Brennendes Schicksal (German Edition)
liebte! Nie hätte er geglaubt, dass er einmal sein Herz so sehr an einen anderen Menschen hängen könnte. Und wie sehr verfluchte er den Umstand, dass er verheiratet war. Doch er konnte nichts daran ändern.
Laura ging es prächtig. Die Schwangerschaft hatte sie noch schöner gemacht. Die Brüste unter ihrem Mieder schwollen an und waren prall wie Blütenknospen. Ihr Körper verlor die letzte Knochigkeit der Jugend, wurde noch kurviger und weicher.
Selbst die morgendliche Übelkeit nahm sie gelassen hin. Den ganzen Tag über war sie damit beschäftigt, sich um die Ausstattung ihres Kindes zu kümmern. Sie lief zu einem Schreiner und gab eine geschnitzte Wiege in Auftrag. Bei einem Kürschner suchte sie nach weichen, flauschigen Fellen, um eine Decke anfertigen zu lassen. War sie einmal nicht unterwegs, so saß sie im Wohnzimmer des Hauses am Fenster in einem Lehnstuhl, die Beine bequem auf einem Höckerchen, den Rücken durch dicke Kissen gestützt, und hielt einen Stickrahmen in der Hand.
Laura war so glücklich wie noch niemals in ihrem Leben. Sie hatte sich sogar wieder mit Gianna und Mimmo versöhnt. Beinahe täglich bekam sie nun Besuch von ihrer Schwester, und stundenlang saßen die beiden zusammen und tauschten Geheimnisse aus, die seit Jahrtausenden das Wissen der Frauen spiegelten.
Nur Circe nahm nicht so recht Anteil an Lauras Schwangerschaft. Seit Wochen war sie abwesend, zerstreut, tief in Gedanken versunken. Stundenlang stand sie am Fenster ihrer Kammer und starrte blicklos hinaus auf die Gasse. Oder sie lief auf und ab wie ein gefangenes Tier. Eines Abends kam es Laura sogar so vor, als höre sie die Lehrerin in ihrer Schlafkammer schluchzen.
»Was ist mit Euch?«, fragte sie beinahe jeden Tag, doch Circe schüttelte nur stumm den Kopf und versank erneut in ihrer eigenen Welt.
Einmal, Laura kam gerade von einer Besorgung zurück, sah sie einen Boten zu Pferd vor dem Haus Halt machen. Schnell lief sie hin, denn sie glaubte, Angelo habe ihr eine Nachricht zustellen lassen. Doch der Bote schüttelte den Kopf.
»Nein«, erwiderte er. »Für Euch habe ich nichts. Aber ich soll eine Nachricht für Circe da Volterra abgeben. Leider ist sie wohl nicht zu Hause. Und ich habe dringende Order, die Nachricht allein ihr zu geben.«
»Merkwürdig«, erwiderte Laura und versuchte, einen Blick auf das Pergament mit dem Siegel zu erhaschen. »Ich dachte, sie hätte keine Verwandten.«
Doch dann lachte sie auf, legte eine Hand schützend auf ihren Bauch, der sich bisher nur wenig gewölbt hatte, und sagte: »Nun, sie ist eine wunderbare Frau. Warum sollte sie keine geheimen Nachrichten erhalten?«
Sie bat den Boten, am späten Nachmittag noch einmal wieder zu kommen, dann vergaß sie die ganze Geschichte und widmete sich wieder ausschließlich ihrem neuen Zustand.
Beatrice da Matranga aber kam nicht zur Ruhe. Tag und Nacht überlegte sie, wie sie die verhasste Rivalin loswerden konnte.
Laura war ihr von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen. Beatrice hatte schnell erkannt, dass es Angelo mit diesem Mädchen ernst war. Sie kannte ihren Mann, wahrscheinlich sogar besser, als er sich selbst kannte. Jahrelang hatte sie nichts anderes getan, als ihn beobachtet. Er war leicht zu entflammen, das wusste sie und hatte es geduldet, weil bisher Angelos erster Begeisterung ziemlich rasch die Erkenntnis gefolgt war, dass nicht alles Gold war, was in der Sonne glänzte. Doch Beatrice wusste genauso gut, dass es diesmal ernst war. Angelo war verändert. Ja, es schien geradezu so, als wäre er in einen Jungbrunnen gefallen. Und das war es auch, was Beatrice so ärgerte, dass ihr seit Wochen alles nach Galle schmeckte. Während sie immer älter und älter wurde, ihr Fleisch immer welker und faltiger, wurde Angelo immer jünger. Und jetzt bekam diese Dirne obendrein noch ein Kind!
Beatrice war außer sich vor Wut, außer sich vor Angst und Sorge! Ihr war klar, dass sie den letzten kleinen Rest ihres Einflusses auf Angelo verlor, kam das Kind auf die Welt. Selbst sein eigener Sohn wurde ihm von Tag zu Tag unwichtiger! Ja, er stellte ihn sogar – welch eine Unverschämtheit – dem Bastard gleich! Das war keine bloße Sünde mehr, das war eine Versuchung Gottes. Und Beatrice konnte so etwas niemals dulden.
Doch was sollte sie tun?
Sie lief noch eine Weile durch das große Haus, und dann tat sie das, was sie immer tat, wenn sie nicht weiter wusste. Sie zog ein schwarzes, schlichtes Kleid an und ging in die Kirche.
Lange
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