Broken (German Edition)
Lebensmittel hochzutragen. Sie hat mir von dem Einbruch in ihr Haus erzählt.»
Die Aufzugtüren öffneten sich. «Soll ich das mit hochnehmen, oder willst du mich zwingen, dir beim Flirten zuzusehen?»
Marko verbeugte sich mit seiner üblichen Eleganz und reichte mir das Tablett. «Bitte grüß sie von mir. Und für den Fall, dass sie noch irgendetwas braucht, gib ihr ruhig meine Handynummer.»
Ich lächelte, als die Türen sich schlossen. Ich liebe dieses Hotel und sein Personal.
Es ist bezeichnend, dass ich gerade in einem Hotel meinen festen Wohnsitz gefunden habe. Bevor meine Trinkerei ein jähes Ende fand, hatte ich so etwas wie eine Liebesaffäre mit Hotelzimmern. Dort konnte ich das tun, was überall sonst inakzeptabel war – trinken bis zum Umfallen. Selbst jetzt, wenn der Zimmerservice an Wochenenden und Feiertagen auf Hochtouren läuft, erinnert mich der Geruch von Tomatensaft an eine kalte Bloody Mary mit einem Selleriestängel und einer Limonenscheibe. Ich bin eine typische Süchtige. Ich romantisiere die Erinnerung. Wie ich in einem gediegenen Restaurant mit meinem Stuhl nach hinten umkippe, kommt mir nie in den Sinn, wenn ich mich nach einem Drink sehne. Nein, stattdessen erinnere ich mich an guten Cognac in einem Schwenker, an seinen Duft in der Nase, den Geschmack auf der Zunge – wie flüssige Ruhe. Oder die kühle, klare Härte von Wodka mit Soda, Eiswürfeln und Zitrone an einem heißen Tag. Mir läuft noch immer das Wasser im Mund zusammen, wenn ich daran denke – das Zellgedächtnis einer Trinkerin.
In meiner Wohnung roch es nach Essen. Miki war in der Küche, in Jeans und einem T-Shirt, das mir sehr bekannt vorkam.
«Hey, du kommst zu früh. Ich wollte dich mit Abendessen überraschen.» Sie stand am Herd vor einem dampfenden Topf und kostete irgendwas von einem Holzlöffel. «Ich hab geduscht und mir ein paar von deinen Klamotten geborgt, um einkaufen zu gehen. Bin noch nicht ganz so weit, wieder allein zu Hause zu sein. Ich hoffe, das ist in Ordnung für dich.» Sie war erstaunlich munter. «Was hast du da? Das riecht lecker.»
«Das Essen, das du von unten bestellt hast», sagte ich und stellte das Tablett auf die Küchentheke. Dann ging ich den Flur runter Richtung Schlafzimmer, um mich umzuziehen. «Übrigens, Marko hat gesagt, ich soll dir seine Handynummer geben.»
Miki erschien an der Tür. «Wieso hätte ich was zu essen bestellen sollen? Ich koche doch.»
«Das hab ich mich auch gerade gefragt», erwiderte ich und stieg aus meinem Rock, zog mir eine Levi’s an und suchte im Schrank nach einer Bluse.
«Keye, im Ernst. Ich hab nichts bestellt.»
«Okay», sagte ich leichthin. Aber in Wahrheit dachte ich Ooo-kay, schon klar. Ich holte meine Laufschuhe heraus. Wie ich vor einer Weile festgestellt hatte, war bequemes Schuhwerk unerlässlich bei der Jagd nach Kautionsflüchtlingen. «Geht’s dir heute besser?»
«Ja. Ich meine, nein. Ich meine, ich hab das Essen nicht bestellt.»
Ich sah sie an. Sie war wirklich aufgewühlt. Oje. Hörte der Spaß denn nie auf? «Hey, ist doch nicht schlimm. Vielleicht wollte Marko einfach unter einem Vorwand hochkommen.»
Die Andeutung eines Lächelns. Sie berührte ihr Haar. «Er hat mir geholfen, die Einkäufe hochzutragen. Hätte nicht viel gefehlt, und er hätte das Licht gedimmt, ehe ich ihn rauskomplimentieren konnte.»
Ich streifte mir einen Pullover über und folgte Miki, die Schuhe in der Hand, zurück in die Küche. «Er ist ein charmanter Bursche, oder? Kein Interesse?»
Miki hob die Abdeckung von dem Tablett, und wir betrachteten Markos Shrimps-Ravioli mit gehobeltem Trüffel, Ruccola-Salat, sein berühmtes selbst gebackenes Lauchbrot und auf einem weißen Tellerchen mit einem Zweig Minze dekoriert einen mehlfreien Schokoladenkuchen etwa von der Größe eines Eishockeypucks.
«Am Anfang sind sie alle charmant», sagte Miki, was bewies, dass sie genauso zynisch war wie ich. Sie reichte mir eine Gabel und nahm sich selbst eine.
Ich setzte mich auf einen Hocker an der Theke, die meinen Wohnbereich von der Küche trennt, und spießte ein Stück von Markos selbstgemachter Pasta auf. «Ich hatte bis jetzt nur Donuts und Kaffee», gestand ich. «Die Stresshormone schießen mir schon aus den Augen.»
Wir aßen beide einen Bissen und genossen ihn gebührend. Marko war ein Künstler im Kochen und Arrangieren seiner Kreationen. Er hatte echt ein Händchen. Miki ging zum Gasherd und rührte um, was immer sie da im Topf hatte,
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