Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
beunruhigt«, stimmte sie zu. »Ich habe mir Sorgen um ihn gemacht, aber seiner kleinen Schwester hätte er natürlich nichts erzählt, auch wenn ich gewagt hätte, ihn zu fragen.«
»Kyle könnte sogar einem Felsblock noch Unterricht im Schweigen erteilen.« Auch vor Dominic hatte er seine Geheimnisse gehabt, was die Kluft zwischen ihnen noch vergrößert hatte, nachdem sie auf getrennte Schulen geschickt worden waren. Während der Ferien in Dornleigh erzählte Dominic vom Unterricht, von den Lehrern und den neuen Freunden und versuchte ihre Beziehung so gut es ging aufrechtzuerhalten. Aber Kyle hatte sich nicht für Dominics Leben interessiert.
Lucia musterte Dominic ernst. »Ich bin froh, dass dir noch so viel an deinem Bruder liegt, dass du ihm hilfst. Ich habe nie begriffen, wieso ihr beide euch so fremd geworden seid. Eigentlich mögen Zwillinge sich. So wie es früher bei euch war.«
Er unterbrach das Auf und abgehen und starrte aus dem Fenster. Das Zimmer blickte zum Rasen vor dem Haus hinaus. Vom Fenster aus sah man auf die mondbeschienene breite Auffahrt. »Ich habe Kyle immer gern gehabt, aber ich bin mir nicht sicher, ob es umgekehrt auch der Fall ist.«
»Oh, er mag dich«, sagte Lucia leise. »Und leidet darunter, dass du dich von ihm abgewendet hast. So wie es dich schmerzt, dass er der Erbe ist und nicht du.«
Er drehte sich um und sah seine Schwester forschend an. Sieh an, die Kleine war erwachsen geworden! Wehmütig dachte er an die Zeit zurück, als sie zehn Jahre alt war, mit Grasflecken am Rock und zerzaustem Haar. Damals hatte sie ihre Brüder bedingungslos bewundert und geliebt. »Ich habe dich nicht nach deiner Meinung über meine Beziehung zu Kyle gefragt.«
Sie lächelte weise. »Ich weiß. Darum habe ich mir diese Bemerkung auch erlaubt.«
»Miss Störenfried reitet wieder«, sagte er, als ihm ihr Spitzname aus der Kindheit wieder einfiel. »Genug von mir. Gibt es sonst noch eine aufregende Neuigkeit?«
Sie errötete. Ihre damenhafte Überlegenheit schwand. »Ich habe mich verlobt.«
»Wirklich!«, rief er erfreut aus. »In den Zeitungen habe ich aber noch keine Anzeige gesehen.«
»Offiziell wurde die Verlobung noch nicht bekannt gegeben.« Sie schüttelte das zusammengedrehte Haar auf. »Das ist der eigentliche Grund, warum Papa und ich hier sind. Wir sind unterwegs zu Roberts Familie in Lancashire. Die Anzeigen werden verschickt, wenn alle Regelungen unterschrieben sind.«
Dominic grinste. »Und du bist lieber dort, als deine Tage in Shropshire zu verplempern. Wrexham muss selig sein, dass du dich endlich für jemanden entschieden hast. Noch ein Jahr oder zwei und du würdest zu den alten Jungfern gehören, die keinen mehr finden.«
Sie lachte hell auf. »Du hast Recht. Papa fällt ein Stein vom Herzen, auch wenn er über meine Wahl nicht gerade begeistert ist. Er brummelt immer noch und meint, ich hätte etwas Besseres haben können als nur einen Baron.«
»Anscheinend teilst du seine Meinung nicht.« Er nahm eines der kleinen gläsernen Salbtöpfchen in die Hand, die auf ihrer Kommode standen. Ob Meriel wohl auch diese weiblichen Kinkerlitzchen benutzte? Würde sie so etwas haben wollen? »Wer ist der Glückliche? Ein gut aussehender Teufelskerl, da bin ich sicher.«
Lucia beugte sich vor. »Robert Justice, Lord Justices Erbe. Gut sieht er eigentlich nicht aus. Nicht wie du und Kyle, aber Robin hat so ein ganz bestimmtes Zwinkern in den Augen und ich kann mich wundervoll mit ihm unterhalten und ...« Sie verstummte und errötete wieder.
»Und er kann wundervoll küssen, nehme ich an.« Dominic durchforschte sein Gedächtnis und ein braunhaariger, aufrichtiger junger Mann mit einem schelmischen Lächeln tauchte auf. Kein Mann, nach dem man sich umdrehte, aber gut fürs Leben. Lucia hatte eine gute Wahl getroffen. Er umarmte sie wieder. »Ich wünsche dir alles Glück der Erde, mein Schwesterchen. Ich bin ihm ein-oder zweimal begegnet. Er ist ein netter Kerl.«
»Ich weiß.« An seiner Schulter klang Lucias Stimme gedämpft. Sie löste sich aus seiner Umarmung und fuhr fort. »Was ist mit Lady Meriel? Glaubst du, dass sie Kyle glücklich machen wird? Es kursieren einige sehr ... sehr sonderbare Geschichten über sie.«
Es durchfuhr ihn, als er wieder daran erinnert wurde, dass Meriel seinem Bruder bestimmt war. »Sie ist ungewöhnlich, aber ... reizend. Wenn Kyle sich Zeit nimmt, sie wirklich kennen zu lernen, dann werden beide, da bin ich sicher, sehr gut miteinander
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