Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brixton Hill: Roman (German Edition)

Brixton Hill: Roman (German Edition)

Titel: Brixton Hill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
Vom Netzwerk:
unauffälliger, als sich vor dem Samuel Pepys herumzutreiben, und sie würde Robert nicht in die Arme laufen.
    Bevor sie eine geeignete Stelle gefunden hatte, an der sie warten konnte, erhielt sie eine SMS . Samir schickte ihr Alex’ Handynummer. Sie rief sofort bei ihm an.
    »Kannst du sprechen?«, sagte sie ohne Begrüßung.
    »Oh! Ähm, ja, klar. Wo bist du?«
    »Du wirst aber nicht irgendwie … abgehört oder so was?«
    »Ich bin Anwalt. Das dürfen sie nicht.«
    »Was hat dein Vater mit Braidlux zu tun?«
    Kurzes Schweigen. Dann: »Was?«
    Sie hätte ihm jetzt lieber gegenübergestanden, um zu sehen, wie überrascht er wirklich war. »Weißt du davon?«
    »Nein, ich hab keine Ahnung, wovon du redest. Braidlux? Die Baufirma?«
    »Er und Frank halten zusammen die Mehrheit an dem Laden.« Sie entdeckte einen Mauervorsprung, der sichtgeschützt in der Dunkelheit lag, auf halbem Weg zwischen der Millenium und der Blackfriars Bridge, und setzte sich drauf.
    Wieder Schweigen. Dann: »Bist du sicher? Wie kommst du darauf?«
    »Das ist egal. Ich will nur wissen, ob du etwas darüber weißt.«
    »Nein.« Diese Antwort: schnell. Zu schnell?
    »Das Gebäude, in dem Eric und ich gewohnt haben, und der Limeharbour Tower wurden beide von Braidlux gebaut.«
    Alex schwieg.
    »Sag was.«
    »Was soll ich sagen? Ich hab keine Ahnung, was das zu bedeuten hat. Wo hast du das her? Ich meine, bist du dir ganz sicher?«
    »Das bin ich.« War sie es wirklich? Sie folgte mit den Augen einem Schiff und blieb bei der bläulich schimmernden Millenium Bridge hängen.
    »Hast du ihn darauf angesprochen?«
    »Deinen Vater? Sicher nicht. Aber gleich werde ich mit Frank darüber reden.«
    »Bist du bei ihm?«
    »Ich sehe ihn später.« Wenn alles gut lief.
    »Glaubst du, es gibt eine Verbindung …«
    »Deshalb will ich mit dir darüber reden«, unterbrach sie ihn ungeduldig. »Ist das Zufall? Oder was passiert hier gerade? Ich kann es mir nicht erklären.« Ein älteres Ehepaar in enger Funktionskleidung joggte an Em vorbei. Sie senkte die Stimme. »Alex, warum passiert das alles? Wer will mich aus dem Weg haben? Das einzige Motiv, das ich mir mittlerweile vorstellen kann, ist das Geld, das ich noch nicht geerbt habe. Ich kenne keine Geheimnisse, ich stehe niemandem im Weg, also was soll das?«
    Alex antwortete nicht. Eine Gruppe italienischer Studenten kam von der Brücke und zog lärmend an Em vorbei. Sie waren wohl entweder in der Tate Modern oder im Shakespeare’s New Globe Theatre gewesen, danach noch etwas trinken. Jedenfalls rochen sie nach Alkohol.
    »Bist du noch dran?«, fragte Em, als die Studenten weitergezogen waren.
    »Ja.«
    »Sag was.«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich bin … vollkommen überrascht.«
    »Frag mich mal.«
    »Wo bist du gerade? Können wir uns treffen? Ich komm zu dir.« Er klang jetzt sanfter.
    »Jetzt nicht. Ich warte auf Frank.«
    »Danach?«
    »Okay. Ich melde mich.«
    »Ich warte.«
    »Bis später.«
    »Em?«
    »Ja?«
    »Pass auf dich auf.« Dann war die Leitung tot.
    Em sah das Telefon an und versuchte zu entscheiden, ob Alex’ letzter Satz Bitte oder Drohung gewesen war. Sie wusste gerade nicht mehr, wer Freund und wer Feind war.
    Em stand auf, um ihren Kreislauf in Schwung zu bringen, ging ein paar Schritte vor und zurück, dann setzte sie sich wieder. Sie beobachtete die Schiffe auf der Themse, betrachtete, wie sich die Lichter abwechselten. Sie sah The Shard auf der anderen Seite des Flusses, fragte sich, wann sie auf die Aussichtsplattform im 70. Stock in über zweihundert Metern Höhe gehen würde – oder ob überhaupt. Fragte sich dann, was die Menschen in Brixton zu diesem Bauwerk sagten, denn wenn man Brixton Hill hinunterging und dann weiter auf der Brixton Road blieb, sah man direkt auf The Shard, als sei der Turm, der drei Meilen entfernt am Südufer der Themse stand, eigens so konstruiert worden, um am Ende dieser Sichtachse aufzuragen.
    Ein Gebäude, das wie eine Glasscherbe aussah. Mit Etagen für unbezahlbare Luxusapartments und weiteren Etagen für ein Luxushotel, das einem malaysischen Multimilliardär gehörte.
    Es war noch nicht so lange her, da hieß es, der Londoner Süden sei gefährlich. Armut, Gewalt, Drogen. Das war der Süden. Dann kamen die glänzenden Hochhäuser, die Kunstmuseen, die Luxushotels. Der Süden war seither viel gefährlicher geworden.

Kapitel 31
    M iles Fielding war vor allen Dingen ein Feigling. Etwas Besseres über ihn zu sagen, ohne dabei die Wahrheit deutlich

Weitere Kostenlose Bücher