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Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse

Titel: Bretonische Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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Beauvois etwas von den Verfügungen des Testaments wusste. Und wenn man nicht direkt fragen konnte, halfen merkwürdig unbestimmt formulierte Sätze manchmal sehr.
    »Wie meinen Sie das, Monsieur le Commissaire? Dass er unsere Arbeit in seinem Testament bedacht hat?«
    Dupin hatte nicht damit gerechnet, dass Beauvois so direkt würde.
    »Ja. Am Ende meinte ich wahrscheinlich genau das.«
    »Davon, Monsieur le Commissaire, weiß ich nichts. Monsieur Pennec hat so etwas nicht einmal angedeutet. Nie, zu keiner Zeit. Wir haben nie darüber gesprochen.«
    Ein Handy klingelte mit einer grotesken Melodie. Monsieur Beauvois griff in die Tasche seines etwas ausgebeulten dunkelblauen Jacketts.
    »Hallo?«
    Er lächelte Dupin komplizenhaft an.
    »Ah. Ich verstehe. Fahren Sie fort.«
    Beauvois hörte der Person am anderen Ende der Leitung eine Zeit aufmerksam zu. Dann wechselte er plötzlich in einen barschen Tonfall.
    »Nein, das sehe ich nicht so. Ganz und gar nicht. Ich werde mich melden. Das besprechen wir. Ja, au revoir.«
    Er legte auf, lächelte Dupin wieder zu und fuhr umstandslos fort.
    »Es wäre natürlich ein großes Glück – in dieser Katastrophe, meine ich natürlich. Ein großes Glück für unsere Arbeit. Aber davon weiß ich wirklich nichts. Von einer solchen Bestimmung in seinem Testament.«
    Er blinzelte.
    »Und ich gehe auch nicht davon aus – auch wenn ich es nicht weiß.«
    Beauvois machte das geschickt. Oder es war, wie er es sagte.
    »Und ansonsten?«
    Beauvois schaute verwirrt.
    »Ich meine, ist Ihnen etwas aufgefallen an Monsieur Pennec, als Sie ihn Dienstag gesehen haben, eine Veränderung in seinem Verhalten, an seinem Aussehen? Was immer, jeder noch so unbedeutende Umstand könnte wichtig sein.«
    »Nein.«
    Die Antwort kam ohne ein Zögern.
    »Schien er Ihnen in irgendeiner Weise gesundheitlich angegriffen?«
    »Gesundheitlich angegriffen?«
    »Ja.«
    »Nein – ich meine, ich habe nichts Besonderes an ihm bemerkt. Er war schon sehr alt. Das merkte man ihm seit ein paar Jahren an. Aber sein Verstand war hellwach und immer noch messerscharf. Meinen Sie etwas Bestimmtes?«
    Dupin hatte mit keiner anderen Antwort gerechnet.
    »Kennen Sie den Halbbruder von Pierre-Louis Pennec?«
    »André Pennec? Nein. Ich weiß nur, dass es ihn gibt. Er war nicht häufig hier. Ich bin erst seit dreißig Jahren in Pont Aven. Ich komme aus Lorient. Ich kenne die ganzen Geschichten nicht. Als ich nach Pont Aven kam, hatte André Pennec das Finistère schon verlassen. Ich weiß nur, dass es ein ernstes Zerwürfnis gab. Etwas sehr Persönliches, denke ich.«
    »Und das Verhältnis zu seinem Sohn?«
    »Auch das vermag ich nicht recht zu beurteilen. Wissen Sie, Pierre-Louis Pennec war ein so diskreter Mensch. Mit festen Prinzipien. Er hätte nie etwas gesagt, wenn das Verhältnis nicht gut gewesen wäre. Geredet wurde ja viel über die Beziehung von Vater und Sohn. Hier im Dorf meine ich.«
    »Ja? Was wurde geredet?«
    »Sie sollten nicht zu viel darauf geben.«
    »Das werde ich nicht. Aber vielleicht sollte ich zumindest wissen, was man so geredet hat, oder?«
    In Beauvois’ Blick lag amüsierte Anerkennung.
    »Dass der Vater nicht sehr glücklich war über den Sohn.«
    »Ja?«
    »Ich kann mir in der Tat vorstellen, dass … Ach wissen Sie, eines war ja klar, das sah man doch sofort: Dass das Pennec’sche, das typisch Pennec’sche nicht sehr stark ausgeprägt war in Loic Pennec. Etwas Großes zu wollen. Etwas Großes schaffen zu wollen. Das vererbt sich nicht in jede Generation.«
    »Und das war klar, denken Sie? Allen klar?«
    »O ja, wer Augen hatte, sah das. Es ist traurig. Hier im Dorf hatte man sich damit abgefunden. Auch ich.«
    »Hier im Dorf?«
    »Ja. Das Dorf ist eine – eine enge Gemeinschaft. Das kennen Sie nicht. Sie dürfen nicht an die wenigen Wochen des Sommers denken, wenn Tausende Fremde da sind. Denken Sie an den Rest des Jahres. Wir sind dann sehr unter uns. Und die Menschen sind sich zwangsläufig sehr nahe. Jeder weiß viel vom anderen, das bleibt nicht aus.«
    »Haben sie sich gestritten? Hatten sie Auseinandersetzungen?«
    »O nein, das war es nicht. Nie, soviel ich weiß.«
    Beauvois runzelte die Stirn.
    »Hat man viel geredet über den Sohn?«
    »Früher ja. Mittlerweile weniger. Es stand irgendwann halt fest.«
    »Was stand fest?«
    »Dass er kein echter Pennec ist. Das eben.«
    »Und hat er gewusst, wie über ihn geredet wurde?«
    »Indirekt sicher. Er hat es gespürt. Er ist ja mit allem

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