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Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See

Titel: Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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befand«, stellte Ambros fest. »Auch was mich angeht, hatten sie Unrecht.«
    »Vielleicht. Aber ich muss immer noch die Grundmauern für meine Feste legen.«
    Ambros beäugte den Oberkönig unsicher, der aber lächelte. Ein leichter Wind kräuselte die Oberfläche des Wassers; oder war es etwas, das aus der Tiefe stammte? Der Knabe blickte himmelwärts und sah Wolken von Nordwesten herbeiziehen, doch die Wirbel, die er spürte, stammten von irgendwo tief im Hügel.
    Die beiden Druiden beobachteten ihn murmelnd. Er drehte sich zu ihnen um.
    »Wenn ihr so weise seid, dann sagt dem König, was sich unterhalb des Sees befindet!«
    »Unter dem Wasser befinden sich Erde und Stein«, erwiderte einer, der andere jedoch schwieg.
    »Und was, o vaterloses Kind, ist deiner Ansicht nach unterhalb des Sees?«, wollte der Vor-Tigernus wissen.
    »Drachen…«, flüsterte Ambros. »Ich sollte Euch besser raten, diesen Ort zu verlassen, aber das werde ich nicht. Befehlt Euren Männern, den See zu entwässern, dann seht Ihr es selbst.«
    Abermals wurden die Arbeiter gerufen. Mit Spitzhacken und Schaufeln gruben sie einen Kanal in den Hang des Hügels. Im Verlauf der Arbeit wurde der Wind zunehmend stärker, blies bald aus jener Richtung, bald aus einer anderen. Am Himmel scharten sich Wolken. Unter ihnen leuchtete golden das Licht der westwärts wandernden Sonne, gleißte auf dem Metall der Schaufeln und tauchte das Gras in ein lebhaftes Grün.
    Ambros saß auf dem Boden und runzelte über den buschigen Brauen die Stirn. Er hörte, wie die Männer sich darüber wunderten, dass der Wind das Unwetter so rasch vor sich her trieb, doch er wusste, es war nicht der Wind, sondern ein Widerhall der Wirbel im Hügel. Als der Kanal allmählich den See erreichte, stand er auf und wich zurück. An den Eichen, die am Rand des Hügels wuchsen, versperrten ihm zwei Krieger den Weg.
    »Na schön, ich bleibe.« Er setzte sich wieder. »Aber bringt meine Mutter ein Stück den Hügel hinab. Sagt ihr, es wäre eine Vorsichtsmaßnahme wegen des Sturms.«
    Die grimmige Miene des Mannes erwärmte sich ein wenig, und er wandte sich ab, um zu tun, worum Ambros ihn gebeten hatte. Vitalinus hatte sie argwöhnisch beobachtet, doch nachdem der Knabe sich wieder hingehockt hatte, richtete er die Aufmerksamkeit wieder auf den See. Der letzte Hieb wurde vollführt, ein gutes Stück unterhalb der Ebene des Sees. Rasch begann das Wasser abzusinken, wirbelte in einem gegenläufigen Strudel dem verborgenen Loch entgegen. Der Wirbel war so heftig, dass ein feiner Tropfenschleier daraus aufstieg, der im Wind weiterstob. Einen Lidschlag später schienen die Wolken selbst in die Bewegung mit einzustimmen. Wind zerrte an den Mänteln der Männer und verblies alles, was zu leicht war, um seiner Kraft standzuhalten.
    Ambros kauerte sich nieder und vergrub die Finger im Gras. Vitalinus wankte, gegen den Wind gestemmt, auf ihn zu.
    »Was ist das?«, rief er und starrte zu dem stürmischen Himmel empor. »Was geschieht hier?«
    Auch Ambros schaute zu den Wolken hinauf, durch die Blitze zuckten, teils schmutzig weiß, teils von der untergehenden Sonne rot getüncht. Dann veränderte sich sein Bewusstsein, und er sah die Energien, die er mit anderen Sinnen bereits wahrgenommen hatte.
    »Die Drachen kämpfen!«, brüllte Ambros zurück und deutete himmelwärts. »Der Rote Drache und der Weiße!« Stürmisch weiß und blutrot wanden sich die schlangenförmigen Gestalten; bald erlangte die weiße die Oberhand, bald beanspruchte die andere den Sieg für sich. »Seht Ihr sie denn nicht? Könnt Ihr sie denn nicht sehen?« Er ergriff die Schulter des Vor-Tigernus, fühlte, wie der Mann erstarrte, und wusste, dass er zumindest in jenem Augenblick tatsächlich sah.
    Der Weiße Drache war von dem Pfad aufgestiegen, der sich von Südosten her gen Mona erstreckte; der Rote von jenem, der ihn kreuzte. Die Erde erbebte unter der Gewalt ihres Kampfes. Doch nach und nach erkannte er, wie der Weiße Drache seinen Gegner niederrang. Blitze zuckten, und im nächsten Augenblick ertönte ein ohrenbetäubender Donnerschlag. Blinzelnd beobachtete Ambros, wie der Rote Drache zur Erde sank und darin verschwand. Der Weiße hingegen kräuselte sich im Sturm empor, wirbelte dreimal wider den Sonnenlauf um den Hügel und verschwand in die Richtung, aus der er gekommen war.
    Der mächtige Wind erstarb so plötzlich, wie er aufgekommen war; Stille senkte sich über die Hügelkuppe. Das letzte Licht der Sonne

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