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Brief in die Auberginenrepublik

Brief in die Auberginenrepublik

Titel: Brief in die Auberginenrepublik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abbas Khider
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ebenfalls. Hier pisst man auf uns, und dort scheißt man auf euch. Beide schwimmen wir in den stinkenden Exkrementen der pestilenzialischen Politik. Also, wir alle leben in einer Scheißzeit.«
    »Ich habe bisher geglaubt, hier in Jordanien gehe es euch gut. Hier gibt es alles. Bei uns gibt es kaum Essen. Seit dem Handelsembargo haben wir keine grandiose Auswahl. Wir essen nur noch Auberginen. Die Jungen im Irak haben unserem Land einen neuen Zusatznamen gegeben: ›Auberginenrepublik‹. Das ganze Jahr ernähren wir uns allein von dieser Eierpflanze. Meine Frau versucht ständig etwas Neues aus den Auberginen zu kreieren: Auberginen-Bällchen, Auberginen-Suppe, Auberginen gekocht, gegrillt oder gebraten. Sogar aus der Schale der Auberginen produziert sie Chips. Sie nennt die Auberginen entweder ›Könige der Küche‹ oder ›Herren der Bratpfanne‹.«
    »Ihr Iraker! Ihr seid ein lustiges Völkchen und könnt über euch selbst lachen. Davon habe ich schon gehört. Es soll bei euch wirklich nicht einfach sein. ›Auberginenrepublik‹, das ist cool. Ein lustiges Völkchen, tatsächlich.«
    »Hier geht es euch gut, mein Sohn! Wir Iraker lachen die ganze Zeit, weil wir nicht weinen wollen. Traurigkeit haben wir genug, Gram und Niedergeschlagenheit. Die Freude verließ uns vor einer gefühlten Ewigkeit, sie floh weit weg in die Emigration. Wir lachen über unser trauriges Schicksal, weil es uns grotesk vorkommt.«
    »Du bist ein weiser Mann.«
    »Jeder Iraker ist ein Weiser, wenn er anfängt, über die Traurigkeit zu philosophieren. Und ihr Jordanier?«
    »Keine Ahnung! Langweiliges Leben. Die Regierung ist nur eine Farce. Der Einzige, der wirklich regiert, ist der König. Den darf man nicht kritisieren. Ich kann dir jetzt sagen, was ich denke. Aber wenn ein Jordanier dabei wäre, täte ich das niemals. Wenn die Sicherheitspolizei davon erfährt, verschwände ich für immer und ewig. Spurlos bis zur Apokalypse.«
    »Danke für das Vertrauen!«
    »Unser alter König Hussein starb dieses Jahr. Sein Körper und seine Seele werden bestimmt gerade in der Hölle gegrillt und gebraten. Mal schauen, was sein Sohn anstellt! Vermutlich regiert er kaum anders als sein Vater. Er darf jederzeit die Regierung auflösen und eine neue ernennen. Marionetten an des Königs Fäden. Er, seine Familie und die Stammesführer besitzen alles Wertvolle, wir nur den Dreck. Einmal, im Jahr 1996, erhöhte die Regierung den Brotpreis. Die Armen in meiner Heimatstadt Karak und im ganzen Süden demonstrierten auf der Straße. Ich schwöre, friedlich und gewaltfrei. Ich weiß es, denn ich war unter ihnen. Die Regierungspolizei schlug die Menschen mit Waffengewalt zurück. Viele Opfer, und trotzdem seither nur noch teures Brot. Weißt du was? «
    »Was?«
    »Euer Saddam Hussein ist großartig, ein echter Mann, der Amerika ständig herausfordert.«
    Langsam ermüde ich und sage es dem Fahrer. »Ich werde etwas ausruhen, mir fallen gleich die Augen zu.«
    »Ruhe dich aus! Ich werde dich bei der Ankunft wecken.«
    Obwohl ich den jungen Fahrer nett finde, bin ich froh, das Gespräch beenden zu können. Ich will nicht länger über Saddam und den Müll der arabischen Regierungen reden. Allerdings wundert mich, dass ich in Amman immer dasselbe höre: »Saddam ist großartig.« Warum die Leute diesen Schlächter hier mögen, konnte ich nie verstehen. Einmal erzählte mir Haji Marwan, der Wachmann der Fabrik, für die ich Seife transportiere, dass er im Jahr 1991, als der Golfkrieg ausbrach und Saddam einige Raketen auf Israel abschoss, etwas Ungewöhnliches erlebte. Als er zum Mond emporsah, erblickte er das Abbild von Saddam. Haji Marwan schwor bei allen seinen Heiligen, er habe Saddams Gesicht mit seinen eigenen Augen gesehen. Besser ich schließe mit meinen Augen für eine Weile auch mein Hirn.
    Die Ruhephase kommt mir sehr kurz vor, da höre ich den Fahrer. »Wir sind schon da!«
    Mit dem Geld für die Fahrt und einem herzlichen Abschied steige ich aus und gehe direkt zu meinem Lastwagen, der vor der Fabrik parkt. Der Wachmann Haji Marwan begrüßt mich und fragt: »Willst du mit mir etwas essen, bevor du losfährst?«
    »O danke! Ich muss wirklich los.«
    »Dann gute Reise!«
    Ich packe das rote Spielzeugauto und die zehn Briefe in den kleinen Kofferraum auf der rechten Seite des Wagens. Später, rechtzeitig vor Erreichen der jordanischen Grenze, werde ich die Briefe in einem der Seifenkartons hinten im Laderaum unauffindbar verstecken.
    Plötzlich

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