Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
alles, was er herausbrachte.
Gulharov war offensichtlich überrascht, aber auch Krakovic spürte irgendetwas. Er schauderte und fragte: »Was? Was? Ich glaube, da ist …«
»Sie haben recht«, unterbrach ihn Kyle, eilte zur Eingangstür der Zimmerflucht, verschloss sie und schaltete alle Lampen bis auf eine ab. »Sie täuschen sich nicht. Da ist schon etwas. Aber immer mit der Ruhe – er ist es bloß.«
»Was?«, fragte Krakovic noch einmal. Die Temperatur im Raum sank rapide, und sein Atem hing wie eine Dampfwolke vor seinem Mund. »Wer … wer ist es?«
Quint holte tief Luft. »Felix«, sagte er mit zittriger Stimme, »sagen Sie Sergei, er soll jetzt nicht in Panik ausbrechen. Ein Freund kommt soeben an, aber beim ersten Mal kann er einem durchaus Angst einjagen.«
Krakovic sagte etwas auf Russisch zu Gulharov, woraufhin der junge Soldat sein Glas abstellte und sich langsam erhob. Und genau in diesem Augenblick war Harry plötzlich da.
Er nahm seine übliche Gestalt an, nur lag das Baby in seiner Körpermitte nicht mehr in Fötushaltung da, sondern saß still und drehte sich auch nicht mehr um die eigene Achse. Es schien sich mit geschlossenen Augen an Harry zu lehnen, als meditierte es. Die Erscheinung Keoghs schien auch etwas blasser als sonst zu sein. Seine Leuchtkraft hatte nachgelassen, während das Abbild des Kindes eindeutig heller strahlte.
Als Krakovic sich vom ersten Schreck zu erholen begann, erkannte er Keogh augenblicklich. »Mein Gott«, platzte Krakovic heraus, »ein Gespenst – nein, zwei Gespenster! Ja, und den einen kenne ich. Das Ding ist Harry Keogh!«
»Kein Gespenst, Felix«, beruhigte Kyle den Russen, wobei er beruhigend seinen Arm drückte. »Er ist sehr viel mehr als ein Gespenst, und man muss vor ihm keine Angst haben, das versichere ich Ihnen. Ist mit Sergei alles in Ordnung?«
Gulharovs Adamsapfel hüpfte verzweifelt auf und ab, seine Hände zitterten und die Augen quollen ihm schier aus dem Kopf. Er wäre wohl weggerannt, wenn er gekonnt hätte, aber aus seinen Beinen war alle Kraft gewichen.
Krakovic sprach scharf auf Russisch zu ihm, befahl ihm, sich hinzusetzen. Alles sei in Ordnung.
Das nahm ihm Sergei zwar nicht ab, doch er setzte sich folgsam, sackte förmlich in seinen Sessel zurück.
»Die Bühne gehört Ihnen, Harry«, sagte Kyle.
»Himmel, gütiger!«, stöhnte Krakovic, der ziemlich hysterisch war, aber Gulharovs wegen gelassen zu wirken versuchte. »Kann mir das vielleicht jemand erklären?«
Keogh sah erst ihn und danach Gulharov an. Du bist Krakovic, sagte er zu dem Ersteren. Du hast besondere psychische Fähigkeiten; das macht es leichter. Aber dein Freund hat keine. Ich kann ihn zwar erreichen, aber es ist mühsamer.
Krakovic öffnete und schloss den Mund wie ein Fisch auf dem Trockenen, sagte nichts und ließ sich dann in seinen Sessel neben Gulharov fallen. Er leckte über seine trockenen Lippen und blickte Kyle an. »Kein … kein Gespenst?«
Nein, bin ich nicht, antwortete Harry. Aber ich verstehe, dass Sie das glauben. Sehen Sie, ich habe keine Zeit, meine Existenz ausführlich zu erklären. Jetzt, da Sie mich gesehen haben, kann das vielleicht Kyle für mich übernehmen, ja? Aber erst später. Im Augenblick habe ich sehr wenig Zeit, und was ich zu sagen habe, ist ziemlich wichtig.
»Felix«, sagte Kyle, »versuchen Sie, sich zu beruhigen. Akzeptieren Sie einfach, dass dies geschehen ist, und verpassen Sie nichts von dem, was er sagt. Sobald ich kann, werde ich Ihnen alles erzählen.«
Der Russe nickte, riss sich zusammen und sagte: »Gut, gut.«
Harry berichtete alles, was er seit ihrem letzten Gespräch erfahren hatte. Er drückte sich extrem knapp aus. In weniger als einer halben Stunde hatte er die Männer von INTESP auf den neuesten Stand gebracht. Schließlich war er fertig und sah Kyle erwartungsvoll an. Wie steht es in England?
»Ich werde morgen Mittag wieder mit unseren Leuten Kontakt aufnehmen«, sagte Kyle.
Und was ist mit dem Haus in Devon?
»Ich glaube, es ist an der Zeit, es zu stürmen.«
Keoghs Abbild nickte. Finde ich auch. Wann schlagen Sie in den Kreuzhügeln zu?
»Morgen werden wir diesen Ort endlich zu sehen bekommen«, antwortete Kyle. »Und dann … ich würde sagen, am Dienstag, aber bei Tageslicht!«
Wieder nickte die Keogh-Erscheinung. Ich würde an Ihrer Stelle gleichzeitig im Harkley House bei Bodescu losschlagen. Mittlerweile dürfte er ziemlich sicher wissen, was er ist, und vielleicht hat er seine
Weitere Kostenlose Bücher