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Brezeltango

Brezeltango

Titel: Brezeltango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Kabatek
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und »Trennung per SMS«? Das Rezept für die Beruhigungsmittel gab es dann auch per SMS. Meine Mitbewohnerin würde ich vermutlich auch nicht zu Gesicht bekommen. Sollte sie sich doch bis ans Ende ihres Lebens Vorwürfe machen, wenn sie in drei Tagen nur noch mein Skelett fand. Hmm. Vielleicht wurde ich jetzt ein ganz kleines bisschen melodramatisch. Ich brauchte dringend Ablenkung.
    Dadidadeidado machte mein Handy plötzlich. Hurra! Eine SMS!
    »Hallo line bin heut abend (allein) zu haus lust zu kochen? kaufst du was ein c u lila.«
    Lila kochte wieder mit mir! Uff, immerhin. Das mit dem Skelett fiel also erst mal flach. Ich simste Lila eine kurze Bestätigung, zog mich rasch an und kaufte in dem kleinen Biosupermarkt am Stöckach eine Flasche Prosecco, Zwiebeln, Knoblauch, Kiwis, Salat, Pfifferlinge, Kartoffeln, Quark, scharfe Spaghetti, Dinkel-Spirelli, Polenta und rotes Pesto, lauter Dinge, die mir nicht geheuer waren und die Lila in irgendeiner Weise zu einem ihrer großartigen Gerichte kombinieren würde. Ich verstaute die Lebensmittel und ging mit den Spielkarten in der Tasche und einer alten Decke unter dem anderen Arm in den Park der Villa Berg. Ich musste dringend den Trick für das Vorstellungsgespräch üben. Um nicht wahnsinnig zu werden, ließ ich das Handy im Haus liegen und steckte stattdessen ein Buch ein, das Lila von den weiblichen Teenies ihrer Wohngruppe mitgebracht hatte.
    Ich ließ mich auf der Wiese nieder und beschloss, einen kurzen Blick in das Buch zu werfen, bevor ich übte. Es ging um ein Mädchen, das sich in einen total süßen, aber etwas bleichen Jungen verliebte, der leider das klitzekleine Problem hatte, aus einer alten Vampirdynastie zu stammen. Er ernährte sich zwar von Tier- und nicht von Menschenblut und einen Sarg hatte er auch nicht, geriet aber trotzdem ständig in Versuchung, in den hübschen Hals des Mädchens zu beißen. Das machte die Beziehung etwas kompliziert. Eigentlich war das eine ziemlich pubertäre Lektüre, die nicht zu einer Intellektuellen wie mir passte, außerdem war das Frauenbild haarsträubend, und so beschloss ich mehrmals, das Buch wegzulegen. Aber irgendwie wollte ich dann doch wissen, wie es weiterging, und ehe ich mich’s versah, waren die Schatten lang geworden und es war Zeit, nach Hause zu gehen. Okay, den Zaubertrick konnte ich auch noch morgen üben.
    Auch links und rechts von mir wurden Decken zusammengerollt und Bücher zugeklappt. Interessanterweise schien es ziemlich viele Leute mit Vampirbüchern zu geben, überwiegend weiblichen Geschlechts. Man erkannte die Bücher sofort an der romantisch geschwungenen Schrift auf dem Umschlag, während die andere Hälfte der Leute dicke Taschenbücher mit düster gestalteten Umschlägen einpackte. Das waren die Bestseller dieses armen schwedischen Kerls, der blöderweise gestorben war, noch bevor seine Bücher erschienen waren, und jetzt zankte sich die doofe Familie um das Geld und er hatte gar nichts mehr davon, und seine Lebensgefährtin, die dummerweise keinen Trauschein vorweisen konnte, sagte Ätschegäbele, das letzte Buch kriegt ihr nicht. Recht hatte sie. Seltsam. Irgendwie lasen immer mehr Menschen immer weniger Bücher. Glück kam selten allein, wer war ich und wenn ja, wie viele, und warum wollten Männer immer Sex und Frauen träumten von der Liebe? Aber das konnte mir ja eigentlich auch ziemlich egal sein.
    Vor unserem Haus parkte wieder der Porsche. Hatte Lila nicht geschrieben, wir würden den Abend allein verbringen? Ich schluckte meine Eifersucht hinunter und ging in die Küche. Auf dem Tisch stand ein riesiger Rosenstrauß in einem Eimer. Wahrscheinlich hatten wir keine Vase, die groß genug war. Auf einem Brettchen lag eine halb geschnittene Zwiebel und auf dem Herd stand ein Topf mit Wasser. Das sah nach einem hastigen Aufbruch aus. Ich ging in den Flur und lauschte. Aus Lilas Zimmer drangen beunruhigende Geräusche. Dann wurde die Tür geöffnet und Lila segelte in ihrem lila Bademantel mit rosa Punkten an mir vorbei in Richtung Klo, ein entrücktes Lächeln im Gesicht. Sie schien mich nicht zu bemerken. Ich hatte schon von Still-Demenz gehört. Ob es auch Sex-Demenz gab?
    Ich schaltete mein Handy an. Juchhu, eine SMS von Leon!
    »Hallo suesse der schwarzwald ist ein einziges funkloch du fehlst mir schrecklich alles klar? ich kuesse dich bis bald leon.«
    Okay. Der Informationsgehalt war jetzt etwas spärlich. Was hatte es zum Abendessen gegeben? Wie viele Leute waren in der

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