Brennendes Schicksal (German Edition)
deiner Seite verwirkt. Am besten wäre es, ich wäre tot.«
Angelo da Matranga zuckte mit den Schultern. »Ob du tot bist oder am Leben, Beatrice, kümmert mich nicht mehr. Als Dank für die Jahre der Ehe und aus Rücksieht auf unsere Familien verzichte ich darauf, dich dem Questore zu übergeben. Aber geh. Geh fort, so schnell du kannst, ehe noch ein Unglück geschieht.«
Mit diesen Worten drehte er sich um und trat zur Tür. Dort blieb er noch einmal stehen und sagte: »In einer Stunde wirst du reisefertig sein. Doch bevor du gehst, wirst du die Beichte ablegen und die Urkunde unterschreiben.«
Beatrice nickte. »Willst du mir nicht Lebewohl sagen, Angelo?«
Der Visconte zögerte. »Nein, Beatrice. Kein Lebewohl, kein Arrivederci. Ich möchte dich niemals wieder sehen, und ein gutes Leben hast du nicht verdient. Geh mit Gott, aber geh. Das ist alles, was ich dir noch sagen kann.«
Er hörte sie aufheulen, hörte, dass sie wieder auf die Knie sank, doch er kümmerte sich nicht darum. Sie war sein Weib gewesen, jetzt war sie nicht mehr als die Mörderin seines Sohnes.
Er schickte Sidonia zum Bischof, der noch immer damit beschäftigt war, die Ausräucherung des Giftes aus dem Palazzo zu betreiben.
»Mein Beileid«, sagte der sonst so joviale Kirchendiener knapp, als er Angelos Arbeitszimmer betrat.
»Danke, Filieri. Ich habe eine heikle Aufgabe für Euch. Ihr seid der Einzige, den ich hier ins Vertrauen ziehe. Ich habe eine Bitte, die Ihr mir weder als Freund noch als Bischof abschlagen könnt.«
Der Bischof nickte. Er hatte sich längst seine eigenen Gedanken zu den Vorfällen im Hause des Viscontes gemacht.
»Geht zu Beatrice und nehmt Ihr die Beichte ab. Anschließend wird sie eine Urkunde unterzeichnen, die unsere Ehe für aufgelöst erklärt. Ihr, Bischof, müsst als Vertreter der Mutter Kirche dieser Auflösung zustimmen. Ich denke, nach Beatrices Beichte werdet Ihr dazu bereit sein.«
»Sie war es, nicht wahr?«, fragte der Bischof. »Sie wollte Laura vergiften und hat ihren eigenen Sohn getötet. War es so, Visconte?«
»Sie soll es Euch erzählen, damit ihre Worte unter das Beichtgeheimnis fallen. Von mir dürft Ihr in dieser Hinsicht keine Stellungnahme erwarten.«
»Ich werde tun, was Ihr von mir wünscht. Ich bin Euer Freund und Euer Beichtvater in einer Person. Und ich werde für Euch alle beten.«
»Danke, Bischof.«
Angelo da Matranga wusste später nicht mehr, wie er diese letzte Stunde, die er gemeinsam mit Beatrice in seinem Haus verleben musste, verbracht hatte.
Erschöpft vom Schmerz, legte er sich auf das Bett und schloss die Augen.
Plötzlich sah er den Tod vor sich. Den Tod, der ganz in Schwarz gekleidet war, einen langen Umhang mit großer Kapuze trug und dessen Gesicht von einer schneeweißen Maske verdeckt war. Der Tod war eine Frau. Er sah es an den Brüsten, die sich unter dem festen Oberteil abzeichneten. Sie tanzte, wiegte sich vor ihm in den Hüften, streckte die Hände lockend nach ihm aus, wollte ihn verführen zu einem Tanz, der noch tiefer ins Verderben führte. Immer näher kam sie, schwenkte die Hüften vor ihm, lockte mit den Brüsten, mit der süßen Stimme der Erlösung vom irdischen Leid. Und Angelo da Matranga erhob sich im Traum von seinem Bett, drauf und dran, sich in die Arme des Todes zu stürzen, der ihm nie verlockender erschienen war als in diesem Augenblick.
Das Klopfen an der Tür rettete ihn. Er fuhr auf, brauchte einige Atemzüge, um zurück in die grausame Gegenwart zu finden, in der sein Sohn tot und die Mutter seine Mörderin war.
Der Bischof war es, der ins Zimmer trat.
»Ist alles in Ordnung mit Euch?«, fragte er und setzte sich neben den Visconte auf das Bett. Als Angelo da Matranga schwieg, fuhr er fort: »Ihr solltet jetzt besser nicht allein bleiben. Wenn ich noch etwas für Euch tun kann, dann sagt es mir.«
Der Visconte schüttelte den Kopf. »Ich danke Euch, Bischof. Gebt mir nur die Urkunde. Helfen könnt Ihr mir nicht. Helfen kann mir nur noch Gott.«
Der Bischof reichte ihm das Blatt, der Visconte las es durch, dann bat er den Freund zu gehen.
»Lasst mich allein, Filieri, geht zur Witwe Baldini und genießt das Leben. Viel zu schnell wird aller Genuss schal.«
Der Bischof legte ihm noch einmal tröstend die Hand auf die Schulter, dann stand er auf.
»Die Viscontessa Beatrice reist in diesem Augenblick ab.«
Da Matranga nickte.
Der Bischofstand noch eine kleine Weile unschlüssig neben dem Bürgermeister von Siena, dann
Weitere Kostenlose Bücher