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Brigade Dirlewanger

Brigade Dirlewanger

Titel: Brigade Dirlewanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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eigentlich? Abenteurer? Berufssoldat? Krimineller? Flüchtling? »Student«, antwortet er, noch bevor ihn der Polizeioffizier anschreit.
    »Und was haben Sie ausgefressen?«
    »Urkundenfälschung.«
    »Hm …«, entgegnet Prinz ungläubig, »und deswegen hat man Sie in diesen Haufen gesteckt?«
    »Jawohl, Herr Oberst.«
    Draußen geht wie von ungefähr Oberscharführer Weise vorbei, bleibt einen Moment stehen und sieht durch das Fenster. Seine Augen begegnen dem Blick Vonweghs. Das Gesicht Weises ist in einer Art ausdruckslos, die Vonwegh nur zu gut kennt.
    Auch Prinz sieht den Oberscharführer jetzt.
    »Nun hören Sie mal gut zu, Vonwegh«, sagt er. Er läßt den Zugführer noch immer stehen. Er weiß, daß eine konziliantere Vernehmungsmethode viel angebrachter wäre, aber es geht gegen seinen militärischen Kodex, daß ein Berufsoffizier und ein Berufsverbrecher an einem Tisch sitzen. »Sie haben vermutlich mehr im Kopf«, fährt er fort, »als bei diesem Verein sonst üblich ist … Sie stehen sicher über … diesem Durchschnitt … Ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich Sie voll und ganz decke, was Sie auch gegen die Führung des Sonderkommandos vorzubringen hätten … Kapiert?«
    »Jawohl, Herr Oberst.«
    »Ich bin sogar bereit, Ihre Aussage anonym anzunehmen«, setzt er hinzu. In seinen Mundecken sitzt deutlich der Ekel.
    Paul Vonwegh weicht seinen Augen nicht aus. Der Oberst ist steif, korrekt und dumm, denkt er, ein Barrashengst eben. Noch merkt er nicht, daß der Offizier mit der Sondervollmacht absichtlich Umwege geht, um das Ziel zu verschleiern, daß dies alles nur Vorgeplänkel ist, harmloser Bluff, billiges Theater und daß dieser Mann mit der verknöcherten Korrektheit vor nichts zurückschreckt, vor gar nichts, und sein Geschick gegen die Zukunft Dirlewangers setzt, klug genug dabei, sich die bessere Chance zu sichern.
    »Also?« drängt der Vernehmende.
    Paul Vonwegh schweigt, ohne Pose.
    »Nun machen Sie schon den Mund auf«, sagt der Oberst gefährlich leise.
    »Nichts, Herr Oberst«, antwortet der Zugführer mit einer Miene, als stünde er in Reih' und Glied: Hacken aneinander, aufgerichtet, der Blick sucht einen gedachten Punkt im Gelände …
    »Sie Memme! … Sie Weichmann! … Sie Feigling!« brüllt Prinz so laut, daß Oscha Weise es hört, nickt und mit einem schiefen Lächeln weitergeht.
    Offiziell läßt der Chef der Mordbrigade Oberst Prinz völlig freie Hand. Für ihn scheint er gar nicht zu existieren. Aber er läßt jeden seiner Schritte überwachen. Er weiß genau, wohin die Untersuchung geht, zunächst noch … und er, wie sein Gefolge, schlagen sich vor Freude brüllend auf die Schenkel.
    Oberst Prinz steht auf, tritt dicht an Paul Vonwegh heran, betrachtet ihn starr und scharf. Er liest etwas aus diesen Augen, ein leichtes Glänzen, eine stille Überlegenheit, und er spürt: Das ist weder ein Dummkopf noch ein Feigling.
    »Setzen Sie sich!« schnarrt der Oberst und bricht sein Prinzip. Er schiebt ihm eine Zigarette über den Tisch, wirft ihm Streichhölzer zu.
    Er läßt Vonwegh nicht aus den Augen. Er sieht, wie der Mann die langentbehrte Zigarette ruhig und selbstverständlich raucht, und merkt: Vonwegh hat sich in der Hand. Seine lautlose Energie ist unheimlich. In dem steckt weit mehr, als er zugibt.
    »Wenn Sie den Mund nicht aufmachen«, fährt er dann im Plauderton fort, »dann kann ich wieder abfahren, ohne Erfolg … Wollen Sie das?«
    »Nein, Herr Oberst«, antwortet Paul Vonwegh.
    »Ich sehe«, erwidert Oberst Prinz, »wir beginnen … uns zu verstehen …«
    »Jawohl, Herr Oberst«, entgegnet Vonwegh, genauso unbewegt wie zuvor.
    »Vielleicht wissen Sie nichts …«, fährt Prinz fort, »aber Sie kennen den einen oder anderen …« Er drückt seine Zigarette im Aschenbecher aus, nimmt wieder einen Schluck Wasser, ohne diesmal das Gesicht zu verziehen. »Schicken Sie ihn zu mir«, setzt er hinzu und steht lächelnd auf, »er braucht ja nicht gerade … Grüße von Ihnen zu bestellen …«
    »Jawohl, Herr Oberst.«
    »Noch etwas …«, fragt er dann, »wie lange sind Sie bei Dirlewanger?«
    »Ein paar Wochen.«
    »Kennen Sie einen, der von Anfang an dabei war?«
    Paul Vonwegh überlegt.
    »In Polen schon …?« fragt Prinz lauernd.
    Das ist es, spürt Vonwegh, dahin zielt der Stoß … »Ja«, versetzt er ruhig, »Petrat … Frauenmörder … ein verschlagener Bursche … Spricht vielleicht, wenn man ihn tritt …«
    »Danke«, entgegnet Prinz und

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