Brennendes Schicksal (German Edition)
Aber noch einmal erinnere ich Euch: Wenn Ihr Übles vorhabt, so wird Eure Seele Schaden nehmen.«
»Pah!«
Beatrice machte eine wegwerfende Handbewegung. »Schaden habe ich so oder so. Gottesfürchtig ist das, was ich vorhabe. Die Sünde werde ich austreiben, damit sie nicht länger die Stadt beschmutzt und Unschuldige in ihren Bann zieht. Ein Gotteswerk will ich vollbringen. Und Ihr, Alte, werdet Euch einen Platz im Himmel verdienen, wenn Ihr mir dabei helft .«
Wieder nickte die Alte. »Ich habe keine andere Wahl. In sieben Monaten könnt Ihr das Pulver holen. So lange braucht es Zeit.«
»In sieben Monaten? Das ist gut. Sehr gut sogar. Ich werde pünktlich zur Stelle sein.«
Dreizehntes Kapitel
Lauras Leib rundete sich mit jedem Tag ein wenig mehr. Angelo da Matranga war überglücklich. Überhaupt schien sich in seinem Leben wie durch Zauberhand plötzlich alles zum Besten zu wenden.
Orazio war zur Vernunft gekommen und hatte eine Lehre in seinem Handelskontor angetreten. Alles Blasse und Schwächliche war von ihm abgefallen, und Angelo hatte mit Entzücken feststellen können, dass Orazio das richtige Händchen für Geschäfte hatte und mit Geld umging, als hätte er sein Lebtag lang nichts anderes getan. Und kürzlich hatte er seinen Sohn sogar dabei ertappt, wie er einer Magd ungeniert auf den Hintern gestarrt hatte.
Auch ansonsten liefen seine Geschäfte prächtig. Alvaro del Gerez hatte in einer Depesche angekündigt, von den Silberminen der da Matrangas in der nahen Colline Metallifere – einem kleinen Gebirge, das wahre Schätze in sich barg – Erze kaufen zu wollen, und zwar in einer gewaltigen Stückzahl. Nur eines bereitete dem Visconte dabei Sorgen. Del Gerez bestand darauf, die Minen vorher zu besichtigen. Das war nicht nur unüblich, nein, Angelo witterte sogar ein neues Schurkenstück der Florentiner gegen die Republik Siena. Aber kam Zeit, kam Rat.
Jetzt war er bei Laura, erfreute sich an ihrer Schönheit, die weicher und sanfter geworden war, und legte ihr beide Hände auf den schwellenden Leib.
»Spürst du, wie es sich bewegt?«, fragte sie voller Stolz und schmiegte ihr Gesicht an seine Halsbeuge.
»Ja«, erwiderte Angelo und streichelte behutsam über die Stellen, hinter denen er sein Kind vermutete.
Doch schon löste sich Laura von ihm. »Sieh nur«, sagte sie und trat zu einem kleinen Tisch im Wohnzimmer, auf dem sich die Geschenke häuften. »Sieh nur, was deine Frau mir heute gebracht hat!«
Angelo trat näher und betrachtete das sonnengelbe Steckkissen, das mit Stickereien übersät und von kostbaren Spitzen gesäumt war.
Angelo schüttelte den Kopf. »Ich kann Beatrices Wandlung noch immer nicht fassen. Dabei hatte ich doch geglaubt, sie hätte dich zu ihrer Todfeindin erklärt. Doch nun, so scheint es, habt Ihr beinahe Freundschaft geschlossen.«
Laura lachte. »Jeder Mensch hat das Recht, sich zu ändern. Warum sollte sie mich hassen? Ich nehme ihr nichts weg. Der Mann in dir kümmert sie schon seit Jahren nicht mehr. Für alles andere ist gesorgt. Ja, du gehst sogar sonntags mit ihr zusammen in die Kirche. Sie ist deine rechtmäßige Gattin, und du erfüllst deine Pflichten ihr gegenüber sorgfältiger als so mancher, der keine Geliebte hat.«
Angelo hob die Brauen. »Gibt es in Siena einen Mann, der nur mit seiner Ehefrau zufrieden ist? Selbst der Bischof, sagt man, hält neben der Witwe Baldini noch mit seiner Köchin so manches Schäferstündchen.«
Laura lachte. »Die Republik Siena hat lebensfrohe Einwohner. Was sollte Gott daran nicht gefallen? Aber im Ernst, Angelo. Ich habe mich sehr gefreut, als deine Frau vor ein paar Wochen plötzlich vor meinem Haus stand, um mir einen Besuch abzustatten. Sie mag ein wenig streng wirken, aber im Grunde ihres Herzens ist sie ein freundlicher, gottgefälliger Mensch. So viel Gutes hat sie seither für mich getan, dass ich gar nicht weiß, wie ich es ihr danken soll. Sage ich es ihr, so winkt sie ab und antwortet: › Ihr braucht mir nicht zu danken. Wir gehören zur selben Familie.‹ Sag selbst, ist das nicht großzügig und grundgütig von ihr?«
Angelo fand das Verhalten seiner Frau zwar merkwürdig, doch andererseits war er gottfroh über diese Entwicklung. Er war ein Mann, der sich nichts mehr wünschte als Harmonie. Nun, da diese hergestellt schien, war es ihm zu müßig, nach Gründen für diesen Wandel zu fahnden.
»Circe da Volterra jedoch macht mir Sorgen«, teilte Laura ihrem Liebsten mit. »Sie war schon
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