Bride 02 - Tempel Der Liebe
Gewinne sandte er an eine Bank in Edinburgh, behielt aber in Macao genügend Geld zum Kauf neuer Waren zurück. Dein chinesischer Freund wusste offensichtlich nur darüber Bescheid.«
»So muss es gewesen sein«, stimmte Kyle zu. »Auch wenn Chenqua über das Konto in Schottland informiert war, hat er angenommen, du seiest mittellos, da chinesische Frauen von der Erbfolge ausgeschlossen sind. Das ist doch richtig, oder?«
Troth nahm seine Erklärung dankbar an. Natürlich war es so gewesen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Chenqua unaufrichtig war. Seit vierzig Jahren war er Kaufmann, ohne jemals einen schriftlichen Vertrag unterzeichnet zu haben. Bei ihm galt das Wort.
Wieder betrachtete sie die offenen und freundlichen Gesichter der Montgomerys. Wie grundverschieden wäre ihr Leben verlaufen, wenn ein Mitglied der britischen Handelsgesellschaft auf den Gedanken gekommen wäre, sie zur Familie ihres Vaters zu schicken. Sie wäre hier aufgewachsen, geliebt und dazugehörig und vielleicht sogar ein wenig als Erbin betrachtet worden. »Wie viel hat mein Vater mir hinterlassen?«
»Ein Teil ist verbraucht worden«, erklärte James, »aber es sind noch mehr als zehntausend Pfund übrig.«
Troth riss die Augen auf. Zehntausend Pfund waren ein kleines Vermögen - ausreichend, um bis an das Ende ihrer Tage sorgenfrei zu leben, wenn sie sparsam war. Troth würde niemals wieder arm oder abhängig sein. Verwundert fragte sie: »Ihr wart doch in dem Glauben, die rechtmäßigen Erben zu sein. Warum habt ihr nicht mehr ausgegeben? Habt euch ein Gut gekauft oder seid nach Edinburgh oder London gezogen?«
Mairead sah überrascht auf. »Warum sollten wir so was Dämliches tun? Melrose ist unser Zuhause. Hier haben wir alles, was wir brauchen.«
»Mit einem Teil des Geldes haben wir unsere beiden Kinder und einige deiner Cousins und Cousinen auf die Universität geschickt«, fügte James hinzu. »Unsere Älteste, Jamie, ist Ärztin in Edinburgh und unser Jüngster, Hugh nach seinem Onkel benannt, studiert dort noch. Er möchte nach Melrose zurückkommen und hier unterrichten. Unsere Töchter haben bei ihrer Heirat ein eigenes Haus als Mitgift bekommen. Es ist eine feine Sache, das eigene Dach über dem Kopf zu haben.« Der ernüchternde Gedanke kam ihm jetzt erst. »Wir werden dir das Geld natürlich zurückzahlen, auch wenn es ein Weilchen dauert.«
»Vergiss nicht, dass wir die neue Küche auch von Hughs Geld bezahlt haben«, meinte Jean besorgt. »Wir müssen Troth eine genaue Aufstellung geben.«
»Unsinn!«, rief Troth sogleich. »Es wäre der Wunsch meines Vaters gewesen, dass seine Neffen und Nichten eine gute Ausbildung bekommen und ihr eine fabelhafte Küche, da bin ich sicher. Und wenn nicht ... schön, dann wünsche ich es.«
Jean war erleichtert. »Du bist großzügig, Kind.«
Troth lächelte verschmitzt. »Es ist leicht, großzügig mit dem Geld umzugehen, das einem unvermutet in den Schoß fällt.«
»Was hast du jetzt für Pläne? Du bleibst doch hoffentlich eine Weile bei uns?«
Sie blickte Kyle an. »Wir dachten, wir besuchen Kyles Haus in den Highlands und verbringen anschließend einige Tage in Edinburgh.«
»Aber zuerst bleiben wir einige Tage hier«, schlug Kyle vor. »Und nach unserem Besuch in Kinnockburn kannst du nach Melrose zurückkehren.«
»Gut! Dann bleibt uns Zeit für ein ceilidh, um unser verlorenes und wiedergefundenes Lamm zu feiern«, beschloss Mairead energisch.
Troth zog die Brauen zusammen. »Was ist das?«
»Ein Fest mit Musik, Essen und Tanz«, erklärte Jean. »Wir werden Jamie und Hugh in Edinburgh Bescheid geben. Sie werden ihre verloren geglaubte Cousine unbedingt sehen wollen.«
»Wir sollten Caleb Logan, Hughs alten Partner, einladen«, schlug James vor. »Er hat mir geschrieben, dass er für kurze Zeit von Macao nach Hause gekommen sei, was ich sehr nett von ihm fand. Erinnerst du dich noch an ihn, Troth?«
Sie kannte ihn von Kanton her, war aber noch nicht bereit, über diese Episode ihres Lebens zu sprechen. »Mein Vater erwähnte Logan manchmal, aber weder ich noch meine Mutter hatten Kontakt zu Papas Geschäftspartnern.« Mit Ausnahme von Chenqua, der Li-Yin ab und zu besuchte und Troth feierlich kleine Geschenke übergab.
»Dann feiern wir unser Ceilidh.« Mairead blickte zu ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter. »Troth sollte bei uns wohnen, solange sie in Melrose ist. Das Dachzimmer der Mädchen ist winzig, aber sehr gemütlich. Würde dir das
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