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Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)

Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)

Titel: Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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mit denen das Fenster gesichert war. Sie öffneten sich quietschend, und das Fenster glitt lautlos in seinen Schienen nach oben. Clarke seufzte erleichtert; jetzt hatte er wenigstens einen Notausstieg. Er blickte hinaus auf die mitternächtliche Straße – und erstarrte.
    Zuerst weigerte sich sein Verstand, das zu akzeptieren, was seine Augen sahen. Dann keuchte er vor Schreck auf und spürte, wie eine Gänsehaut seinen Oberkörper überzog. Die Straße vor dem Haus füllte sich immer mehr mit Menschen! Schweigend strömten wahre Menschenmengen heran. Sie traten aus dem Tor des Friedhofs oder kletterten über dessen Mauer: Männer, Frauen und Kinder. Noch schlimmer als ihr bloßer Anblick war die völlige Lautlosigkeit, mit der alles geschah. Alle überquerten schweigend die Straße und stellten sich vor dem Haus auf. Sie schwiegen wie die Gräber, aus denen sie gestiegen waren!
    Ihr Gestank trieb mit der feuchten Nachtluft zu Clarke herauf. Es war der überwältigend starke, übelerregende Gestank nach Moder, Verfall und verwesendem Fleisch. Mit großen Augen beobachtete Clark die Leichen. Sie trugen ihre Grabgewänder. Manche waren offenbar erst kürzlich verstorben, und andere … es musste schon lange her sein. Sie schoben sich zuckend über die Mauer, quollen aus dem Tor, schlurften über die Straße. Und nun klopfte einer von ihnen hallend an die Tür und begehrte Einlass.
    Clarke fragte sich einen Moment lang, ob er übergeschnappt sei, doch irgendwo in seinem Hinterkopf schlummerte die Erinnerung daran, dass Harry Keogh ja ein Necroscope war. Er kannte Keoghs Vorgeschichte: ein Mann, der mit den Toten zu sprechen vermochte, den die Toten respektierten, ja, sogar liebten. Und darüber hinaus war Keogh in der Lage, die Toten aus ihren Gräbern zu rufen, wenn er ihre Hilfe benötigte. Und die benötigte er jetzt wohl dringender als je zuvor! Was da draußen vorging, musste Harrys Werk sein. Es gab keine andere Erklärung.
    Die Menge vor der Haustür hob die Köpfe und wandte die grauen zerfallenen Gesichter Clarke zu. Sie sahen ihn an und deuteten auf die Tür. Sie wollten von ihm eingelassen werden, und Clarke wusste, warum. Vielleicht bin ich ja doch übergeschnappt, dachte er, als er wieder zur Wohnungstür rannte. Es ist nach Mitternacht, im Haus treibt sich ein Vampir herum, und ich gehe runter, um eine Horde von Toten einzulassen!
    Doch die Wohnungstür ließ sich nach wie vor nicht aufdrücken, da das Klavier davor sie blockierte. Clarke stemmte sich mit der Schulter gegen die Tür und drückte, bis er das Gefühl hatte, sein Herz müsse zerspringen. Die Tür gab zwar ein wenig nach, aber nur um Zentimeter. Er hatte einfach nicht die nötige Körpermasse …
    … im Gegensatz zu Guy Roberts.
    Clarke hatte nicht gesehen, dass sich sein toter Freund erhoben hatte, bis er ihn plötzlich an seiner Seite entdeckte, wie er half, die Tür zu öffnen. Der Kopf eine rote schwabbelige Masse, durch die zerbrochene Schädelknochen an einigen Stellen bleich hervortraten, so drückte Roberts gegen die Tür – von einer Kraft erfüllt, die von jenseits des Grabes stammte.
    Da verlor Clarke das Bewusstsein.
    Die beiden Harrys blickten durch die Augen des Kindes direkt in die Fratze der Angst, in das Gesicht Yulian Bodescus. Er stand über das Kinderbettchen gebückt da, und die höhnische Bösartigkeit in seinem Blick zeugte eindeutig von seinen Absichten.
    Verloren!, dachte Harry Keogh. Alles getan, und doch endet es jetzt auf diese Weise!
    Nein!, sagte eine andere Stimme in seinem Kopf. Nein, es endet nicht! Durch dich habe ich gelernt, was ich nur lernen konnte. Dafür benötige ich dich jetzt nicht mehr. Aber ich brauche dich als Vater! Also geh und rette dich!
    Es konnte nur einer gewesen sein, der so mit ihm sprach, zum ersten Mal überhaupt, da sie nun keine Zeit mehr hatten zu diskutieren. Und Harry spürte, wie die Fesseln, die sein Kind ihm angelegt hatte, mit einem Mal von ihm abfielen wie zerbrochene Ketten und ihn freigaben. Frei, um seine körperlose Persönlichkeit in die Sicherheit des Möbius-Kontinuums zu retten. Er hätte sich auf der Stelle dorthin begeben und seinen kleinen Sohn dem überlassen können, was auf ihn zukam. Hätte er – aber das wollte er nicht!
    Bodescus Kiefer öffneten sich wie eine Falle und enthüllten eine Schlangenzunge, die hinter dolchartigen Zähnen hin und her huschte.
    Geh!, sagte der kleine Harry erneut, diesmal noch eindringlicher.
    Du bist mein Sohn!, rief Harry.

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