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Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse

Titel: Bretonische Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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durch die Bar und das Restaurant ins Hotel gekommen?«
    »Nein, sicher nicht. Die Tür ist intakt und verschlossen. Da müsste jemand den Schlüssel gehabt haben. Und die haben wir ja sämtlich an uns genommen.«
    »Ich mache mich sofort auf, Kadeg. Wo sind Sie?«
    »Zu Hause. Ich fahre jetzt los.«
    »Gut.«
    »Bis später.«
    Dupin brauchte zuallererst einen café . Für das Amiral war es noch zu früh. Er hatte sich in seinem letzten Jahr in Paris eine kleine Espressomaschine gekauft. Drei Mal hatte er sie seitdem benutzt, er saß einfach zu gerne im Café. Die Maschine hatte sehr erstaunliche tausend Euro gekostet. Dupin hatte keine Ahnung von Espressomaschinen gehabt, und die Verkäuferin mit den tiefgrünen Augen hatte ihm überzeugend versichert, dass dies die einzige vernünftige Wahl sei. Auch die Bohnen mussten so alt sein wie die Maschine. Es war etwas umständlich, aber als der letzte Tropfen in die kleine Tasse tropfte, war er fast ein wenig stolz.
    Fertig angezogen, trat Dupin mit seinem café auf seinen schmalen Balkon, der auf das Meer hinausging wie fast alle Zimmer der Wohnung, die ihm die Stadt zur Verfügung gestellt hatte. In einem der schönsten Häuser Concarneaus, vom Ende des 19. Jahrhunderts, nicht prahlerisch, aber sehr stilvoll, in einem strahlenden Weiß gestrichen. Man schaute direkt auf den Flaubert-Felsen, wie ihn die Concarnesen nannten. Dort hatte Flaubert angeblich immer gesessen, wenn er in Concarneau war. Nur die schmale Straße lag zwischen dem Haus und dem Meer. Rechts führte die Küste zu dem noblen Les Sables blancs , einem langen, blendend weißen Sandstrand mit teuren Villen dahinter, links lag die Hafeneinfahrt mit dem kleinen Leuchtturm und den Bojen, die sich schläfrig in der sanften Dünung wiegten. Das Beste aber war der Blick auf den weiten Ozean. Darüber begann gerade am Himmel der Tag, am Horizont waren Himmel und Meer noch nicht auseinanderzuhalten. Die Sonne würde gleich aufgehen.
    Auch wenn die Bohnen alt waren, der café war stark und schmeckte nicht übel. Dupin dachte nach. Er war sich nicht mehr sicher, ob er jetzt überstürzt nach Pont Aven aufbrechen sollte. Das Wichtigste dort war Reglas’ Arbeit, da hatte Kadeg recht. Und der emsige Reglas würde sicher rasch dort sein. Vor ihm. Das Ganze schien im Augenblick seltsam. Warum sollte jemand in das Restaurant eingebrochen sein? War der Mörder zurückgekehrt an den Tatort? Die Spuren der Mordnacht – es waren ja fast keine – waren alle dokumentiert. Es sei denn, sie hatten gestern etwas übersehen. Auf alle Fälle war der Einbrecher ein hohes Risiko eingegangen. Einen Tag nach dem Mord in den Tatort einzubrechen – das war Wahnsinn. Es musste einen sehr gewichtigen Grund geben. Oder es war ein Ablenkungsmanöver. Aber wovon? Warum?
    Der Fall, das schien nun klar, lag keineswegs so, dass es nach einem Drama, das sich über eine bestimmte, kurze oder lange Zeit entwickelt hatte, zu einem Mord gekommen war und die Geschichte damit ein Ende hatte. Das Drama war noch im Gange, wenn sie es auch noch nicht sehen konnten. Ein Drama, das der alte Pennec vielleicht sogar selbst ausgelöst hatte durch irgendeine seiner Handlungen, nachdem er von seinem lebensbedrohlichen Gesundheitszustand erfahren hatte. Wie auch immer: Dupin musste sich beeilen, das war klar. Der Gang der Ereignisse beschleunigte sich.
    Dupin entschied, nicht nach Pont Aven zu fahren. Er würde aufs Kommissariat gehen, um das Gespräch mit André Pennec zu führen, wie geplant. Und auf die Ergebnisse der Spurensicherung warten.
    André Pennec wartete bereits im Kommissariat, als Dupin um kurz nach acht das unscheinbare, eher hässliche Gebäude in der Nähe des kleinen Bahnhofs betrat. Ein Zweckbau, Achtzigerjahre. Und nicht einmal sehr geräumig, geschweige denn komfortabel. Zudem konnte Dupin den Geruch des Gebäudes (ein eigenartiger Plastikgeruch, den niemand außer ihm wirklich wahrzunehmen schien) nicht ausstehen, und alle weit geöffneten Fenster der Welt halfen nichts.
    »Er sitzt in Ihrem Büro.«
    Nolwenn war bereits ganz bei der Sache.
    »Bonjour Nolwenn.«
    »Bonjour Monsieur le Commissaire.«
    »Ich gehe sofort zu ihm. Haben wir schon eine Auskunft, wer Pennecs Testament verwaltet? Ist das Madame de Denis?«
    »Sie erwartet Sie.«
    Dupin musste lächeln, Nolwenn schaute ein wenig verwundert.
    »Halb elf, in ihrer Kanzlei in Pont Aven. Oder wollen Sie zuerst ins Central , wegen des Einbruchs?«
    »Nein. Ich will nur informiert

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