Brennendes Schicksal (German Edition)
mit Abfällen übersät. Es stank zum Himmel. Eine Ratte huschte ihr vor die Füße, ein herrenloser Hund hing seine Schnauze an den Sack und leckte gierig die Blutstropfen auf, die aus ihm auf die Erde tropften.
Beatrice verjagte den Hund mit einem schmerzhaften Tritt in die Seite. Der Köter jaulte auf, zeigte die Zähne und knurrte mit gesträubtem Fell, doch Beatrice schwang den Beutel gegen seinen Kopf, sodass der Hund schließlich die Flucht ergriff.
Endlich hatte sie das Ende der Gasse erreicht. Sie klopfte an eine Tür, die windschief in den Angeln hing, wartete nicht, bis sie hereingebeten wurde, sondern trat mit der Stiefelspitze gegen die Tür und ging einfach hinein.
Drinnen war es dunkel. Es dauerte eine kleine Weile, bis ihre Augen sich an die Schwärze gewöhnt hatten. Sie hörte Geräusche, ging darauf zu und befand sich im einzigen Raum der Kate.
Eine zahnlose Alte, die ihr graues, filziges Haar zu zwei dürren Zöpfen geflochten hatte, stocherte mit einem Holzstiel in einem Kessel herum, der über dem Herdfeuer hing.
»Kommt herein«, krächzte sie und wies, ohne sich umzudrehen und in ihrer Tätigkeit inne zu halten, auf einen wackeligen Schemel.
Beatrice ließ den Beutel, der noch immer von Wasser und Blut tropfte, auf den Boden fallen und setzte sich. Jetzt erst merkte sie, wie erschöpft sie war. Die Kräuterdüfte, die den Raum wie einen dichten Nebel durchwaberten, sorgten dafür, dass sie sich bald so schläfrig fühlte, dass sie meinte, die Augen keinen Moment länger offen halten zu können. Gerade wollte sie ihren Oberkörper an die unverputzte Wand aus Lehm und Stroh lehnen, da drehte sich die Alte um, deutete auf den Sack und fragte: »Was ist da drin? Und was wollt Ihr von mir?«
Sofort wurde Beatrice hellwach. Sie richtete sich auf und betrachtete die Alte hochmütig.
»Den Satan habe ich Euch gebracht«, verkündete sie. »Macht mir daraus ein Pulver.«
Die Alte kicherte. »Wenn Ihr den Satan vernichtet habt, so braucht Ihr auch kein Pulver mehr, denn mit seinem Tod stirbt auch das Böse in der Welt.«
»Haltet den Mund und tut, was ich Euch sage. Oder wollt Ihr vielleicht als Hexe auf dem Scheiterhaufen brennen?«
Das Lachen der Alten verstummte. »Was ist in dem Sack?«, fragte sie noch einmal.
»Was wohl? Eine schwarze Katze natürlich. Sie muss in den Fluss gefallen und ertrunken sein. Mit einem Stock habe ich sie herausgefischt. Kann sein, dass sie dabei ein wenig Schaden genommen hat. Ich erinnere mich, dass der Körper mehrfach an den Steinen schrammte.«
Die Alte nickte, ging zu dem Sack, hob ihn hoch und roch daran. »Tote bluten nicht«, sagte sie. »Weder Mensch noch Tier blutet, wenn es sein Leben bereits ausgehaucht hat.«
»Ich sagte doch, der Satan hatte seine Hände im Spiel.«
Die Alte antwortete nicht. Sie legte den Sack zurück, wischte sich die Hände flüchtig an ihrem fleckigen Rock ab und sah Beatrice abwartend an.
»Ich brauche ein Pulver aus dem Herzen des Satans. Trockne das, was da im Beutel ist. Dann zerstampfe das Herz und mache mir ein Pulver daraus.«
»Was habt Ihr damit vor?«
Beatrice warf hochmütig den Kopf nach hinten. »Frage ich Euch, was Ihr in Eurem Leben schon alles getrieben habt?«
Sie fingerte an ihrer Rocktasche, holte einen Golddukaten hervor und warf ihn verächtlich auf den dreckigen Boden der Kate.
»Da! Euer Lohn. Bereitet mir das Pulver, so schnell es geht.«
»Die Trocknung braucht Zeit«, erwiderte die Alte. »So schnell ist es nicht getan. Das Fell muss abgezogen und vom Aas befreit werden. Dann muss das Herz herausgelöst und am warmen Ofen getrocknet werden. Viele Monate dauert es, bis man es zu Pulver zerreiben kann. Jeder Fehler wird sich rächen.«
»Dann sorgt dafür, dass Euch kein Fehler unterläuft.«
Beatrice beugte sich nach vorn und fixierte die Alte aus schmalen Augen. Dann holte sie noch einen Golddukaten aus ihrem Rock und warf ihn gleichfalls auf den Boden. »Besorge dir ein wenig Arsen und menge es unter das Pulver.«
»Ein solches Pulver ist tödlich für Mensch und Tier«, sagte die Alte.
»Das braucht nicht Eure Sorge zu sein. Ihr macht das Pulver, ich bezahle Euch fürstlich dafür. Anschließend vergesst Ihr, dass Ihr mich je gesehen habt, und ich werde Euch ebenso vergessen. Falls es irgendwelche Missverständnisse gibt, so wisset, dass es mir ein Leichtes sein wird, Euch auf den Scheiterhaufen zu bringen.«
Die Alte nickte. »Ich weiß, dass Euer Wort mehr zählt als das meinige.
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