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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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interessieren, was wir durchaus tun, dann nur, um die historischen Bootsarchitekturen und Techniken der jeweiligen nautischen Epoche studieren zu können.«
    Übergangslos erschien ein mildes, augenzwinkerndes Lächeln auf seinem Gesicht.
    »Letztes Jahr sind zwei versunkene Schiffe gefunden worden, eines aus dem 17. Jahrhundert, eines aus dem 20. In dem aus dem 17. Jahrhundert befanden sich Silbermünzen. Das andere war unspektakulär. Vielleicht dreißig Kilometer südlich von hier.«
    Tanguy hatte die letzten Sätze betont jovial gesprochen.
    »Und es gibt kein Schiff, von dem man anhand irgendwelcher Dokumente theoretisch weiß, dass es in der Nähe liegen muss, aber bisher nicht gefunden wurde?«
    Alle Blicke richteten sich erstaunt auf Dupin. Wieder übernahm Tanguy das Antworten.
    »Davon gibt es rund zwei Dutzend – und das in einem Radius von lediglich fünfzig Seemeilen. Und bei mindestens einem Dutzend weisen die Dokumente auf Ladungen von erheblichem Wert hin. Zwei der Schiffe hatten höchstwahrscheinlich größere Mengen Gold an Bord.«
    »Sie wissen ziemlich sicher von zwei Schiffen mit Goldladungen, die hier in der Nähe liegen?«
    Dupin war fassungslos.
    »Machen Sie sich keine falschen Vorstellungen, das ist komplizierter, als Sie denken. Wie die Nadel im Heuhaufen. – In einem wilden, gefährlichen Heuhaufen.«
    »Niemand von Ihnen hat also gehört, dass einer der drei Toten auf einer konkreten Schatzsuche war? Das ist es, was ich wissen will.«
    »Nein. Nichts.«
    Dupin hätte interessiert, ob vielleicht einer der anderen Taucher noch etwas zu sagen gehabt hätte. Anscheinend nicht.
    »Danke, Monsieur Tanguy.«
    Dupin hatte jetzt genug von den Geschichten (so spannend sie auch waren). Und wenn er ehrlich war: Sämtliche Gespräche zu diesem Thema endeten immer vollends ergebnislos. Den ganzen Tag schon. Aber es war klar: Wenn die drei einer großen Sache auf der Spur gewesen wären, hätten sie alles darangesetzt, dass niemand auch nur das Geringste davon erfahren würde. Und wenn jemand etwas mitbekommen hätte und dies bei dem ganzen Fall das Motiv war, dann wäre es der Täter. Und der würde erst recht nichts sagen.
    Zudem war Dupin unkonzentriert, er war unablässig mit der Frage beschäftigt, was mit Le Menn auf der Insel passiert war. Er hatte kein gutes Gefühl.
    »Ich würde gern …«
    Dupin wurde jäh von Lärm unterbrochen. Eine plötzliche und heftige Böe hatte einige Tische und Stühle des Quatre Vents erwischt und umgeworfen. Der Windstoß hatte einzelne dicke Regentropfen mit sich gebracht. Augenblicklich brach eine beachtliche Aktivität los. Die bisher eher ruhigen Unterwasserarchäologen schnellten hoch. Einer war dabei, einem jungen Paar zu Hilfe zu eilen, dessen Tisch mit allem, was sich darauf befunden hatte, umgefallen war. Tanguy und ein anderer sicherten die Dinge, die auf ihrem eigenen Tisch standen, und eilten damit in die Bar. Alle bewegten sich schnell, präzise, doch ohne Hektik.
    »Es geht los.«
    Dupin drehte sich um. Solenn Nuz stand in der Tür zur Bar.
    Vollkommen unbeeindruckt sah sie sich um. Hinter ihr erschien Louann Nuz, huschte katzenhaft an ihr vorbei und kümmerte sich um die Tische.
    »Darauf warte ich schon den ganzen Tag. Das Unwetter hat sich ganz schön Zeit gelassen.«
    Solenn Nuz sprach die Sätze in aller Seelenruhe.
    Dupin stand immer noch wie angewurzelt, als säße die Gruppe der Archäologen unverändert vor ihm. Solenn Nuz schaute zum Himmel:
    »Das wird heftig werden.«
    Sie ging zurück in die Bar.
    Der apokalyptisch anmutende Wolkenblock raste über die Inseln hinweg. Im Süden und Westen war es bereits stockfinster, nur weit im Osten sah man noch einen Streifen Licht. Alles hatte sich vollkommen übergangslos ereignet. Wie ein Überfall. Es schüttete nun regelrecht, und die Temperaturen waren innerhalb der letzten Minuten deutlich gefallen.
    Jetzt löste sich auch Dupin aus seiner Starre. Louann Nuz war die Letzte hier draußen, alle anderen hatten sich bereits ins Quatre Vents geflüchtet. Dupin folgte ihr ohne zu zögern in die Bar. Fest schloss er die Tür hinter sich.
    »Es gibt eine große Cotriade.«
    Dupin stand an der Bar. Auf der anderen Seite des Tresens befand sich Solenn Nuz, die in imponierendem Tempo verschiedene Weine in eine regelrechte Batterie vor ihr stehender Gläser schenkte. Sehr eng neben ihm, auf der rechten Seite, stand einer der Unterwasserarchäologen, der älteste aus Tanguys Gruppe, der auf die Bestellung

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