Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
unbeheizten Ofen angekommen, stellte Yulian einen Fuß auf die Kehle des Vampirs und riss die Hacke aus seinem Kopf. Blut und graugelber Schleim quollen aus der Wunde, füllten das Loch in der Stirn und troffen herunter, doch seine Augen blieben geöffnet, seine Hände zitterten wie zuvor, und eine Ferse trommelte in immer wiederkehrenden krampfartigen Bewegungen auf den Boden.
»Ach, er wird sterben, er wird sterben!« Anne kauerte händeringend und schluchzend neben George und legte seinen zerstörten Kopf in ihren Schoß.
»Nein, wird er nicht.« Yulian legte Holz und Kohle ein. »Das ist es ja gerade, du dummes Geschöpf! Er kann nicht sterben – jedenfalls nicht auf diese Weise. Was in ihm steckt, heilt ihn immer wieder. Es heilt jetzt bereits sein zermalmtes Gehirn. Er könnte wieder vollständig hergestellt werden, vielleicht sogar besser als vorher – aber das lasse ich nicht zu!«
Yulian hatte den Ofen jetzt fertig bestückt. Er riss ein Zündhölzchen an, hielt es an das Papier, das er zuletzt hineingesteckt hatte, öffnete quietschend die eiserne Lüftungsklappe, damit genug Sauerstoff hineindrang, und schloss die Ofentür.
Als er sich vom Ofen abwandte, hörte er, wie Anne überrascht keuchte: »George?«
Das Klopfen der Ferse auf den Fußboden war schon einige Zeit verstummt, wie Yulian jetzt bewusst wurde …
Er fuhr erschrocken herum – und das Ding, das durch ihn entstanden war, prallte auf ihn und schob ihn rückwärts gegen die Ofentür! Zu seinem Glück war sie noch nicht heiß, aber der Aufprall trieb Yulian mit einem Schlag die Luft aus der Lunge. Schmerzerfüllt schnappte er nach Luft und hielt sich George mühsam vom Leibe. Zwischen Blut und Schleim glühten ihn aus diesem zerstörten Gesicht rote Augen an, die Zähne schlugen wie zwei Reihen spitzer kleiner Dolche aufeinander, und die Hände drückten wie blinde Fühler gegen Yulians Körper. Das zerfetzte Gehirn funktionierte in ausreichendem Maße, während der Vampir in ihm die Wunde zu heilen versuchte. Und sein Hass war genauso groß wie vorher.
Yulian nahm alle Kraft zusammen und schleuderte George von sich. Die Gliedmaßen des Vampirs funktionierten nur eingeschränkt und unkoordiniert, und so brach er auf dem Kohlehaufen zusammen. Bevor er sich aufrappeln konnte, blickte sich Yulian kurz um und griff sich erneut die Hacke.
»Yulian! Yulian!« Anne wollte wieder eingreifen.
»Verschwinde!« Er schubste sie weg.
Yulian beachtete George nicht, der hinter ihm herkroch und die Hände wie Krallen nach ihm ausstreckte, und sprang zu dem Mauerbogen des Eingangs hinüber, wo die Wände besonders massiv waren. Aus der Bewegung heraus schmetterte er den Stiel der Hacke gegen die Mauer. Das Hartholz splitterte, und die rostige Schneide flog klappernd in die Dunkelheit. Yulians Hände waren taub, doch in ihnen hielt er nun einen fast perfekten Pflock: mindestens vierzig Zentimeter lang und mit einem unregelmäßig zersplitterten und dennoch tödlich spitzen Ende.
Also gut, er hatte ja ohnehin herausfinden wollen, wie weit die Lebenskraft eines Vampirs reichte, oder?
George hatte es irgendwie fertiggebracht, auf die Beine zu kommen. Mit in der fast vollständigen Dunkelheit glimmenden Augen kam er wie ein durchgeknallter Roboter hinter Yulian her. Yulian blickte zu Boden. Der war hier mit dicken Steinfliesen belegt, die an manchen Stellen ein Stück herausstanden, als wären sie von unten hochgedrückt worden. Das war natürlich der Andere gewesen – bei seiner hirnlosen Buddelei. George kam näher, stolperte wie von Krämpfen geschüttelt einher, während sein Mund unverständliche Laute von sich gab.
Yulian wartete ab, bis der verwundete Vampir einen weiteren schlurfenden Schritt auf ihn zu tat. Dann trat er vor und rammte den Pflock mit aller Gewalt in die linke Hälfte von Georges Brustkorb.
Die Hartholzspitze drang durch das leinene Leichenhemd direkt zwischen die Rippen, wobei auch noch kleinere Splitter in das graue Fleisch getrieben wurden. Sie fuhr George mitten ins Herz hinein und zerriss es beinahe. George schnappte nach Luft wie ein aufgespießter Fisch. Mit kraftlosen Händen griff er nach dem Pflock. Er hatte keinerlei Chance, ihn herauszuziehen. Yulian sah zu, wie er wankte, aber noch nicht fiel. Er empfand Ungläubigkeit, Verblüffung, fast sogar Bewunderung, und er fragte sich: Wird es jemand anderem genauso schwerfallen, mich zu töten? Wahrscheinlich schon. George hatte sich ja schließlich auch nach Kräften
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