Brennendes Schicksal (German Edition)
Betroffenheit. Noch zwei ganze Monate lang sollte er das Lager mit Laura meiden?
»Wie?«, fragte er verständnislos. »Acht Wochen lang?«
Circe da Volterra nickte. Um ihren Mund spielte dabei ein Lächeln, das Angelo noch sündiger vorkam als das Lächeln der verruchtesten Kurtisane Roms.
»Ja. Am besten wäre es, Ihr würdet schon heute mit der Enthaltsamkeit beginnen.«
Angelo nickte. Beim Anblick dieser Frau, deren Weiblichkeit er heute zum ersten Mal in ihrem ganzen Ausmaß wahrnahm, glaubte er nicht, dass er es schaffen würde. Doch für Laura und sein Kind würde er alles tun. Wenn es denn sein musste, auch das.
Er wandte sich um und wollte Circes Gemächer verlassen, doch sie hielt ihn zurück.
»Wartet«, sagte sie. »Auf ein Wort noch, Visconte.«
Sie stand auf, und unter dem dünnen Stoff des Morgenmantels zeichneten sich ihre Glieder ab. Sie hatte eine etwas üppigere Taille als Laura, einen sanften Schwung der Hüften, einen Po, der vielleicht nicht so rund wie Lauras war, aber durchaus seine Reize hatte. Die Beine waren lang und schmal wie bei einer Stute. Mit langsamen Schritten und wiegenden Hüften kam sie auf ihn zu; ihr Hausmantel schmiegte sich mit jedem Schritt wie ein feuchtes Laken an einen liebesheißen Leib.
Ihre Lippen schimmerten feucht, und der Duft, der von ihr ausging, machte Angelo schwindelig. Sie trat jetzt ganz dicht an ihn heran, sodass die Spitzen ihrer Brüste kurz seinen Arm streiften. Ein Schauer durchzuckte den Visconte. Er tat einen Schritt zurück, doch sein Begehren war entfacht.
»Ihr solltet auch jede Zärtlichkeit vermeiden«, sagte Circe da Volterra. »Es wäre nicht recht von Euch und schädlich für das Kind, wenn Ihr in Laura die Lust erwecktet und sie doch nicht stillen dürft.«
Angelo nickte. Ihm war inzwischen so heiß, die Luft so stickig und schwülstig, dass er glaubte, ersticken zu müssen. Wieder zerrte er am Kragen seines Wamses, doch wurde ihm dabei nicht besser. Er spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach.
»Ich werde nichts tun, das Laura und dem Kind schaden könnte«, wiederholte er.
Wieder trat Circe so dicht an ihn heran, dass ihr Duft ihm drängend in die Nase stieg. Es war der Geruch der Sünde, dachte Angelo. Einer Sünde der Art, die einen Mann in den Wahnsinn treiben konnte, einer Sünde, die man nicht oft genug begehen konnte.
»Falls Ihr Schwierigkeiten habt, diese Zeit der Keuschheit zu überstehen«, sagte sie und rieb ihre Brüste wie unabsichtlich an seinem Arm, »so bin ich sicher, dass wir ein Mittel finden, um Euch zu entlasten. Ihr müsst jetzt Rücksicht üben. Lauras Wohl und die Gesundheit des Kindes stehen an erster Stelle.«
Angelo nickte wieder. Er fühlte sich wie eine Marionette, die an Circes Fäden hüpfte. Bliebe er auch nur noch eine Minute, das wusste der Visconte, wäre er diesem Weib auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Von Circe da Volterra ging eine solche Sinnlichkeit aus, die nicht mit normalem Maß zu messen war. Wie eine wollüstige Katze strich sie um ihn herum, streckte ihre Krallen nach ihm aus.
Er wich zur Tür zurück, Circes perlendes, lockendes Gelächter im Nacken. Er drohte im Strudel ihrer raubtiergleichen, gefährlichen Sinnlichkeit zu ertrinken. Im letzten Moment griff er nach der Türklinke, so hastig, als wäre er in Lebensgefahr. Er schlüpfte hinaus, schloss die Tür und lehnte sich schwer atmend an die Wand. Dann schüttelte er den Kopf, damit Circe de Volterras Geruch aus seiner Nase verschwand, strich sein Wams glatt und ging zu Laura ins Wohnzimmer.
»Na, hast du etwas herausgefunden?«, fragte sie und ließ den Stickrahmen sinken. Er lächelte sie an und war plötzlich voller Freude und Dankbarkeit, als hätte er eine große Gefahr im letzten Augenblick schadlos überstanden.
Er eilte zu ihr, kniete vor ihrem Sessel nieder und presste seinen Kopf in ihren Schoß.
Endlich war er in Sicherheit. Sein Atem beruhigte sich langsam, Circes Duft wurde von Lauras mütterlichem Aroma überlagert.
»Ich liebe dich«, flüsterte er. »Was immer auch geschieht, Laura, vergiss nie, dass ich dich liebe.«
Sie lachte leise und strich ihm wie einem kleinen Jungen über das Haar. »Wie sollte ich das je vergessen?«
Angelo sah hoch und in ihr Gesicht. Es war so rein und klar, so offen und unschuldig wie das einer Madonna.
Die Liebe, die er für sie empfand, war in diesem Augenblick so stark, dass er zu zerspringen drohte.
Er barg den Kopf in ihrem Schoß, fühlte sich geborgen wie ein Kind
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