Brennendes Schicksal (German Edition)
wünsche. Ich bin krank und brauche Zerstreuung. Vielleicht sollte auch nach einem Arzt geschickt werden«, trug er der Magd auf. Diese knickste und machte sich daran, Angelos Aufträge auszuführen.
Wenig später klopfte es bereits an seiner Schlafkammer, die er schon seit Jahren allein bewohnte.
»Guten Morgen, meine Liebe«, krächzte er und machte ein leid endes Gesicht. »Mir tut jeder Knochen im Leib weh. Ich glaube, wir sollten nach dem Arzt schicken.«
Beatrice nickte. »Habe ich es dir nicht gleich gesagt? Zu viel Tanz und Frohsinn sind nicht gesund. Hättest du in der Bibel gelesen, dann wäre deine Seele jetzt erbaut und dein Körper gesund.«
»Wärest du nicht auf mich gefallen und hättest mich am Boden beinahe zerquetscht, dann wäre ich jetzt gesund. So ist es!«, beschwerte sich Angelo und wollte sich auf die Seite drehen. Doch es schmerzte zu sehr, und so rollte er sich behutsam auf den Rücken.
Beatrice seufzte, schickte ein stummes Stoßgebet zum Himmel und hängte ihren Rosenkranz über einen der Bettpfosten. »Wo tut es dir weh?«
Das Leid ihres Gatten und seine Fesselung an Bett und Haus verschafften ihr so viel Genugtuung, dass sie sogar ein kleines bisschen Mitleid mit ihm empfand. Richtig elend sah er aus! Beatrice war sich sicher, dass er so bald nicht zu seiner kleinen Dirne würde gehen können.
»Überall. Es gibt keine heile Stelle mehr an mir«, klagte Angelo.
»Bewege langsam die Beine, dann die Arme, den Kopf und versuche, dich ein wenig aufzurichten. Wenn dir das gelingt, ist alles halb so schlimm.«
Visconte Angelo da Matranga schenkte seiner Gattin einen verdrießlichen Blick. Aber dann schaute er schnell wieder in eine andere Richtung, denn wenn er sie so ansah und sich dabei vorstellte, wie sie ihn gestern mit ihren spitzen Knochen beinahe aufgespießt hatte, dann wurde ihm gewiss nicht besser.
Gehorsam bewegte er nacheinander die einzelnen Glieder, und zu seiner größten Überraschung gelang ihm dies auch. Als er aber versuchte, sich im Bett aufzurichten, stieß er ein lautes Geheul aus.
»Was ist denn? Was hast du?«, fragte Beatrice, betete rasch ein Vaterunser und sah ihn sorgenvoll an.
»Mein Rücken«, jammerte Angelo. »Ich glaube, er ist gebrochen.«
»Unfug. Dann wärst du tot«, stellte sein treues Eheweib trocken fest, schellte nach der Magd und gab ihr den Auftrag, nach dem Arzt zu schicken.
Während der Visconte der Ankunft des Heilers entgegenfieberte, versuchte Beatrice seine Seele mit der Geschichte von Hiob, die sie laut aus der Bibel vorlas, zu erbauen.
Der Arzt kam, betrachtete stirnrunzelnd die Blessuren des Visconte und fragte dann unschuldig, ob der edle Herr wohl mit einem Ackergaul gekämpft habe.
»So ähnlich«, rächte sich Angelo für die Hiob-Geschichte. »Meine Frau ist auf mich gefallen.«
»Nun ja«, schmunzelte der Arzt. »Um eine Frau vor dem Fall zu retten, hat sich schon so mancher wehgetan.«
Dann holte er ein kleines Tonfässchen aus seiner Tasche und gab es Beatrice. »Dies ist Arnika. Tragt die Salbe täglich dreimal auf die verletzten Stellen auf. Ihr könnt sie nicht verfehlen, sie leuchten ja in den schönsten Farben.«
»Und sein Rücken?«
Der Arzt zuckte mit den Achseln und hieß Angelo, sich auf den Bauch zu drehen. Dann tastete er ein Weilchen auf den Wirbeln herum, ließ die Finger aber jedes Mal erschrocken in die Höhe fliegen, wenn Angelo schmerzhaft aufjaulte.
»Verzogen und verbogen«, lautete schließlich die Diagnose. »Es gibt wenig, was man da tun kann. Liegen und ruhen. Auch beten könnte helfen.«
»Ein Quacksalber seid Ihr, aber kein Arzt«, schimpfte Angelo da Matranga. »Heilen sollt Ihr mich. Eure Sprüche könnt Ihr dem Priester aufschreiben, damit er sie von der Kanzel predigt. Gebt mir wenigstens ein Mittel gegen die Schmerzen.«
Der Arzt witterte Unheil und kramte in seiner Tasche nach einem Pülverchen.
Angelo da Matranga aber war so verärgert, dass er nur unwillig knurrte und am liebsten das Kissen nach Beatrice und dem Arzt geworfen hätte.
Dieses Weib war der Teufel in Person. Er wusste genau, dass sie sein Leid genoss. Doch wenn sie ihm schon das gestrige Fest verdorben hatte, so würde er nicht zulassen, dass sie ihm auch die Treffen mit Laura vereitelte. Und wenn er sich auf den Knien hinschleppen musste! Beatrice sollte sehen, dass sie nicht mit ihm machen konnte, was sie wollte.
Angelo da Matranga funkelte sie aus zusammengekniffenen Augen an. Er hasste sie in diesem
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