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Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse

Titel: Bretonische Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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das Testament enthielt Dinge, die er bisher nicht gesehen hatte, nicht zu sehen vermochte.
    Dupin war oben auf dem Hügel angekommen. Von hier war die Aussicht wirklich spektakulär. So sah Pont Aven auf den Bildern der Maler aus. Man sah, wie hügelig die ganze Region war, wie verschlungen das Tal und wie der Fjord entstand. Plötzlich hatte er eine Idee. Er kramte sein Handy hervor und wählte Madame de Denis’ Nummer.
    »Georges Dupin hier. Entschuldigung, wenn ich Sie noch einmal störe, Madame Maître. Ich habe doch noch eine Frage.«
    »Sie stören gar nicht, Monsieur le Commissaire.«
    »Als Monsieur Pennec am Dienstag um den Termin für eine Änderung seines Testaments bat, sagte er, es sei ›sehr eilig‹ und hat dann selbst den Donnerstag vorgeschlagen, oder?«
    »Ja, er hat den Donnerstag vorgeschlagen.«
    »Er sagte, es sei sehr dringend und wollte aber keinen Termin am selben Tag wenn möglich? Oder zumindest Mittwoch?«
    »Hm. Nein. Wie ich sagte, er hat den Donnerstag vorgeschlagen.«
    Madame de Denis schwieg eine Weile.
    »Ich verstehe. Sie haben recht. Drei Tage. Er trifft für drei Tage später eine Verabredung in einer Sache, die ihm ungemein wichtig ist – wissend, dass er jederzeit tot umfallen könnte. Er …«, sie zögerte, »er hatte noch Dinge zu regeln vor dem Termin mit mir.«
    Dupin hatte um ihre Klugheit gewusst.
    »Ja. Das denke ich auch.« Es entstand eine kurze Pause. »Ich danke Ihnen noch einmal, Madame de Denis.«
    »Sie werden den Fall sicher bald lösen, Monsieur le Commissaire.«
    »Ich weiß noch nicht so recht. Bis bald, Madame Maître.«
    »Bis bald.«
    Dupin nahm einen steilen, schmalen Weg den Hügel hinunter, am Ende führte er über alte Steintreppen, die sich zwischen den noblen Villen und Grundstücken hindurchwanden und an den Aven führten. Unten angekommen, entdeckte er einen versteckten Pfad, der vom Fußgängerweg entlang des Flusses abging, und nach zwanzig, dreißig Metern zu einer knallroten Holzbank führte, die plötzlich hinter üppigen Sträuchern unter einer Handvoll Pappeln vor ihm auftauchte. Sie war vom Weg aus nicht zu sehen, aber nur einen halben Meter vom Fluss entfernt, etwas erhöht. Er setzte sich. Beeindruckende Stromschnellen und Kaskaden ließen das Wasser des Avens an dieser Stelle stark rauschen, wie bei einem Gebirgsflüsschen. Der Lärm des wilden, fallenden Wassers war überall in Pont Aven zu hören, nur unten am Hafen nicht mehr, er machte gewissermaßen den steten Grundton des Ortes aus, vor allem nachts. Hier war nichts vom Meer zu spüren, eine andere Welt. Es war erstaunlich.
    Dupin saß ein paar Minuten ganz still. Dann griff er nach seinem Handy.
    »Riwal?«
    »Monsieur le Commissaire?«
    »Ja.«
    »Ich verstehe Sie schlecht.«
    »Wo sind Sie?«
    »Im Büro, ich komme gerade aus Pont Aven. Die Verbindung ist nicht sehr gut. Es rauscht so. Wo sind Sie denn?«
    »Ich sitze am Fluss.«
    »Sie sitzen am Fluss?«
    »Das habe ich gesagt. Gibt es Neues vom Einbruch? Spuren?«
    »Nein, gar nichts bisher. Reglas hätte sich gemeldet.«
    »Rufen Sie ihn noch mal an.«
    »Aber er …« Riwal brach von allein ab.
    »Ich will den Vorsitzenden des Kunstvereins sprechen. Haben Sie seine Adresse?«
    »Kadeg hat sie.«
    »Dann rufe ich Kadeg an.«
    »Noch etwas, Monsieur le Commissaire, Docteur Lafond hat angerufen vor einer Stunde, er wollte Sie sprechen, Sie waren bei der Notarin, Nolwenn hat ihn dann mit mir verbunden.«
    Riwal wusste, dass Dupin die Gespräche mit Lafond immer selbst führen wollte.
    »Und?«
    »Vier Stiche, wie schon bekannt. Tief, jeweils bis zum Anschlag des Messers. Oberbauch, Lunge, zwei in der Herzgegend. Er ist wohl sehr schnell gestorben, sagt Docteur Lafond. Das Messer ist im rechten Winkel in den Körper eingedrungen. Eine sehr scharfe, glatte Klinge, etwa acht Zentimeter lang.«
    »Das heißt?«
    Dupin konnte sich das bei Messern nie vorstellen.
    »Das ist eine übliche Klingenlänge für ein Messer. Könnte auch ein größeres Taschenmesser gewesen sein. Opinel, Laguiole, so was. Kein Rost, keine Verunreinigung. Ein gut gepflegtes Messer.«
    »Wann ist Pennec gestorben, kennen wir jetzt den genauen Todeszeitpunkt?«
    »Gegen Mitternacht. Nicht später. Aber auf die Minute kann man es nicht sagen, Sie wissen doch …«
    »Ich weiß, wir wollen ja nicht, dass Lafond fabulieren muss und seine wissenschaftliche Seriosität riskiert.«
    »So ähnlich hat er es gesagt, ja.«
    »Gut. Ich weiß Bescheid. Rufen Sie mich

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