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Brockmann Suzanne

Brockmann Suzanne

Titel: Brockmann Suzanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 5 Harvard - Herz an Herz
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Kindheit wird dich über so manch eine Situation hinwegtrösten können. Du weißt immerhin, was es heißt, ein Zuhause zu haben. Die meisten anderen Menschen treiben einfach so durch ihr Leben und wissen gar nicht, was ihnen fehlt – nur, dass ihnen etwas fehlt.“
    Harvard blieb still, also fuhr sie fort. Sie konnte sich gar nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so viel geredet hatte. Aber dieser Mann schien es wert zu sein. Ihr neuer Freund mit den whiskeyfarbenen Augen, der sie so in Versuchung führte.
    „Du kannst dich eines Tages dafür entscheiden, selbst ein Zuhause und eine Familie zu haben“, sagte sie zu ihm. „Oder du bleibst bei deinen Erinnerungen. Auch dann wirst du immer ein Zuhause haben, das du zumindest in deinen Gedanken aufsuchen kannst, wann du willst.“
    So. Jetzt hatte sie alles gesagt, was sie zu sagen hatte. Aber er schwieg immer noch. Sie fragte sich, ob sie zu weit gegangen war. Sie war die Königin der problematischen Familiengeschichten. Was wusste sie schon über ein normales Zuhause? Woher nahm sie das Recht, ihm mit solchem Nachdruck ihre Weltsicht aufzudrängen?
    Er räusperte sich. „Und wo lebst du jetzt, P. J.?“
    Es gefiel ihr, als er sie P. J. nannte und nicht Richards. Es hätte eigentlich keinen Unterschied machen dürfen, aber es machte doch einen. Sie erschauerte leicht, als sie das altbekannte Leuchten in seinen Augen sah. Keine Frage: Er wollte sie. Aber es gefiel ihr besonders, dass er sie genug respektierte, sich zurückzuhalten. Sein Interesse schien stark zu sein, aber er stellte ihr nicht nach, sondern hielt sich an ihre Absprache. Ja, das mochte sie.
    „Ich habe ein Apartment in Washington, aber dort bin ich nur selten.“ Sie nahm eine Handvoll Sand und ließ ihn durch ihre Finger rieseln. „Ich bin eine getriebene Seele. Ich habe meine Umzugkartons noch nicht fertig ausgepackt, und ich habe auch noch keine Möbel gekauft. Obwohl ich immerhin ein Bett und einen Küchentisch besitze.“ Sie warf ihm ein schelmisches Lächeln zu. „Ich brauche keine Therapie, um zu wissen, dass mein Sinn fürs Nestbauen gestört ist. Hat wohl was mit meiner Kindheit zu tun. Ich habe gelernt, mein Herz nicht allzu sehr an ein Zuhause zu hängen. Früher oder später würde uns der Vermieter ja ohnehin rauswerfen.“
    „Wenn du irgendwo auf der Welt leben könntest, wo würdest du wohnen wollen?“
    „Das ist eigentlich egal. Hauptsache, nicht mitten in der Großstadt“, antwortete P. J., ohne zu zögern. „Ein kleines Häuschen mit Garten – es muss wirklich nichts Großes sein. Nur ein bisschen Grün außen herum. Ich habe noch nie irgendwo lange genug gelebt, um einen Garten anzulegen“, fügte sie nachdenklich hinzu.
    Harvard war ganz gefangen von dem Bild, das sie abgab. Sie saß ganz ruhig und gelassen am Strand. Und das, nachdem sie acht Meilen in einem Tempo gelaufen war, das die meisten seiner Männer zum Fluchen gebracht hatte, und zusätzlich noch drei Meilen spaziert war. Ihre Haut war sandig, klebrig und salzig, ihr Haar völlig durcheinander und ihr Makeup schon lange verschwunden. Sie war stark und sie war ehrgeizig. Sie war es gewöhnt, sich in einer Männerwelt nicht unterkriegen zu lassen, sondern voranzukommen. Und nichtsdestotrotz war sie so hinreißend gefühlvoll.
    Sie wandte sich zu ihm um und sah ihn direkt an. Als ob sie seine Gedanken lesen konnte, lachte sie: „Ich klinge wie ein Weichei.“ Sie kniff die Augen zusammen. „Wenn du mich verrätst, bist du ein toter Mann.“
    „Was soll ich nicht ver ra ten? Dass du Blu men magst? Glaubst du wirklich, dass du das vor der Welt verstecken musst?“
    Irgendetwas in ihrem Blick veränderte sich. „Das verstehst du nicht. Du darfst Blumen mögen“, erklärte sie ihm. „ Du darfst beim Mittagessen in der Kantine Jane Austen lesen. Und du kannst Eistee trinken statt Whiskey. Du kannst tun, was du willst. Aber wenn ich mich dabei erwischen ließe, mich wie eine Frau zu verhalten, würde ich komische Blicke ernten. Wenn ich Spitzenunterwäsche tragen würde statt der Armeewäsche, die zur einen Hälfte aus Baumwolle besteht und zur anderen aus Sandpapier, würde man sich fragen, ob ich meinem Job gewachsen bin.“
    Harvard versuchte, sie zum Lachen zu bringen. „Ich persönlich würde auch keine Spitzenunterwäsche tragen wollen.“
    „Ja, aber du könntest Seidenshorts tragen, und deine Männer würden denken: ‚Himmel, Senior Chief Becker hat wirklich Stil.‘ Wenn ich Seide tragen würde,

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