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Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse

Titel: Bretonische Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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Commissaire, worauf wollen Sie hinaus? Verdächtigen Sie mich des Mordes an meinem Bruder? Das ist grotesk genug. Und das wegen kleinen ideologischen Zwistigkeiten, um die es vor vierzig Jahren ging? Ich bin jetzt fünfundsiebzig und werde mich damit nicht mehr befassen. Das alles ist gänzlich unerheblich. Ein Witz.«
    »Sie werden demnächst eine bedeutende Ehrung erfahren. Sie erhalten den Orden der Nation. Das wäre die Krönung Ihres politischen Lebenswerkes.«
    »Genau.«
    »Schlechte Nachrichten könnten alles zerstören.«
    »Schlechte Nachrichten? Es gibt keine schlechten Nachrichten. Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Wo waren Sie vorgestern, am Donnerstag – tagsüber, am Abend?«
    »Ist das ein Verhör, Monsieur le Commissaire?«
    Der Tonfall war jetzt offen aggressiv. André Pennec besann sich aber sofort wieder und wechselte das Timbre.
    »In Toulon. Am Donnerstag war ich in meinem Haus in Toulon. Ich habe gearbeitet, den ganzen Tag.«
    »Und sicher kann das jemand bezeugen.«
    »Meine Frau selbstverständlich. Gestern früh war ich dann im Büro, als mich der Anruf Loic Pennecs erreicht hat. Ich bin umgehend aufgebrochen. Meine Frau hat mir einige Sachen in einem kleinen Koffer zum Flughafen gebracht. Sie können gerne meine Boardingcard sehen. In Quimper habe ich mir einen Wagen geliehen. Und mehr werde ich dazu nicht sagen.«
    »Finden Sie im Testament Ihres Bruders eine Berücksichtigung?«
    »Bitte?«
    »Ob Sie denken, dass Sie im Testament Ihres Bruders berücksichtigt sein werden?«
    »Nein. Das werde ich nicht. Es sei denn, er hätte es in den letzten Jahren noch einmal geändert, was sich indessen sehr unwahrscheinlich ausnimmt. Nach unseren Differenzen hat er die Verfügung eines Erbausschlusses meiner Person formuliert. Und bei seiner Notarin hinterlegt. Das hat er mir mitgeteilt.«
    André Pennec sprach jetzt wieder in größter Ruhe.
    »Wissen Sie, ich habe es selbst zu einem gewissen Wohlstand gebracht, ich brauche keine finanziellen Zuwendungen. Und natürlich kennen Sie das Testament meines Bruders längst. Sie wissen, dass ich nicht berücksichtigt bin.«
    »Der Ruf eines Politikers ist sein größtes Kapital. Und sein empfindlichstes.«
    »Monsieur le Commissaire«, Pennecs Ton war nun geradezu konziliant, »das scheint mir kein adäquates Gespräch zu sein. Ich bin gekommen, um zu erfahren, was es mit dem Mord an meinem Bruder auf sich hat. Ob Sie schon etwas wissen. An mehr bin ich nicht interessiert, offen gesagt. Und dann werde ich schauen, ob ich Loic und Catherine auf die eine oder andere Weise helfen kann. Und ob mit dem Hotel alles in Ordnung ist. Das war die Lebensaufgabe meines Bruders.«
    Dupin schaffte es nur mit Mühe, sich zu mäßigen.
    »Wir haben noch keine relevanten Ergebnisse, Monsieur Pennec. Die Ermittlungen laufen. Ich führe meine Gespräche mit den Verdächtigen.«
    »Noch nichts also.«
    »Haben Sie Vertrauen in die bretonische Polizei. – Haben Sie denn eine Idee, Monsieur Pennec, was hier geschehen sein könnte? Das würde mich sehr interessieren.«
    »Ich? Nicht im Geringsten natürlich. Wie könnte ich eine Idee haben? Ein Raubüberfall? Mein Bruder war ein guter Geschäftsmann. Heutzutage wird man wegen zehn Euro abgestochen.«
    »Das wäre Ihre Vermutung, ja?«
    »Ich habe gar keine Vermutung. Die Aufklärung des Falls ist Ihre Aufgabe.«
    »Haben Sie in der letzten Zeit Kontakt zu Ihrem Bruder gehabt?«
    André Pennec antwortete ohne zu zögern.
    »Wir haben am Dienstag telefoniert.«
    »Jetzt am Dienstag?«
    »Ja, zwei Tage vor seinem Tod.«
    »Ein verrückter Zufall, nicht? Da sprechen Sie so selten – dann aber kurz vor seinem Tod.«
    »Diese Andeutung stellt eine weitere Impertinenz dar. Was immer sie in ihrer infamen Unbestimmtheit meint. Ich werde nicht darauf eingehen.«
    Der scharfe Gehalt der Sätze stand in sehr wirkungsvollem Kontrast zur Ruhe und Sicherheit des Tonfalls, in dem sie gesprochen wurden. André Pennec war ein Meister der Selbstbeherrschung – und des taktischen, vollkommen gleichgültigen Wechsels von Tonlagen nach Belieben, auch hierin ganz Politiker.
    »Können Sie mir sagen, worum es in diesem Telefonat ging?«
    »Wie Sie schon wissen, habe ich ihn ab und zu angerufen. Um zu hören, wie es ihm geht, dem Hotel, seinem Sohn und seiner Schwiegertochter. Familie eben. Sicher seit zehn Jahren wieder. Ich wollte einen Austausch – so schwer das vor dem Hintergrund unserer Geschichte auch war.«
    »Darum ging es zehn

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