Brockmann Suzanne
tatsächlich mit dem CRO-Anführer ins Bett steigen müsste. Niemals würde sie ihr Selbstwertgefühl dermaßen mit Füßen treten - auch wenn sie sich allergrößte Mühe gegeben hatte, Jake vom Gegenteil zu überzeugen.
Sie seufzte. Heute Nachmittag hatte sie Jake beinahe versprochen, ihm vom Leib zu bleiben. Und während seiner Unterredung mit Vincent war ihr die Idee gekommen, einen Streit vorzutäuschen. Erst streiten und dann ernstlich schmollen. So kam Jake nicht in die Verlegenheit, sie zu berühren, ja, er musste ihr nicht einmal einen Gutenachtkuss geben.
Sie brauchten nicht so zu tun, als würden sie miteinander schlafen.
Sie hatte die unendliche Erleichterung in Jakes Augen gesehen, als er begriff, was sie tat - und warum. Nicht nur er war erleichtert gewesen. Sie selbst war sich auch nicht sicher, wie viel mehr Nähe sie ertragen konnte.
„Zoe.”
Er sprach so leise, dass sie erst an Einbildung glaubte.
Aber dann berührte Jake sie. Vom anderen Ende des Bettes streckte er seine Hand nach ihr aus und legte ihr leicht die Finger auf den Arm.
Zoe blieb fast das Herz stehen.
„Ich glaube, wir sollten nicht länger streiten”, sagte er.
Galten seine Worte nur den Mikrofonen, oder gab er ihnen absichtlich eine Doppelbedeutung?
„Komm her”, flüsterte er. „Wir werden beide sehr viel besser schlafen, wenn ich dich in den Arm nehme.”
Sie drehte sich um und schaute ihn an. Sein Gesichtsausdruck war im schwachen Licht kaum auszumachen.
„Komm schon”, bat er und zog sie an sich, sodass sie beide in der Mitte des Bettes landeten.
In seinen Armen zu liegen fühlte sich so gut an, dass ihr die Tränen kamen. Er trug kein Hemd, und seine Haut war warm, seine Brust fest. Er roch ganz leicht nach seinem tollen Aftershave und nach Zahncreme.
Sie klammerte sich an ihn, wohl wissend, dass sie ihn wegstoßen sollte. Wohl wissend, dass sie ihm versprochen hatte, genau das zu tun.
Sie spürte seine Beine und ...
Denim. Er trug noch seine Jeans. Der bestmögliche Schutz.
Das ihr bereits so vertraute schiefe Lächeln huschte über sein Gesicht. „So wird es gehen”, hauchte er. „Wir brauchen beide unbedingt ein wenig Schlaf und ...”
Und er hatte sich nicht nur gemerkt, was sie ihm am Nachmittag auf dem Dach erzählt hatte, sondern auch zwischen ihren Zeilen gelesen. Ihm war klar geworden, dass einer ihrer sehnlichsten Wünsche war, die ganze Nacht in seinen Armen zu liegen.
Zoe küsste ihn. Sie konnte nicht anders.
Er seufzte, als sich ihre Lippen in einem unglaublich zarten Kuss trafen. Einem Kuss voller Verlangen, in dem zugleich etwas anderes, etwas wunderbar Warmes, etwas sehr viel Stärkeres mitschwang als bloße Leidenschaft.
„Gute Nacht”, flüsterte sie.
Seine Stimme klang samtweich in der Dunkelheit. „Gute Nacht, Baby.”
Zoe schloss die Augen. Den Kopf sicher unter seinem Kinn geborgen und seinem gleichmäßigen Herzschlag lauschend, schlief sie rasch ein.
13. KAPITEL
D enkst du manchmal an Vietnam?”
Jake lehnte den Kopf gegen die Betonmauer und hob sein Gesicht der Sonne entgegen, um die letzten schwach wärmenden Strahlen des Nachmittags zu genießen. „Nein. Nie.”
„Ist das jetzt eine Lüge?”
Zoe saß neben ihm auf dem Dach mit Ausblick auf den kleinen Wasserfall. Sie schlugen die Zeit tot.
Den ganzen Vormittag waren sie in der Anlage umhergestreift, hatten nach abgesperrten Bereichen und verschlossenen Türen gesucht, die ihnen bisher entgangen waren. Aber sie hatten das nach einer Weile einstellen müssen, um nicht zu sehr aufzufallen.
Dann hatten sie ungefähr eine Stunde lang Informationen über die Arbeitskolonnen gesammelt. Sie versuchten herauszufinden, was Zoe tun musste, um der Gruppe zugeteilt zu werden, die Vincents Privaträume und sein Büro reinigte.
Soweit Jake in Erfahrung gebracht hatte, musste sie vor allem seit mindestens fünf Jahren bei der CRO sein.
Das hieß, sie mussten einen anderen Weg ins Allerheiligste finden, einen anderen Weg, um an die nötigen Informationen zu kommen. Und das wiederum bedeutete, dass Jake der CRO und Christopher Vincent unbedingte Loyalität schwören und beweisen musste.
Deshalb saßen sie jetzt hier, auf dem Dach der Fabrik, wo sie nicht von den Kameras beobachtet werden konnten und der Wasserfall ihre Stimmen übertönte, und schlugen die Zeit tot, bis ihre „Flitterwochen” ganz offiziell beendet waren.
Zoe hatte sich die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Da sie kein Make-up aufgelegt
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