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Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See

Titel: Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Weisheit.
    »Ich weiß nicht, aus welchem Metall ich bestehe…«, antwortete er, »oder wer mich schmieden soll.« Ein heiser krächzender Schwarm Saatkrähen flog über sie hinweg; Ambros schaute empor, um ihrem Flug zu folgen, und sah, dass die Sonne bereits hinter den Bäumen verschwand. Er ließ vom Blasebalg ab und richtete sich auf. Die Arbeit hatte ihn den größten Teil des Nachmittags von seinen Sorgen abgelenkt.
    »Ich muss gehen. Tut mir leid«, fügte er hinzu. »Es hat mir Spaß gemacht, Euch zu helfen.«
    »Tatsächlich?« Das Gelächter des Schmieds hallte zwischen den Bäumen wider; unruhig schüttelten die Pferde die Köpfe. »Dann sei nicht traurig, denn wir werden uns wiedertreffen, und vielleicht weißt du dann, was du bist.«
    Ambros’ Schritte zogen sich, während er nach Hause lief und dabei die weißen Schwäne beobachtete, die über den leisen Fluss glitten. Aber als er sich der Brücke näherte, wurde das Gelächter des Schmieds von einem gewaltigen Tumult in der Stadt übertönt. Er hielt inne und starrte auf eine Gruppe Reiter, die hufklappernd über die Brücke ritten und die Pferde im Galopp die Straße entlangtrieben – dem Emblem nach gehörten sie zu Gerontius von Dumnonia. Wenige Augenblicke später folgte ihnen eine von Wachen umgebene Pferdesänfte. Das war Sulpicius von Deva. Was ging hier vor sich?
    Zwischen Kavalkaden überquerte er die Brücke und zupfte einen Ladenbesitzer am Ärmel.
    »Vitalinus hat den Rat entlassen!«, lautete die Antwort. »Vielleicht hat aber auch der Rat ihn entlassen, das ist schwer zu sagen. Jedenfalls kehren die Großen in ihre eigenen Länder zurück, und es heißt, sie hätten geschworen, Ambrosius Aurelianus und seinen Bruder aus Gallien zurückzuholen, um die Kaiserherrschaft wiederaufzurichten!«
     
    Vitalinus handelte rasch und vereinigte die ihm verbliebenen Kräfte. Doch da die Krieger von Dumnonia und Gwenet sich gegen ihn gewandt hatten und Coelius klagte, die Bemalten würden angreifen, wenn er die Armee des Nordens schwächte, erwiesen sich diese Kräfte als denkbar gering. Da Amlodius’ Frau ihm nach so vielen Jahren Ehe nun endlich ein lebendes Kind schenken würde, weigerte sogar er sich zu kommen, wenngleich er einen Unterführer mit einigen seiner Männer schickte.
    Aus seinen eigenen Ländern um Glevum standen dem Vor-Tigernus jene Männer zur Verfügung, die er ausgebildet hatte, außerdem ein paar von der Südküste, doch den Hauptbestandteil seiner Streitkräfte verkörperten die Truppen der Barbaren, die während der letzten zehn Jahre über das Land gewacht hatten. Und wo sie herkamen, gab es noch viele mehr.
    Während die Söhne des Ambrosius ihre Streitkräfte im Westen sammelten, sandte Hengest flinke Schiffe über den Kanal, um weitere Krieger aus den germanischen Landen zu holen. Derweil wich der Oberkönig allen Versuchen des Aurelianus aus, ihn in Schlachten zu verwickeln, da er wusste, wenn er lange genug wartete, würden viele der Aufständischen nach Hause zurückkehren, um beim Einbringen der Ernte zu helfen.
    Schließlich prallten die beiden Heere kurz vor dem Fest des Lugos an einem Ort namens Wollopum aufeinander, nördlich von Venta Belgarum. Noch war nicht die gesamte Verstärkung des Vor-Tigernus eingetroffen, aber Aurelianus trieb die Sache voran, weil er allmählich Männer zu verlieren begann. Einen ganzen blutigen Tag lang rangen sie miteinander, während Ambros und die übrigen am Kampf Unbeteiligten sie von einem nahe gelegenen Hügel aus beobachteten. Und da die Zahl der Krieger einigermaßen ausgeglichen war, konnte bei Einbruch der Dunkelheit keine der beiden Seiten den Sieg für sich beanspruchen. Die Streitkräfte der Angreifer zogen sich nach Dumnonia zurück, um ihre Wunden zu lecken, Vitalinus und seine Männer nach Glevum.
     
    Das Schwert zischt herab, durchdringt eine Lederrüstung, spaltet Fleisch und Knochen.
    Ein Mann gellt, als sein Arm vom Leib getrennt wird; dann spritzt grelles Blut auf, und die Schreie verstummen. Andere füllen die Stille, Gebrüll des Schmerzes oder Zorns. Das Klirren von Waffen bohrt sich in die Sinne. Der Gestank von Blut, Schweiß und Kot hängt faulig in der Luft.
    Er wimmert, versucht, einen Weg aus dem Gemetzel zu finden, doch wohin er sich auch wendet, überall stößt er auf vor Wut verzerrte Fratzen, die flinken Hiebe blutiger Schwerter… Er rollt sich ein, kauert sich zusammen; nur weg, nur weg…
    »Ambros!«
    Er zuckte zusammen, als eine Hand sich um

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