf Anweisungen wartete, hinunter in die Küche.
»Ihr habt Recht«, erwiderte er dann. »Laura ist tatsächlich in jeder Hinsicht viel versprechend. Doch welches Interesse sollte ich daran haben, sie ausbilden und erziehen zu lassen?«
Circe da Volterra lächelte wieder und neigte leicht den Kopf. »Ihr liebt sie. Deshalb.«
Beinahe hätte sich Angelo da Matranga verschluckt. Er hatte nicht geahnt, dass andere in seinem Gesicht wie in einem Buch zu lesen vermochten.
»Kurtisanen hattet Ihr schon des Öfteren. Laura aber liebt Ihr, und sie liebt Euch auch. Eine Heirat ist unmöglich, ist es selbst dann, wenn Ihr frei wäret, da ihre Herkunft nicht standesgemäß ist. Ich biete Euch an, Laura nach Euren Wünschen zu erziehen. Schon in wenigen Monaten wird sie Euch überall jede erdenkliche Ehre machen. Nicht nur die Sieneser werden Euch um diese Frau beneiden, sondern auch die Florentiner. Sie hat Glanz, Charme, Schönheit und Liebreiz, Eigenschaften, die nur den ganz großen Kurtisanen Eigen sind. Überdies ist sie klug, ihre Auffassungsgabe bewundernswert. Laura wäre Euch nicht nur eine ideale Geliebte, sondern obendrein die Gefährtin, die ein Mann in Eurer Stellung braucht und die Ihr nie hattet.«
»Ihr seid recht offen, Circe da Volterra«, bemerkte der Visconte. Er sah sie nachdenklich an, doch dann verzog sich sein Mund zu einem Lächeln.
»Und Ihr habt Recht. Ich liebe Laura, würde am liebsten den Rest meines Lebens mit ihr verbringen. Doch welchen Vorteil habt Ihr, wenn Ihr sie für mich ausbildet?«
Angelo da Matranga ließ die Frau nicht aus den Augen. Er hätte jedes Wimpernzucken bemerkt, wäre da eines gewesen. Aber Circe da Volterra blieb gänzlich unbewegt.
»Mein Vorteil liegt doch auf der Hand. Ihr richtet Laura ein Haus ein, wie es einer Kurtisane gebührt. Keinen Palazzo, sondern ein ehrbares Bürgerhaus. Da eine so junge Frau unmöglich allein wohnen kann, werde ich zu ihr ziehen, ihren Lebenswandel und ihre Erziehung überwachen. Dafür brauche ich mir um mein Auskommen keine Sorgen mehr zu machen, denn Ihr, Visconte, kommt auch für meine persönlichen Bedürfnisse auf.« Sie hob die Hand und winkte ab. »Keine Sorge, ich habe keine hohen Ansprüche. Eine Kammer zum Schlafen, eine zum Ankleiden, dazu ein paar Kleider und normale Kost reichen mir aus. Ich komme Euch nicht teurer zu stehen als der Hauslehrer Eures Sohnes. Obendrein könnte ich Lauras Finanzen überwachen, sodass Ihr sicher sein könnt, nicht zu verarmen. Denn der Niedergang Eurer Mittel wäre verknüpft mit dem Niedergang von Laura und mir.«
»Habe ich schon gesagt, dass Ihr eine kluge Frau seid? Wirklich, Ihr imponiert mir. Wie aber habe ich Gewissheit, dass Ihr Laura nicht an andere Herren verkuppelt? Wie man hört, ist
Weitere Kostenlose Bücher