Brennendes Schicksal (German Edition)
um den Tod zu bannen.
Schon zerrte Angelo an ihren Kleidern, schon hatte Circe ihre Hände in seinen Beinkleidern, dann lagen sie nackt auf dem Boden. Von einer urgewaltigen Ekstase geschüttelt, fielen sie übereinander her. Auf Circe da Volterras nackten Brüsten malten sich die Spuren einer entfesselten Verzweiflung ab. Der Rücken von Angelo da Matranga zeigte tiefe, rote Spuren von Circes Fingernägeln. Die Luft war erfüllt vom Stöhnen und Keuchen, war erfüllt vom Geruch der Trostlosigkeit und der Angst. Mit beiden Händen drückte Angelo da Matranga Circes Schenkel auseinander und bohrte sich tief in sie hinein. Es waren nur wenige feste, harte und schnelle Stöße nötig, da ergoss er sich auch schon mit einem Aufschrei in ihr. Er hielt die Augen geschlossen, Tränen tropften von seinen Lidern auf Circes nackten Busen. Er zitterte, war nicht bei sich, hatte sich verloren und gehofft, sich in der Umarmung wieder zu finden.
Doch als er die Augen öffnete, sah er in der Tür die Frau stehen, die für ihn das Sinnbild für Liebe, Glaube und Hoffnung war: Laura.
Sie stand da, und ihre Miene sprach von Verblüffung und Ungläubigkeit. Dann ging eine Verwandlung in ihr vor, das Gesicht wurde hart und kalt, und sie schlug die Tür zu.
Mühsam rappelte sich Angelo da Matranga, der noch immer auf Circe lag, vom Boden hoch.
Sein Herz jagte von der erlebten Anstrengung und zitterte bei dem Gedanken, Laura gekränkt, vielleicht sogar verloren zu haben.
Noch einmal strich sein Blick über Circes Gesicht. Er sah ein merkwürdig triumphierendes Lächeln darin, doch er schenkte ihm keine Beachtung.
Hastig zog er sich die Kleider tber, strich sich das Haar glatt und eilte Laura hinterher, die er in ihren Schlafgemächern vermutete.
Er klopfte und stieß die Tür auf, als er keine Antwort bekam. Doch das Zimmer war leer. Wie von allen Teufeln gehetzt, riss er nun jede Tür auf, doch Laura war nirgends zu finden.
Eine Magd sagte ihm schließlich, dass sie überstürzt mit dem kleinen Angelino das Haus verlassen habe.
Mit hängenden Armen und am tiefsten Punkt des Leides angelangt, kehrte er zu Circe da Volterra zurück. Wenn es überhaupt ein Mensch vermochte, Laura zu erklären, was geschehen war, dann sie.
Fertig angekleidet und so, als wäre nichts vorgefallen, fand er sie in ihrem Gemach.
»Laura hat uns ertappt«, sagte er. Circe da Volterra nickte.
»Es wird ihr sicher eine Lehre sein«, erwiderte sie.
»Eine Lehre? Wie kommt Ihr darauf? Was meint Ihr damit?«
Circe zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Nun, sie hat Euch in der letzten Zeit nicht gerade zuvorkommend behandelt. Ihr aber habt ein Recht auf sie – auf ihren Körper, ihren Geist und ihre Seele. Sie ist keine Ehefrau, sie ist Eure Kurtisane. Sie gehört Euch wie Euer Palazzo, Eure Landgüter, die Weinberge und der andere Besitz. Seit Angelinos Geburt hat sie Euch vernachlässigt. Schlimmer noch, sie hat sich sogar mit Eurer Frau angefreundet. Einen größeren Verrat kann es in meinen Augen nicht geben. Was sie ist, ist sie durch Euch.«
Angelo da Matranga sah sie verwundert an. Eine Stimme in ihm sagte ihm, dass Circe da Volterra klug und richtig sprach, eine andere Stimme, klein und dünn, drang darauf, dass die Liebe Angelo und Laura verband, nicht das Kurtisanenwesen. Doch vernachlässigt hatte sie ihn, das war die Wahrheit.
»Schon in der Bibel steht, dass das Weib dem Mann untertan ist. Dies gilt für Ehefrauen. Und erst recht und vor allem anderen für Kurtisanen. Ich bin eine schlechte Lehrerin, da es mir nicht gelungen ist, Laura dies beizubringen. Doch ich werde für meinen Fehler einstehen.«
Sie trat auf Angelo zu, breitete die Arme aus, sodass sich der Morgenmantel öffnete und sie beinahe nackt vor ihm stand. »Verfügt nach Belieben über mich. Auch ich gehöre zu Eurem Besitz. Ihr werdet niemals erleben, dass ich Euch nicht zu Willen bin. Verlangt, was Ihr wollt, und ich werde es für Euch tun.«
Angelo da Matranga wurde beinahe schwindelig bei diesen Worten. Er wusste inzwischen überhaupt nichts mehr. Am Morgen hatte er Sohn und Eheweib verloren, jetzt, am Nachmittag noch die Geliebte. Er war allein und elend. Und da kam diese Frau daher und sagte ihm, dass sie für ihn da sei. Ein Narr wäre er, schlüge er das Angebot aus.
»Kennt Ihr den Grundsatz der Kurtisanen?«, fragte Circe da Volterra und verlieh ihrer Stimme den verlockendsten Klang.
Der Visconte schüttelte den Kopf.
»›Liebe deinen Gönner am meisten,
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