Brockmann Suzanne
entscheiden.
Denn um sich diesen Traum zu erfüllen, hätte er Joe Catalanotto im Stich lassen müssen.
Und wie sehr Harvard sich auch eine Zukunft mit dieser Frau wünschte – er konnte seinen Captain nicht dem sicheren Tod überlassen.
All diese Gedanken und Gefühle spiegelten sich wohl in seinem Gesicht wider, denn P. J. streichelte ihm zärtlich über die Wange und sagte: „Vielleicht haben wir keine Ewigkeit. Vielleicht wird keiner von uns beiden den nächsten Morgen erleben. Na und? Wir werden einfach den gesamten Rest unseres Lebens in die nächsten sechs Stunden packen müssen.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn zärtlich. „Komm. Lass uns diese Hütte finden, von der Crash gesprochen hat“, flüsterte sie. „Lass mich nicht sterben, ohne dich vorher geliebt zu haben.“
Harvard sah ihr in die Augen. Er wusste nicht, was er sagen sollte, wie er es sagen sollte. Ja. Das war das Erste, was ihm einfiel. Er wollte mit ihr Liebe machen, er wollte mit ihr schlafen. Es gab nichts, was er sich mehr wünschte. Aber sie ging davon aus, dass sie beide sterben würden.
Es mochte ja sein, dass er heute Nacht starb, aber sie würde ganz gewiss nicht sterben. Im Moment hatte er nur geringen Einfluss auf die Geschehnisse, aber das war etwas, was er beeinflussen konnte. Und er hatte sich entschieden: Wenn er heute Nacht aufbrach, würde er sie nicht mitnehmen.
Und sie würde ihm nicht folgen.
Das hatte er sichergestellt, indem er sie hierher gebracht hatte, zu dieser Hütte hinter einem Minenfeld. P. J. war in Sicherheit. Er würde Crash und Blue anfunken und ihnen ihre genauen Koordinaten durchgeben. Und nachdem er Joe rausgeholt hatte – falls er ihn rausholen würde –, würde er zurückkommen und sie holen. Wenn nicht, würde Blue ihr in ein paar Tagen einen Hubschrauber schicken, wenn die Situation sich ein wenig beruhigt hatte.
Sie deutete sein Schweigen falsch. „Ich verspreche es dir“, sagte sie und wischte sich die letzten Tränen ab. „Ich werde morgen nichts bereuen.“
„Und was, wenn wir überleben?“, fragte Harvard. „Was, wenn alles gut geht, ich Joe retten kann und wir beide morgen noch am Leben sind?“
„Ja, richtig. Das würde ich natürlich sehr bedauern.“
„So habe ich das nicht gemeint, und das weißt du auch, Klugscheißerin.“
„Kein Bedauern“, bekräftigte sie. „Ich verspreche es!“ Sie zog an seiner Hand. „Komm schon, Daryl! Die Zeit läuft.“
Harvards Herz schlug höher. P. J. glaubte also wirklich, dass keiner von ihnen diesen Einsatz überleben würde. Sie war davon überzeugt, dass sie nur noch sechs Stunden zu leben hatte, und doch war sie bereit und gewillt, diese letzten sechs Stunden – den gesamten Rest ihres Lebens – mit ihm zu verbringen.
Er erinnerte sich daran, was sie ihm über ihre geheimste Kindheitsfantasie erzählt hatte. Als kleines Mädchen hatte sie davon geträumt, einmal einem Mann zu begegnen, der sie genug liebte, sie zu heiraten, bevor er sie mit in sein Bett nahm.
„Heirate mich.“ Harvards Worte überraschten ihn selbst beinahe so sehr wie sie.
P. J. starrte ihn an. „Wie bitte?“
Überraschenderweise gewöhnte er sich schnell an den Gedanken. Plötzlich schien alles auf eine verrückte Weise Sinn zu ergeben. „Nur für heute Nacht. Nur für den Fall, dass ich … dass wir es nicht schaffen. Du hast gesagt, dass du immer gehofft hast, dass dein erster Liebhaber auch dein Ehemann ist. Also heirate mich. Hier und jetzt.“
„Das war doch nur ein alberner Kleinmädchentraum.“
„Deine Träume sind nicht albern . Wenn ich dein Geliebter sein soll, heirate mich zuerst.“
„Aber …“
„Du kannst nicht sagen, dass wir uns noch nicht lange genug kennen, um so einen großen Schritt zu wagen. Was soll in sechs Stunden Ehe schon schiefgehen?“
„Es wird vor dem Gesetz doch gar nicht gültig sein.“
Die Idee gefiel ihr. Das konnte er in ihren Augen sehen. Aber die Realistin in ihr schämte sich, es zuzugeben.
„Sei doch nicht so schrecklich nüchtern“, wandte Harvard ein. „Was ist die Ehe denn schon außer einem Versprechen? Einem Versprechen zwischen zwei Menschen. Es wird so gültig sein, wie wir es wollen.“
P. J. lachte ungläubig. „Aber …“
Harvard nahm ihre Hand in seine und drückte sie. „Ich, Daryl Becker, nehme dich …“ Sie lachte immer noch. „Ich nehme dich, P. J. …“ Er unterbrach sich. „So geht das nicht! Ich weiß ja nicht einmal, wofür P. J.
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