Bride 02 - Tempel Der Liebe
anderen Augen.
Sie trank vorsichtig den Tee und dachte traurig daran, dass er bald nach England zurückkehren würde. Dann würde das Leben wieder eintönig und einsam sein. Aber zwischen ihnen bestand eine Art Freundschaft und ihr würden wenigstens ein paar schöne Erinnerungen bleiben.
KAPITEL 9
Nach dem Besuch im Teehaus gingen sie in einen Laden, in dem Parfüm verkauft wurde. Unter dem Vorwand, ihm zu helfen, erlebte Troth einige berauschende Augenblicke.
Wenn es ihr erlaubt gewesen wäre, eine Frau zu sein, hätte sie immer Parfüm aufgetragen.
Als Nächstes machten sie bei einem Gewürzhändler Halt. Maxwell kaufte viele Proben und runzelte die Stirn, als er die letzte Dose aufmachte. »Das sind getrocknete Bergamotteschalen, glaube ich.«
Troth hatte noch nie davon gehört. »Bergamotte?«
»Bergamotte ist eine Frucht, ähnlich wie eine Orange.« Maxwell fügte sie zu seiner bereits sehr umfangreichen Bestellung hinzu. Dann gingen sie zum letzten Geschäft, dem größten Seidenhändler in der Siedlung.
Der Besitzer hatte schon von Lord Maxwells Einkaufszug durch die Thirteen Factories Street gehört und empfing sie erwartungsvoll. Als Troth Maxwell in den Laden führte, verbeugte sich der Besitzer tief. »Sie ehlen mein bescheidenes Geschäft, Mylord. Bitte ellauben Sie, dass ich Ihnen meine bescheidenen Walen zeige.«
Er nickte seinen Mitarbeitern kurz zu. Daraufhin rollten diese mehrere Seidenballen aus. Meterlange, glänzende Stoffbahnen fielen auf den Boden, bis der ganze Laden einem einzigen Farbenmeer glich. Nachdem Maxwell zwei Dutzend Ballen der besten Seide erstanden hatte, sagte er: »Ich möchte auch chinesische Damenkleider kaufen. Hätten Sie welche?«
»Ein paar.« Ein weiterer Befehl und ein Dutzend fertiger Kleider wurden hervorgeholt und auf einem Tisch ausgebreitet.
Die Kleider hätten den Damen am kaiserlichen Hof in Peking alle Ehre gemacht. Troth versuchte ihre Sehnsucht zu verbergen und strich über ein pfirsichfarbenes Gewand aus kesi. Das war ein brokatartiger Stoff, dessen Muster in den Stoff gewoben war. »Die Qualität ist annehmbar«, murmelte sie, als ob sie sich nur für den Wert interessierte.
Maxwell sagte: »Das Kleid sieht aus, als könnte es der Frau meines Bruders passen. Die Farbe steht ihr sicher auch.«
»Gibt es so kleine Fan-qui-Frauen?«, fragte Troth überrascht.
»Meriel ist sehr zierlich. Meine Schwester ist allerdings ziemlich groß.« Er hob das größte Kleid hoch, ein leuchtend rotes, mit Blumen und Schmetterlingen verziertes Gewand. Es handelte sich wahrscheinlich um ein Hochzeitskleid. Die Farbe Rot war ein Glücksbringer und wurde bei Hochzeiten getragen. »Lucia ist etwa so groß wie Sie.«
Er hielt das Kleid an Troths Schultern. »Würde es einer Frau gefallen, Jin?«
Als er ihre Schultern berührte, lief eine Welle der Energie durch ihren Körper. Sie war noch stärker als bei dem Vorfall mit dem Pinsel. In seinen Augen sah sie, dass er das Gleiche spürte. Kurz waren sie beide wie erstarrt. Dann sagte sie: »Ihre ... Ihre Schwester würde sich sicher über ein so wunderbares Geschenk freuen, Mylord.«
Er schluckte. Dann machte er einen Schritt zurück und legte das rote Kleid auf den Tisch. »Danke für Ihre Hilfe.«
Während er seine Käufe vervollständigte, zog sie sich in eine Ecke des Ladens zurück. Er hatte ihre Identität nicht verraten - und doch war alles anders zwischen ihnen, seit er wusste, dass sie eine Frau war.
Das durfte sie nicht bereuen.
Nach dem Ausflug kehrte Troth an ihren Schreibtisch zurück. Sie erledigte noch ein paar Übersetzungen, obwohl sie lieber nach Hause gegangen wäre, um sich auszuruhen. Der Tag war in vielerlei Hinsicht anstrengend gewesen. Draußen wurde es dunkel, als sie mit der Arbeit fertig war. Sie hatte gerade ihren Schreibtisch aufgeräumt, als Maxwell mit einem großen Paket erschien. »Für Sie. Ein kleiner Dank für Ihre Hilfe.«
Überrascht sagte sie: »Ich verdiene kein Geschenk. Ich habe nur meine Pflicht getan, Sir.«
Er senkte die Stimme, damit niemand außer ihr ihn hören konnte. »Letzte Nacht haben Sie mein Leben gerettet. Darf ich mich denn nicht ein wenig erkenntlich zeigen?«
Sie verstand und erwiderte: »Wie Sie wünschen, Mylord.«
»Ja, ich wünsche es. Gute Nacht, Jin.« Er schenkte ihr ein Lächeln und verließ das Kontor.
Obwohl sie vor Neugierde beinahe platzte, konnte sie das Paket nicht vor den Augen der anderen öffnen. Sie bemühte sich um einen
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