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Brennnesselsommer (German Edition)

Brennnesselsommer (German Edition)

Titel: Brennnesselsommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Pehnt
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gescheckt und unglaublich scheu. Wenn sich ihr Anja langsam nähert, dreht sie sich gleich um und galoppiert davon, als sollte es ihr an den Kragen gehen.
    »Die braucht Zeit, die hat den Zoo nicht gut verkraftet«, sagt Fränzi und schaut zufrieden auf die kleine Herde.
    »Jetzt kannst du nie wieder Urlaub machen«, sagt Anja.
    »Wieso?«
    »So viele Tiere, die kannst du doch nicht allein lassen.«
    »Will ich ja auch gar nicht«, sagt Fränzi und lacht, weil die Kaffeebraune plötzlich Luftsprünge macht. »Wovon soll ich mich denn erholen?«
    »Die da könnte Kaffee heißen«, ruft Flitzi, »und die andere Schoko. Für die Scheue weiß ich noch keinen Namen.«
    »Reh«, schlägt Fränzi vor.
    »Wieso Reh?«
    »Scheu wie ein Reh eben.«
    Fränzi hat gerade damit angefangen, die Koppel zu erweitern und die Zäune zu erhöhen.
    »Wir kriegen noch mehr neue Gäste«, sagt sie, »Pferde aus schlechter Haltung.«
    »Pferde?«, jubelt Flitzi. »Können wir dann auf denen reiten?«
    »Kannst du denn reiten?«
    »Na ja, im Urlaub sind wir mal auf Ponys am Strand geritten, und im Zirkus durfte ich auf den Pferden sitzen.«
    »Ich denke, du findest Reiten dumm«, sagt Anja scharf. »Als Lisa sich das Pferdebettzeug gewünscht hat, hast du gesagt, du magst keine Pferde.«
    »Pferde schon, aber kein Pferdebettzeug«, stellt Flitzi klar.
    Fränzi hört gar nicht zu, wie immer, wenn sie sich streiten. Sie macht einfach etwas anderes, bis sie nicht mehr können.
    »Du sagst ja gar nicht, dass wir mit dem Streiten aufhören sollen«, hat Flitzi einmal mitten in der schlimmsten Brüllerei zu Fränzi gesagt. Da ging es gerade darum, wer den Papagei füttern dürfte.
    »Ihr sollt ja gar nicht aufhören«, antwortete Fränzi amüsiert. »Besser, ihr spuckt das alles aus, das ist wie mit schlechtem Essen, das muss eben raus. Macht ruhigweiter.«
    »Stören wir dich denn nicht?«, fragte Flitzi gleich nach.
    »Womit denn?«, fragte Fränzi, und als Flitzi danach mit Anja weiterstreiten wollte, passte es nicht mehr, und sie fütterten den Papagei zusammen.
    »Wo sind denn die Pferde?«, fragt Anja nun.
    »Auf dem Westernhof, hinten am Wald. Da läuft es schlecht, und die Pferde müssen es ausbaden«, meint Fränzi.
    Sie holt den Transporter, aber diesmal dürfen Anja und Flitzi nicht einsteigen.
    »Das kann richtig Ärger geben«, sagt Fränzi, »ich will euch nicht wieder in Schwierigkeiten bringen.«
    Anja wird rot. Fränzi hat also gemerkt, dass eine Zeit lang nicht alles so war wie sonst.
    »Könnt ihr die Kaninchen heute Abend füttern, wenn ich nicht rechtzeitig zurück bin?«
    »Wie lange bist du denn weg?«
    »Weiß nicht«, ruft Fränzi und kurbelt das Fenster hoch. Anja und Flitzi bleiben zurück und stehen etwas verloren vor dem Gnadenhof herum, bis Ole vorbeiradelt und Flitzi mitnimmt. Anja geht nach drüben und macht Hausaufgaben, und dann hilft sie Mama, die Brombeeren zurückzuschneiden. Mama schaut sie von der Seite an: »Schön, dass du auch mal wieder hier bist.« Sie sagt es nicht wie einen Vorwurf, es klingt eher etwas wehmütig, und plötzlich wundert sich Anja, dass Mama nicht eifersüchtig ist. Sie könnte ja denken, Anja und Flitzi fänden Fränzi toller als sie, weil sie lieber auf dem Gnadenhof herumstapfen, statt bei ihr zu sein. Eigentlich, findet Anja, ist ihre Mutter sehr großzügig, und sie überlegt, ob sie ihr das sagen soll. Stattdessen erzählt sie von den Ziegen, und beinahe auch noch von Tim auf der Demo, aber das behält sie dann doch für sich.
    Später legt sie sich in die Hängematte und stellt sich vor, die neuen Pferde stünden schon auf der Koppel. Sie haben glänzendes Fell und weiche Mäuler und kommen gleich zu ihr getrabt, wenn sie ihre Schritte hören. Vor allem ihr schimmerndes rotes Lieblingspferd, auf dem sie reiten kann, wann immer sie will, über die Wiesen hinter dem Gnadenhof und durch den Wald. Die Mähne des Pferdes weht im Wind, und ihr eigenes Haar auch. Auf diesem Pferd hat sie wilde schulterlange Locken. Das sieht einfach schöner aus als dieses platte strähnige Haar, das flach auf ihrem Kopf liegt und links und rechts vom Gesicht in langweiligen Vorhängen herabhängt. Flitzi hat wenigstens dicke Haare, die nach Vanille duften, obwohl sie sie fast nie wäscht. Fränzis Haare können nicht im Wind wehen, weil sie zu filzig sind. Manchmal sieht es aus, als hätte Fränzi den Kopf voller Schlangen, und Anja weiß gar nicht, ob Fränzi überhaupt reiten kann, und auf einmal ist

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