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Brigade Dirlewanger

Brigade Dirlewanger

Titel: Brigade Dirlewanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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jetzt hündisch betteln …
    Die Frau ist nicht sicher, und so geht sie weiter. Hätte sie die Nase genauer betrachtet, wäre ihr die Warze nicht entgangen – die hässliche Warze im Gesicht Petrats, des Frauenmörders.
    Dirlewanger läßt die sechs Delinquenten auf der Stelle verhaften und ein Erschießungskommando zusammenstellen. Er sagt zu der Mutter: »Ich greife durch! Ich dulde so etwas nicht! … Haben Sie noch andere Zeugen?«
    Die Frau nickt.
    »Holen Sie sie her!« befiehlt der Chef des Sonderkommandos. Er schickt ein paar seiner Günstlinge mit.
    Nach einer Stunde kommt die Frau zurück, begleitet von fünf Männern, drei Frauen und zwei Jungen.
    »Sind sie vollzählig?« fragt Dirlewanger.
    »Mein Mann arbeitet noch auf dem Feld …«
    »Herholen!« ordnet der Sturmbannführer an.
    »Ihr habt das alles gesehen?« fragt Dirlewanger dann, als der polnische Bauer herangeschleppt ist.
    Sie bestätigen es.
    »Dann seht zu, ob ihr die Burschen wieder erkennt …«
    Sie identifizieren sie, sicher, übereinstimmend. Die gierigen Fratzen der Rohlinge haben sich in ihr Bewußtsein eingeprägt. Den siebten finden sie nicht. Petrat brennt im Keller schon wieder Kartoffelschnaps. So können sie ihn nicht an der Warze fassen. Außerdem dauert es Dirlewanger viel zu lange.
    Der Erschießungspeloton, von Müller-Würzbach, dem nicht wohl bei der Sache ist, zusammengestellt, steht bereits. Das Loch ist ausgehoben. Ein großes Loch. Die Exekutionsstelle wird umstellt, um Augenzeugen zu vermeiden.
    Zuerst erschießt man die sechs Männer, die sich an dem neunjährigen Kind vergingen.
    Dann die Mutter des Kindes.
    Dann das Kind selbst.
    Dann fünf Männer, drei Frauen, zwei Jungen … alle Zeugen.
    »Das hätte mir noch gefehlt«, sagte Dirlewanger, »vielleicht ein Bericht bei dem Spießer Himmler … Lassen Sie im Dorf verbreiten, daß die Erschossenen nach Deutschland deportiert wurden …«
    Selbst diese Äußerung besitzt Oberst Prinz. Ein B-Soldat schrieb alles gewissenhaft in ein Schmierheft. Er schmuggelte es aus dem Lager, übergab es einem Schulfreund, der es an den heimatlichen Kreisleiter schickte. Bis es jedoch auf Umwegen in die Hände von Oberst Prinz geraten war, war der B-Soldat gefallen … oder ermordet … Das ist so ziemlich das Gleiche bei dieser Bande, denkt der Polizeioffizier.
    Mittags gibt es Fleisch. Schon wieder. Es ist keine Bestechungsgabe, sondern die Reverenz vor Punkt vier, in dem der Reichsführer SS keinen Spaß versteht: Schiebung. Sie wäre Dirlewanger noch am leichtesten nachzuweisen. Aber darauf legt Oberst Prinz keinen so großen Wert wie auf die Akte P.A./IX DORA.
    Kortetzky, der Gorilla, schläft. Petrat will sich seine Fleischportion unter den Nagel reißen, aber der Zugführer verhindert es. Jetzt betrachtet der Verbrecher mit der Warze, der beste und gemeinste B-Soldat des ganzen Haufens, mit seinem tückischen Blick den kleinen Kordt. Er sagt dabei kein Wort, aber der Junge versteht ihn und schiebt ihm seinen Teller verstohlen über den Tisch.
    Paul Vonwegh bemerkt es. »Sie essen Ihren Fraß selbst, Kordt!« sagt er halblaut.
    Der Junge zögert einen Moment. Die Angst vor Petrat begegnet der Autorität Vonweghs, und einen Augenblick halten sich beide die Waagschale. Dann ißt der jüngste B-Soldat weiter, wie gewürgt zwar, aber beflissen.
    »Wenn Sie ihn nicht in Ruhe lassen, Petrat …«, sagt der Zugführer, ohne den Satz zu vollenden. Er geht nach draußen.
    Gruhnke sieht ihm nach. »Hat Haltung gelernt, der Bursche«, bemerkt er, »war sicher lange im Knast …«
    Petrat zieht den Kopf zwischen die Schultern. Die ganze Stube erlebt, daß er es nicht wagt, etwas gegen Vonwegh zu sagen. Gleichzeitig hört er im Hintergrund: »Er wollte deine Portion fressen … Vonwegh hat's verhindert …«
    Petrat braucht sich nicht umzudrehen. Er kennt die Stimme Kleinschmidts, der auf den Gorilla einredet.
    »So«, grunzt Kortetzky drohend, »na … ich werd' auch mal wieder gesund …«
    »So eine Besichtigung ist gar nicht so übel«, bemerkt jetzt Kirchwein, der Epileptiker.
    »Das dicke Ende kommt noch«, brummelt Kleinschmidt, steht auf und verläßt die Baracke.
    Er sieht Vonwegh, geht auf ihn zu. Eine seltsame Sache: Er ist der einzige, der vom Zugführer geduzt wird. Komischer Kerl, denkt er, läuft immer 'rum, als ob er Handschuhe trüge … als wollte er die Haut davor schützen, Blut und Dreck zu berühren …
    »Gib acht auf Petrat!« warnt er.
    »Kleiner

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